Sag niemals nie
dem zurückhaltenden Highschool-Poeten
nur der
Frontmann einer erfolgreichen
Band geworden, obwohl ihm dazu doch eindeutig jegliche Eignung fehlte?
Vor dem Gig hatte er sich
Damians Rat zu Herzen genommen und ein bisschen von dem Wodka getrunken. Okay
- er hatte fast die halbe Flasche geleert, aber statt locker zu werden oder Mut
für seinen Auftritt zu bekommen, hatte er sich nur total vergiftet gefühlt,
besonders in Kombination mit der Schachtel Kippen, die er dazu geraucht hatte.
Ach was.
Der Backstage-Raum war dämmrig
und auf dem Holzboden klebten verschüttetes Bier und Zigarettenasche. Dan
schloss die Augen, weil ihn eine neue Übelkeitswelle zu übermannen drohte, biss
aber die Zähne zusammen und kämpfte dagegen an. Jemand tippte ihm von hinten
auf die Schulter. »Nischt schlimm, mon eher. Trink eine Schluck Tonic, et voilä - schon geht es besser, oui?«
Dan hob den Kopf und sal i in
das Gesicht einer wunderschönen etwa zwanzigjährigen guten Fee, die ihm ein
Minifläschchen Tonic Water und ein mit Eis gefülltes Glas hinhielt. Sie goss
das Tonic über die Eiswürfel und kniete sich neben ihn hin.
»'ier. Kein eitron, ja?«
Dan wusste nicht, was er sagen
sollte. Er hatte noch nie Tonic ohne Wodka getrunken, war aber an einem Punkt
angelangt, an dem er bereit war, alles zu probieren. Das Mädchen hatte lange
honigblonde Haare und war extrem gebräunt. Sie trug ein enges weißes
Trägershirt und einen schwingenden grünen Rock, der kaum ihre langen braunen
Schenkel bedeckte. Ihre Augen waren olivgrün und sie duftete nach Pinienkernen.
Er nahm das Glas, setzte es an die Lippen und probierte einen winzigen,
vorsichtigen Schluck. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn ihm alles in einem
Schwall wieder hochgekommen und auf die schönen Haare des Mädchen gespritzt
wäre. Wundersamerweise passierte aber nichts. Er nahm noch einen Schluck und
dann noch einen und fühlte mit jedem Schluck, wie sein Kopf wieder klarer
wurde.
»Das reicht«, entschied das
Mädchen und nahm ihm das Glas ab. Sie stellte es zusammen mit dem leeren Fläschchen
auf einen unbenutzten Verstärker. »Wenn die Jungs 'ier fertisch 'aben, sie
werden geben ein efete«, sagte sie und sah ihn mit schläfrigen olivgrünen
Augen selbstbewusst an. »Und dann wir werden weiterschpreschen, oui?«
Dan nickte gehorsam, als würde
er alles verstehen. Er war sich ziemlich sicher, dass sie Französin war, und
ihr »wir werden weiterschpreschen« hörte sich fast so an, als hätte sie mehr im
Sinn als bloß eine höfliche Konversation. Aber wie konnte sie ihn in seinem
aktuellen Zustand auch nur im Mindesten attraktiv finden? Vielleicht klang sein
Gesang für französische Ohren besser.
Das Mädchen stand auf und
spähte um die Ecke auf die Bühne, wo die Band gerade ihren Song beendete. »Die
werden noch zwei chansons spielen et puis finis, oui?«, sagte sie.
Dan nickte. Das klang
vernünftig. Er bemerkte ein Tat- too rings um das gebräunte Fußgelenk des
Mädchens. Auf den ersten Blick hielt er es für eine Schlange, die sich um das
Gelenk ringelte, dann sah er, dass es ein Kätzchen war, das sich zum Schlafen
zusammengerollt hatte.
Oh, die Gedichte, die er über
diese kleine, süße Muschi hätte schreiben können, wenn er nur einen Stift, ein
Notizbuch und eine Klinikpackung extrastarke Aspirin zur Hand gehabt hätte!
Er räusperte sich. »Ich heiße
übrigens Dan«, krächzte er mit verräucherter Stimme und hielt ihr die Hand hin,
traute sich aber nicht, aufzustehen.
Beim Lächeln entblößte sie eine
sexy Lücke zwischen den Schneidezähnen. Sie kam zu ihm zurück, griff nach seiner
klammen Hand und bückte sich, um ihn auf die kalte Wange zu küssen. »Isch weiß,
wie du 'eißt«, hauchte sie ihm ins Ohr. »Et moi,je m'appelle
Monique.«
Hrnmm, überlegte Dan betrunken,
was Muschi wohl auf Französisch hieß?
yale liebt
new york
Stanford Parris III residierte
auf der Park Avenue 1000, in Carnegie Hill, im Penthouse eines der ältesten und
herrschaftlichsten Gebäude auf der Upper East Side, selbstverständlich mit
livriertem Portier. Alles sehr stilvoll. Aber die wenigsten Gäste nahmen das
original Chippendale- Mobiliar, die mittelalterlichen Wandteppiche oder die
Sammlung britischer Skulpturen aus dem 18. Jahrhundert bewusst wahr, auch die
van der Woodsens nicht. Sie waren dieses elegante Ambiente gewöhnt, wenn
überhaupt, fühlten sie sich dadurch nur noch mehr zu Hause.
»Mein Enkel wollte ja, dass wir
in einem Hotel
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