Sag niemals nie
feiern«, vertraute Stanford Paris III Mr van der Woodsen an, während
er ihm zur Begrüßung die Hand schüttelte. »Oder im Jacht-Club.« Er zwinkerte
Serenas Mutter zu. »Aber ich lasse mir doch nicht die Gelegenheit entgehen, so
viele schöne Frauen zu mir nach Hause einzuladen!«
Serenas Mutter schenkte ihm ihr
liebenswürdigstes Re- de-du-nur-du-alter-Lustgreis-mein-nonchalantes-Lächeln-
wird-mir-trotzdem-nicht-entgleiten-Lächeln und Serena kicherte. Vielleicht war
der alte Stan gar nicht so übel. Sie gab dem alten Herrn von edelstem
neuenglischen Geblüt die Hand und stellte sich dann auf die Zehenspitzen, um
ihm spontan einen kecken Kuss auf die verwitterte Wange zu drücken, bloß um
ihre Eltern zu ärgern.
»Hoho!«, rief Mr Parris. »Na,
da hat Yale aber einen guten Fang gemacht!«
»Ganz ruhig, Granddad«, warnte
ein großer blonder junger Mann mit einem extrem niedlichen Grübchen im Kinn
und formvollendeten Wangenknochen. »Denk an dein schwaches Herz!«
»Mein schwaches Herz, ist nicht das Problem«,
brummte Mr Parris. Er legte dem Jungen eine runzlige Hand auf die Schulter.
»Miss van der Woodsen, darf ich Ihnen meinen Enkel vorstellen - Stanford Parris
V.«
Als würde es irgendwen
interessieren, wie viele von der Sorte es gab.
Serena wartete darauf, dass
Stanford Parris der Jüngere errötete und verlegen murmelte: »Nenn mich doch einfach
>Stan<«, aber er blieb stumm. Offensichtlich fand er die aristokratisch
klingende Maxiversion seines Namens super. Sie fragte sich, wie sie ihn wohl in
der Schule nannten - »Nummer fünf« oder einfach »Stan 5«?
»Hier. Dein Namensschild,
Schatz.« Mrs van der Woodsen pappte einen riesigen weißen Sticker quer über
Serenas Brust, auf den jemand mit blauem Marker »Serena van der Woodsen -
Herbstsemester« geschrieben hatte. Das Ganze sah aus wie ein Schlauch-BH zum
Ankleben.
Serena ließ sich ihren
Widerwillen nicht anmerken. »Lieb von dir, Mom«, sagte sie und strich den
Aufkleber mit beiden Händen über ihrem Busen glatt. Sämtliche Männer im Raum
hielten für einen Moment die Luft an und die zukünftigen Yalies freuten sich
mit wohligem Schauder auf den Studienbeginn.
Es war noch nicht viel los, die
van der Woodsens gehörten zu den ersten Gästen. Junge Männer in Hugo-Boss-
Anzügen mit Krawatte und Mädchen in langen
Tocca-Röcken und sittsam zugeknöpften Blusen standen mit ihren Eltern herum,
lächelten gehemmt in die Runde und schütteten Champagner in sich hinein.
Serena kam sich vor wie bei ihrer ersten Tanzstunde in der fünften Klasse.
Jemand tippte ihr auf die
Schulter, und als sie herumfuhr, stand Nates exaltierte und leicht verrückte
Mutter vor ihr. Mrs Archibalds rot gefärbte Haare waren zu einer voluminösen
Lockenkaskade geföhnt und die dünnen Lippen leuchteten blutrot. Um ihren Hals
lag eine sechsrei- hige rosa Perlenkette und in den Ohrläppchen steckten dazu
passende rosa Perlenohrringe. Die trotz ihrer zehn Zentimeter hohen
Christian-Louboutin-Pumps überraschend kleine Französin trug ein eng
anliegendes trägerloses Abendkleid von Oscar de la Renta aus bleigrauer Seide
und hatte ein schmales goldenes Abendtäschchen sowie ein ebenfalls goldenes
Opernglas bei sich. Anscheinend war die Cocktailparty nur ein Zwischenstopp und
sie ging gleich noch ins Theater. Sie küsste Serena hastig auf beide Wangen und
raunte ihr ins Ohr: »Sag, hast du vielleicht meinen Sohn gesehen?« Ihre grünen
Augen blitzten.
Serena schüttelte den Kopf.
»Nein, aber Blair ist...« Sie biss sich auf die Zunge, weil sie sich plötzlich
fragte, ob Mrs Archibald wirklich im Detail wissen wollte, dass Nate und Blair
sich in einer Hotelsuite einem Sexmarathon hingaben. »Haben Sie es schon auf
seinem Handy probiert?«, fragte sie stattdessen.
Mrs Archibald ließ resigniert
die Wimpern flattern und winkte mit dem Opernglas ab. »Nicht so wichtig, meine
Liebe«, seufzte sie und rauschte davon, um ihren Gatten zu suchen, der kürzlich
zum Admiral befördert worden war.
Stan 5 stand abwartend da, als
wäre es selbstverständlich, dass sich der bestaussehende blonde Typ mit dem
bestaussehenden blonden Mädchen im Raum unterhielt. Ein Serviermädchen reichte
Serena ein Glas Champagner. »Wo ist denn dein Namensaufkleber?«,
fragte Serena und musterte Stan 5, der ein am Kragen offenes schwarzes Hemd
ohne Krawatte anhatte.
Wow, was für ein Revoluzzer.
Er räusperte sich grinsend.
»Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass ich keins
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