Sag nie, nie wieder
hervor, während Connor nach seiner Lederjacke griff, und sie anzog. Sie wollte verlangen, dass er weitermachte, was er so wunderbar begonnen hatte, doch er entschuldigte sich, und verließ das Haus durch die Hintertür.
Sekundenlang bewegte Bronte sich nicht. Schließlich ließ sie sich von der Theke gleiten. Sie zitterte am ganzen Körper, während sie den Pulli wieder über die Brüste zog. Sie schaffte es gerade noch zu einem Stuhl und ließ sich darauf sinken.
Frust packte sie, ebenso Angst, sich bereits auf mehr eingelassen zu haben, als sie wollte. Schließlich schössen ihr die Tränen in die Augen.
In der Morgendämmerung saß Bronte neben ihrem Bett auf dem Fußboden, ließ die Videokassette, die sie von Connor erhalten hatte, zurücklaufen und spielte sie noch ein Mal im Schnelllauf ab.
Das alles machte sie bereits automatisch. Sie hatte sich das Band ein Dutzend Mal angesehen, doch die Bilder veränderten sich nicht. Nun kam zum Frust auch noch Erschöpfung.
Connor hatte Recht. Sie sollte sich mit ihm auf keine sexuelle Beziehung einlassen, solange sie keine Antwort auf die Frage gefunden hatte, die sie gleich zu Beginn hätte stellen sollen.
Hatte er Melissa Robbins getötet?
Bisher war sie dieser Frage ausgewichen und wusste auch jetzt nicht, was sie denken sollte.
War sie in den vier Jahren bei der Bundesanwaltschaft wirklich so dickhäutig geworden, dass sie zwischen Beruf und Privatleben trennen konnte? Doch ganz abgesehen davon - welche Frau bei klarem Verstand holte sich einen wegen Mordes gesuchten Mann ins Bett, ohne zu wissen, ob er schuldig war?
Sie strich sich müde über die Augen. Nein, sie glaubte nicht, dass Connor McCoy der Mörder von Melissa Robbins war. So, das war geklärt.
Sie drückte die Wiedergabetaste, als ein Mann, angeblich Connor, in der Ecke erschien und zur Tür des Schutzhauses ging.
Fünf Minuten später kam derselbe Mann mit gesenktem Kopf auffallend hastig wieder heraus.
Sie notierte sich zum dritten Mal die Zeiten, drückte den Rücklauf und seufzte.
Das alles ergab keinen Sinn, und da Connor nicht hier war und nichts erklären konnte, würde es auch so bald keine plausible Bedeutung erhalten. Sie schaltete die Geräte aus und stand auf.
Warum hatte Connor ihr die Kassette überhaupt gegeben? Er wurde durch das Band doch weiter belastet. Es sah so aus, als wäre er allein zu Melissa Robbins gegangen, und der Zeitpunkt stimmte mit ihrer Ermordung überein.
Bronte griff nach dem Wecker. In einer dreiviertel Stunde musste sie im Büro sein. Sie entledigte sich der Kleidung, die sie seit gestern Morgen trug, ging ins Bad und duschte so heiß, dass es kaum zu ertragen war. Trotzdem begehrte sie Connor auch jetzt noch. Daran änderte nicht einmal die Kassette etwas. Sie wollte ihn in ihrem Bett und in ihrem Leben haben. Und das verwirrte sie restlos.
Energisch wusch sie das Make-up ab. Sehnte sie sich wirklich so verzweifelt nach einem Mann? War sie schon so lange ohne Sex, dass sie sogar einen Mordverdächtigen haben wollte? Oder glaubte sie so verzweifelt an Connors Unschuld, dass sie unbewusst alle Beweise für das Gegenteil abblockte?
Wieso sollte sie das tun? Sie kannte ihn nicht sonderlich gut.
Auch jetzt war er nicht viel mehr als der Schwager ihrer besten Freundin.
Doch der Instinkt riet ihr, an ihn zu glauben und ihn zu verteidigen. Tief in ihrem Inneren glaubte sie nicht, dass Connor jemals das Gesetz brechen würde. Er verstieß gegen keine Verkehrsregeln, er unterschlug kein Geld, und er war schon gar kein Mörder. Wahrscheinlich hatte ihm schon in Kindertagen eine kleine Notlüge schlaflose Nächte beschert. Er war stolz darauf, wer er war und woher er kam. Reden und Handeln waren bei ihm dasselbe.
Warum hatte er ihr dann nicht gesagt, dass er Melissa Robbins nicht ermordet hatte?
Doch, gestern Abend hatte er es ihr gesagt - mehr oder weniger. Trotzdem musste sie noch mehr herausfinden - und zwar schnell.
Sie drehte das Wasser in der Dusche ab und griff nach dem Handtuch.
Eine Viertelstunde später meldete sie sich im Büro krank und hinterließ Greg eine Nachricht. Dann rief sie die Telefonnummer in den Poconos an, die Kelli ihr genannt hatte.
Wieder eine Viertelstunde später erhielt sie hintereinander vier Anrufe. Der erste kam von Connors Vater.
Von allen McCoys hatte sie mit Sean am wenigsten gesprochen, wenn sie mit Kelli im McCoy-Haus gewesen war. Und Connor hatte gar nicht über ihn geredet. In der kurzen Unterhaltung wurde jedoch
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