Blick auf den
Computer zu werfen.
Ja, vielleicht gar keine
schlechte Idee.
Er machte sich von Lexie los
und flüsterte ihr heiser ins Ohr: »Ich muss mal ans Ruder.«
Sie rutschte von seinem Schoß,
steckte sich noch einen Keks in den Mund und drückte seinen Bizeps. »Du Hengst,
du. Ich wollte schon immer mal auf die Bermudas.«
Nate stand auf, stieg über
seine verstreut am Boden liegenden betrunkenen, bekifften und halb bewusstlosen
Mitmatrosen und ging Richtung Brücke. Irgendein Typ in einer orangen
Rettungsweste, den er flüchtig aus seinem Weltreligionen-Kurs kannte, spielte
Mundharmonika und sang einen alten Neil-Young-Song: »Helpless, helpless,
helpless, helpless!«
Nate dachte schaudernd an die
Szene in »Titanic« - den er mit Blair nicht nur ein, sondern ganze vier Mal
hatte sehen müssen -, die, kurz bevor das Schiff untergeht.
Charlie und Anthony hatten sich
auf die Brücke verzogen, wo sie im Schneidersitz auf dem Boden saßen und Bong
rauchten. Sie hatten ihre T-Shirts ausgezogen und testeten gerade, wer seinen
Bauch weiter rausstrecken konnte - ein lächerlicher Wettkampf, weil beide so
flache Bäuche hatten, dass sie sich fast nach innen wölbten.
»Hey«, grüßte Anthony ihn. »Du,
was wir uns gerade gefragt haben... kann man auf den Bermudas eigentlich
surfen?«
»Weil dann hätten wir
eigentlich unsere Surfbretter mitnehmen sollen«, ergänzte Charlie.
Nate schüttelte stumm den Kopf
und ignorierte die beiden. Sie hatten die Kabine so zugequalmt, dass er Schwierigkeiten
hatte, die Daten auf den Monitoren zu erkennen. Aber sie näherten sich wohl
Cape May, was bedeutete, dass sie - wenn er statt der 0,8 km/h eine normale
Reisegeschwindigkeit einstellte - in knapp drei Stunden wieder in New York
sein konnten. Dort angekommen, würde er gleich ins Plaza fahren. Mit gerade mal
anderthalb Tagen Verspätung.
Da er schon mal am Bordcomputer
saß, checkte Nate auch gleich die eingegangenen Mails, meist Nachrichten von
anderen Jachten oder Häfen. Im Moment lagen insgesamt siebenunddreißig Mails
von
[email protected] im Posteingang, die sein Vater
anscheinend vom Handy aus geschickt hatte.
nathaniel, deine mutter und ich
sind in der Oper.
nathaniel, dreh bei und komm
zurück.
ich habe die küstenwache alarmiert und beauftragt,
dich zu verhaften.
nathaniel, deine mutter regt sich fürchterlich auf.
dreh bei, Sohn.
Und so weiter.
»Scheiße!« Nate sah seine
Mutter schluchzend im schwarzen Abendkleid in ihrer Loge in der Metropolitan
Opera sitzen, während sein Vater wütend auf sein Handy einhackte. Andererseits
schluchzte seine Mutter in der Oper immer, sie war eine französische Prinzessin
und machte gerne eine Szene.
Die Mails waren außerdem
innerhalb der letzten zwei Stunden gesendet worden, also konnten seine Eltern
noch nicht allzu lange sauer sein. Normalerweise hätte ihm der autoritäre Ton
seines Vaters ziemlich Schiss gemacht, aber er suchte ohnehin nach einem Grund,
die Reise abzubrechen und zu Blair zurückzukehren. Jetzt hatte er ihn.
Nate ging zum Kurscomputer und
tippte die Koordinaten für den Hafen von Battery Park City ein, die mit gelber
Kreide auf einer Tafel an der Wand standen. Er drückte auf »Eingabe« und der
Motor schaltete sofort in den Leerlauf. Dann schwang der Bug herum, bis die
Jacht eine komplette 180-Grad-Drehung vollführt hatte und Kurs auf Manhattan
nahm. Nate erhöhte die Geschwindigkeit auf neunundzwanzig Knoten und warf einen
Blick auf die Uhr. 20:29. Um Mitternacht würde er bei Blair im Bett liegen.
»Was machst 'n da, Alter?«,
fragte Anthony vom Boden zu ihm herauf. »Hausaufgaben, oder was?«
Nate schüttelte den Kopf,
atmete grinsend die Dämpfe ihrer Bong ein und genoss den sanften
Secondhand-Flash. Blair würde so was von begeistert sein, ihn wiederzusehen,
dass sie ihm einfach vergeben musste. Und er würde keinerlei Probleme haben,
sie alles vergessen zu lassen.
Immer vorausgesetzt, sie
wartete auf ihn - allein...
krasse
kleine schwester
»Zieh die Schuhe aus!
Zieh die Schuhe aus! Zieeeeeeeeeh die Schuh-uh-uh-ee aus!«, röhrte Damian ins
Mikrofon. Es war der Refrain von »Beim Japaner«, der letzte Hit, den Dan
Humphrey geschrieben hatte, und gleichzeitig der letzte Song auf der Playlist
für den heutigen Gig.
Elise stupste Jenny an. »Wenn
wir jetzt ganz schnell machen, kriegen wir vielleicht noch ein Taxi, bevor
sich alle draufstürzen.«
Wer hat was von Gehen gesagt?
Jenny reagierte nicht, sondern
zündete sich