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Sag niemals nie

Sag niemals nie

Titel: Sag niemals nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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Minuten als Star erlebt hatte - das Fotoshooting mit Serena
-, und jetzt war sie doch wieder nur die langweilige, alte Jenny: eine
Beinahe-Fünfzehnjährige mit großen Plänen und noch größerem Busen. Dabei legte
sie es gar nicht mal darauf an, mit vierzehn von der Schule abzugehen und als
Supermodel Karriere zu machen, aber es wäre schon schmeichelhaft gewesen, wenn
es ihr wenigstens jemand angeboten hätte.
    Jenny stand auf und klopfte
ihre Knie ab. Die Jeans war enttäuschenderweise kein bisschen abgewetzter und
sah, von der seltsamen Position der weißen Flecken mal abgesehen, total lahm
aus - genau wie alles andere in ihrem Kleiderschrank. Serenas Sachen waren
immer ein ganz kleines, perfektes bisschen ausgefranst und abgetragen, was über
die schillernde, skandalumwitterte Vergangenheit ihrer Trägerin hinwegtäuschte.
Jenny fragte sich, ob ihre Klamotten wohl auch einen eigenen Charakter
entwickeln würden, wenn sie aus der Constance-Billard-Schule fliegen würde und
aufs Internat müsste.
    »Hast du schon mal daran
gedacht, auf ein Internat zu gehen?«, wollte sie von Elise wissen.
    Elise verzog das Gesicht. »Was?
Dreimal am Tag den Schulfraß essen und mit Lehrern zusammenwohnen? Ver- giss
es!«
    Jenny guckte nachdenklich. Sie
stellte sich das Internatsleben ganz anders vor. Für sie bedeutete es vor
allem eines: befreit sein. Von ihrem manisch-depressiven, dichtenden »Ich bin
ein Rockgott«-Bruder, von ihrem krankhaft überbemutternden und beschämend
ungepflegten Vater, von der geschmacklosen Uniform der Constance-
Billard-Schule, von ihrem verstaubten, alten Zimmer und von der alltäglichen
Langeweile der immer gleichen Routine, die sich noch über die nächsten drei
Schuljahre erstrecken würde. Und es stand für neue Chancen: mit Jungs zur
Schule zu gehen und zusammenzuwohnen und endlich das Mädchen zu sein, das sie
immer hatte sein wollen - das Mädchen, über das alle reden.
    Rufus steckte den Kopf zur Tür
herein, ohne daran zu denken, dass Jenny nicht mehr fünf war und vielleicht ja
auch gerade nackt sein könnte. Seine wilde Mähne hatte er diesmal mit der
knallblauen Plastikfolie zum Zopf gebunden, in der allmorgendlich die New York Times geliefert wurde. »Soll ich
euch Mädels ein Taxi rufen?«, erkundigte er sich mit gutmütiger
Fürsorglichkeit.
    Jenny sah ihm an, dass er
unheimlich gern zu Dans Konzert mitgekommen wäre, aber heute fand die
monatliche Schreibwerkstatt mit anderen anarchistischen Schriftstellern statt,
und Schreiben war nun mal das Einzige, das ihm so am Herzen lag wie seine
Kinder, auch wenn nie ein Buchstabe von ihm veröffentlicht worden war.
    »Schon okay, Dad.« Jenny
lächelte süß und wartete nur darauf, dass er einen blöden Kommentar über ihre
sexy goldenen Sandaletten abließ. »Können wir?«, sagte sie zu Elise.
    Elise schmierte sich gerade
noch eine Lage von Jennys Lieblingslipgloss »Ice« von M*A*C auf die ohnehin
schon fettglänzenden Lippen. »Wir können.«
    »Ihr beiden seht so...«, Rufus
zupfte an seinem störrischen Bart und suchte nach dem passenden Adjektiv, »... erwachsen aus«, sagte er schließlich.
    Ja, aber nicht wie Models, mit
denen Rockstars zusammen sind, dachte Jenny unzufrieden, als sie einen letzten
prüfenden Blick in den Spiegel warf. Elise hatte viel zu viel Lipgloss
aufgetragen, und Jenny wünschte, ihre flachen Kors-Sandaletten hätten etwas
Absatz, um sie ein kleines bisschen größer aussehen zu lassen. Sie ging ja
schließlich nicht wegen Dan auf das Konzert, sondern um Damian Polk und die
übrigen Raves kennen zu lernen und Eindruck zu schinden.
    Sie stellte sich vor dem
Spiegel kurz auf die Zehenspitzen. »Zum Glück stehen wir auf der Gästeliste«,
seufzte sie. »Sonst würden die uns nie reinlassen.«
    Och, mit einem Busen wie ihrem
wurde sie wahrscheinlich überall reingelassen. Aber darauf musste sie wohl
erst selbst kommen.

 
    sie ist
eben doch ein mädchen
     
    »Ach du Scheiße, was ist das denn?« Vanessa war entsetzt.
Es war ihr ein Rätsel, wieso sie ihr all die Jahre nie aufgefallen waren. Sie
verrenkte den Hals und schielte angestrengt in den Badezimmerspiegel. Kein
Zweifel, hinter ihrem Ohr leuchteten vier große braune Leberflecke, hübsch
aufgereiht wie ein bescheuertes Sternbild. Sie kam sich vor wie das Mädchen aus
der Werbung, das Panik kriegt, weil sie vor ihrem wichtigen Date einen Pickel
entdeckt. Nur - Pickel vergingen, Muttermale waren etwas für die Ewigkeit.
Welcher normale Mensch mit einem

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