Sag niemals nie
sache, dass einigen von uns nur noch knapp vier wochen bleiben, danach
sehen sie sich nie mehr wieder, ich spüre es aber auch irgendwo in der tiefe
ganz heftig brodeln, passt nur auf: nächsten freitag bricht die hölle los. ich
werde natürlich an vorderster front mit dabei sein und kann's kaum erwarten!
ihr
wisst genau, dass ihr mich liebt
gossip
girl
s ist
irgendwie nicht beeindruckt
Dank des beträchtlichen Erbes
seines im Zuge der Erfindung des Klettverschlusses reich gewordenen Urgroßvaters
und der Einkünfte des überaus erfolgreichen Raves- Debütalbums »Jimmy and Jane«
besaß Damian Polk mit seinen gerade mal dreiundzwanzig Jahren bereits eine hübsche
viergeschossige weiße Stadtvilla mit roten Fensterläden auf der malerischen
Bedford Street im West Village. Obwohl die Straße mit ihren liebevoll
restaurierten Häuschen insgesamt nur drei Blocks lang war, reihte sich dort
ein lauschiges Restaurant und kuscheliges Cafe an das andere. Außerdem gab es
eine berühmte Flüsterkneipe aus Prohibitionszeiten zu besichtigen sowie
diverse gut aussehende Schwule, die dort ihre Schoßhunde spazieren führten. Von
außen erinnerte Damians Stadtvilla an ein antikes Puppenhaus, im Inneren glich
sie einem Ausstellungsraum für modernen Minimalismus in Weiß. Man munkelte,
dass der Gitarrist, der auf der Bühne durchaus Bunt trug, zu Hause
ausschließlich weiß gekleidet herumlief und auch von seinen Gästen verlangte,
jungfräulich weiß gekleidet zu erscheinen. Noch nicht einmal Jeans waren
erlaubt.
Nur dumm, dass er vergessen
hatte, gewisse Besucher von dieser Regel in Kenntnis zu setzen.
Da die Haustür offen stand,
ging Serena hinein und stieg die weiße Marmortreppe hinauf in den ersten Stock.
Sie hatte ihre Lieblingsschlagjeans von Blue Cult an, ein bauchfreies pinkes
T-Shirt und ziemlich abgefahrene pinke Plateau-Flipflops von Hollywould, die
das Laufen zu einem echten Kunststück machten. Von oben drangen psychedelischer
Jazz, Gläserklirren und Stimmengewirr zu ihr herunter.
Jenny Humphrey saß im
Schneidersitz auf der weißen Arbeitsplatte der Kochinsel in Damians weißer,
offener Küche und trank ein Glas Milch. Sie hatte sich zwei freche
Kleinmädchen-Zöpfe gemacht und trug ein weißes Unterhemd aus Baumwolle zu
weißen baumwollenen Boxershort s.
»Hey!«, rief sie, als sie
Serena sah, und sprang von der Arbeitsplatte. »Damian hat schon gesagt, dass du
auch kommst! Er ist gerade unter der Dusche.« Sie lief auf nackten Füßen zu
Serena hin und hob das lilienweiße Kinn, um sie auf die Wange zu küssen. »Ich
bin so froh, dass du da bist!«
Na so was! Hallo, du Freundin
von allen und jedem! War das wirklich dieselbe kleine Jenny, die letzte Woche
noch ganz außer sich vor Begeisterung gewesen war, weil Serena sie mit zu sich
nach Hause genommen hatte? Hatte man ihr nicht jeglichen Kontakt zu den Raves
verboten?
Als würde sie sich irgendwas
verbieten lassen.
»Dad denkt, ich würde bei
meiner Freundin übernachten«, flüsterte Jenny. »Ich hab ihm gesagt, ich wollte
da mal wieder ein bisschen malen.«
Ah, die Malerei - früher mal
war sie ihre einzige Freizeitbeschäftigung gewesen, damals, als sie noch jung
und unschuldig gewesen war.
Serena lächelte auf ihren
kleinen, gelockten Schützling hinunter und fühlte sich merkwürdig fehl am
Platz. In dem an die Küche angrenzenden weiß gestrichenen Wohnzimmer mit der
gewölbten Tonnendecke fläzten sich die übrigen Partygäste auf weißen
Wildleder-Sofaelementen. Alle waren von Kopf bis Fuß weiß gekleidet und
schlürften Gin-Martinis aus hohen Gläsern, in denen hart gekochte Eier
schwammen. Eine Wand des Wohnzimmers war mit weißen Papier-Schneeflocken
dekoriert, wie man sie im Kindergarten bastelt, und die gegenüberliegende Seite
war so bemalt, dass es aussah, als stünden dort Bücherregale mit weißen
Büchern darin.
Weil echte Bücher zu bunt
gewesen wären?
Auf einem zotteligen Eisbärfell
saß ein schlaksiger Typ in weißem Frotteebademantel, unter dem er offenbar
nackt war. Neben ihm lag ein riesiger braun-schwarz gefleckter Hund, den
schweren Kopf in seinen Schoß gebettet. Der Hund war der einzige Farbklecks in
dem ansonsten rein weißen Raum.
»Oh, lä, lä!«, rief Jenny
ausgelassen, als Damian auftauchte, der anscheinend direkt aus der Dusche kam
und nur eine weiße Kaschmirjogginghose trug. Seine rotblonden Haare waren noch
feucht und in der Grube zwischen Schulter und Schlüsselbein sammelten sich
Wassertropfen.
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