Sag niemals nie
vor einem Monat kennen
gelernt hatte, hatten den Anstand, sie nicht tagtäglich anzumailen und zu
fragen, wann mit ihrer Ankunft auf dem Campus zu rechnen sei, damit sie ihr
die Koffer schleppen oder sie zum Kaffee einladen könnten.
Und selbstverständlich hatten
sie Serena mit keinem Wort auf Damian von den Raves angesprochen, den sie nie
persönlich kennen gelernt hatte.
Mr Parris tätschelte ihr Knie.
»Sie haben das Gesicht eines Filmstars«, sagte er. »Yale weiß schon, wen es
sich da geangelt hat.«
»Ja, glauben Sie?« Serenas
Augen leuchteten. Auf einmal erschien es ihr völlig idiotisch, diese Party
wegen eines Raves-Konzerts sausen zu lassen. Und beinahe wünschte sie, sie
hätte aus Respekt vor dem alten Mr Parris doch die grau-blaue Kombination
angezogen, die ihre Mutter ihr rausgelegt hatte. Okay, ihr Entschluss stand
fest. Sie würde Yales beste Schauspielerin seit Stanford Parris III werden.
Außerdem war New Häven so nah, dass sie immer noch in New York modeln konnte,
und mit ein bisschen mehr Bühnenerfahrung konnte sie vielleicht sogar eine
Filmrolle ergattern! Blair wäre begeistert, wenn sie beide in Yale studieren
würden - wobei sie natürlich nicht vorhatte, es ihr zu sagen, bevor Blair nicht
endgültig ihren Studienplatz hatte. Blair konnte ziemlich zickig sein, wenn Serena
etwas bekam, das sie selbst gern haben wollte.
Ziemlich?!
b trifft
eine verwandte seele
»So ganz allein? Das nenne ich
mutig!«, wurde Blair von einem hoch gewachsenen blonden Typ in einem offenen
schwarzen Hemd empfangen, als sie aus dem Aufzug stieg und Stanford Parris'
palastartige Wohnung betrat. »Die anderen sind alle von ihren Eltern
hergeschleppt worden. Einer hat sogar gekniffen, sodass seine Eltern ohne ihn
kommen mussten.«
Tja, wer das wohl war?
»Ach so, ja, ich bin übrigens
Stanford Parris V.« Er streckte ihr die Hand hin, und sein eingebildetes
Lächeln sagte: Aber das hast du dir sicher schon gedacht.
Blair strahlte. Sie liebte Männer
mit aristokratisch klingenden Namen, besonders wenn sie außerdem noch groß und
blond waren und süße Grübchen im Kinn hatten, und sie liebte sie sogar noch
mehr, wenn sie ab nächstem Semester in Yale studierten. »Blair Waldorf.« Sie
schüttelte seine Hand und nestelte dabei an dem Cartier-Anhänger, den sie an
einem hellblauen Band um den Hals trug - dem Anhänger, den sie ihrer kleinen
Schwester gestohlen hatte: einem schlichten Namensschildchen aus Gold, in das
in
Schreibschrift der Name »Yale«
eingraviert war. »Und wo sind deine Eltern?«, fragte sie.
»In Schottland«, sagte Stan 5
und setzte betont beiläufig hinzu: »Wir haben dort ein Schloss.«
Blair kicherte. »Wir auch!
Meine Tante lebt dort.«
Herrje, ist das nicht reizend?
Wenn sie heiraten und ihre Flitterwochen in Schotdand verbringen, könnten sie
mal im einen, mal im anderen Schloss übernachten!
»Eigentlich ist ja mein
Großvater heute der Gastgeber. Ich bin bloß hier, um...« Stan 5 stockte und
räusperte sich, als hätte er kurzzeitig vergessen, weshalb er da war. Vielleicht
hatte er aber auch einfach zu viel Scotch getrunken. »... um uns alle für das
Studium in Stimmung zu bringen.«
Blair rieb die großzügig
geglossten Lippen aufeinander. Stanford Parris' Enkel, wow! Sie hatte, ohne es
darauf angelegt zu haben, das jüngste Mitglied einer der einflussreichsten
Familien New Yorks kennen gelernt, deren Sprösslinge allesamt in Yale studiert
hatten! Wenn es jemanden gab, der ihr helfen konnte, einen Studienplatz zu
bekommen, dann er!
Stan 5 zeigte auf den Anhänger
an ihrem Hals. »Das ist mal was anderes«, bemerkte er. »Du freust dich wohl
schon sehr, was?«
So könnte man's ausdrücken.
Blair wurde knallrot.
Eigentlich hatte sie sich auf diese Frage vorbereitet. »Meine Eltern haben ihn
mir anfertigen lassen, sobald klar war, dass Yale mich aufgenommen hatte«,
hatte sie sagen wollen. Aber jetzt entschied sie sich spontan für die ehrliche
Version. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und legte eine Hand um Stans
wohlgeformte Ohrmuschel. »Ich bin noch gar nicht richtig drin«, flüsterte sie.
»Ich steh noch auf der Warteliste.«
Stan 5 lachte mitfühlend. »Na, mal sehen, ob sich da
nicht was machen lässt...« Er nahm zwei Champagnergläser von einem Tablett,
das gerade vorbeigetragen wurde, und reichte ihr eines. Als sie klirrend
anstießen, spürte Blair, wie ihr ein Prickeln durch die Wirbelsäule rann. Sie
hatte gerade das große Los gezogen, ganz
Weitere Kostenlose Bücher