Sag niemals nie
Arme und Oberkörper waren mit winzigen Sommersprossen und
beeindruckenden Muskeln bedeckt und, ja, er sah leibhaftig tatsächlich noch
göttlicher aus als auf den CD-Covern.
»Hallo«, begrüßte Serena ihn
ganz ungewohnt ehrfürchtig. Wieso hatte er ihr nicht gesagt, dass alle in Weiß
kommen sollten? Hätte sie das etwa riechen sollen?
»Jetzt verstehe ich, warum alle
gesagt haben, dass ich dich kennen lernen muss!«, entfuhr es Damian, als er
Serena sah.
Serena errötete, wusste aber
nicht, was sie auf das Kompliment antworten sollte. Sehr ungewöhnlich - die
van der Woodsens waren doch dazu erzogen, stets im richtigen Augenblick das
Richtige zu sagen.
Jenny nahm erst Serenas Hand und
dann Damians und stand zwischen den beiden wie ein sehr vollbusiges Blumenmädchen
bei einer arrangierten Hochzeit. »Du musst Serena unbedingt dein Schlafzimmer
zeigen«, sagte sie zu Damian und dann, an Serena gewandt: »Sein Schlafzimmer
ist so was von
cool!«
Aha. Woher weiß sie das denn
schon wieder?
Damian zuckte mit den Achseln
und führte Serena und Jenny stattdessen ins Wohnzimmer. »Kommt, macht es euch
bequem. Kelly und Ping müssten gleich hier sein.«
»Cool«, sagte Serena, obwohl
sie keine Ahnung hatte, wovon er redete. Kelly und Ping - war das eine Band?
Zwei Clowns? DJs?
»Oh, lecker. Die machen das
beste Päd Thai überhaupt!«, schwärmte Jenny, als würde sie das asiatische
Restaurant in SoHo schon ihr Leben lang kennen.
»Ja, lecker«, stimmte Serena
ihr zu. Was war nur los mit ihr? Sie war noch nicht mal hungrig.
Jenny hüpfte davon und setzte
sich einem Typen auf den Schoß. Er hatte dunkle Haare und Grübchen, trug eine
weiße Malerlatzhose und war Lloyd Collins, dem Schlagzeuger der Raves, wie aus
dem Gesicht geschnitten.
Kunststück. Er war ja auch
Lloyd Collins.
»Hallo, Serena«, begrüßte er
sie mit seiner immer leicht spöttischen Stimme. »Ich hab schon jetzt das
Gefühl, dass wir Schwestern sind!« Er knickte die Handgelenke ab und tat so,
als wäre er Damians tuntiger Zwillingsbruder.
»Ich hab gerade >Happy
birthday to me< gesungen und Damian hat eine Aufnahme davon gemacht, und
vielleicht nimmt er es beim nächsten Stück als Sample«, verkündete
Jenny allen, die ihr zuhörten,
stolz. »Ich bin schon gespannt, was Dan dazu sagt.«
»Ist er nicht da?« Serena sah
sich nach der charakteristischen Wolke aus Camel-Zigarettenrauch um, die Dan
Humphrey normalerweise umhüllte.
»Noch nicht«, sagte Damian, und
Serena meinte, einen Hauch Boshaftigkeit in seiner Stimme zu hören.
Serena hatte sich im
vergangenen Herbst ein paarmal mit Dan getroffen, aber wie all ihre Beziehungen
war auch diese nur von kurzer Dauer gewesen und sie hatten seitdem eigentlich
eher nicht so viel Kontakt gehabt. Trotzdem war ihr Verhältnis grundsätzlich
okay, und sie stellte es sich nett vor, ihn mal wieder unverbindlich zu
treffen. Er machte ja jetzt auch seinen Abschluss, und es hätte sie
interessiert, an welcher Uni er sich eingeschrieben hatte oder ob er sich
vielleicht eine Auszeit nahm, um mit der Band zu touren.
»Zigarre?« Damian hielt ihr ein
Sperrholzkistchen hin. »Die sind gestern Abend frisch aus Kuba geliefert worden.«
»Grissino?« Lloyd warfeines wie
einen Schlagzeugstock in die Luft und fing es mit den Zähnen auf. »Die sind aus
Italien und superknusprig.«
»Danke.« Serena lehnte beide
Angebote mit einem Kopfschütteln ab. Unglaublich - sie, das lustige Partygirl,
befand sich in einer illustren Runde, die sicher gleich in eine rauschende
Party ausarten würde, und fühlte sich komplett unlustig. Vielleicht verdarb es
ihr die Stimmung, dass alle dachten, sie und Damian wären zusammen. Oder war es
der Anblick von Jenny - ein Spiegelbild ihrer selbst von vor zwei, drei Jahren
-, der in ihr den Wunsch weckte, irgendetwas vollkommen anderes zu machen? Oder
lag es etwa daran, dass ihr Leben als Schülerin in ein paar Wochen für immer
vorbei sein würde und danach der
Sommer kam und dann Yale? Sie
hatte momentan wenig Interesse an Rockstars, sie wollte lieber mit ihren Freunden
zusammen sein.
Sie dachte an Blair, die
wahrscheinlich gerade die Wand in Vanessas Bad in Williamsburg mit winzigen
rosa Rosenknospen dekorierte, und wünschte, sie wäre auch dort.
»Entschuldige«, sagte sie, »wo
ist denn bei dir das Bad?«
Damian schob einen weißen
Samtvorhang zur Seite und führte sie in ein weiß gefliestes Bad mit
verspiegelter Decke und Marmorbadewanne, das am Ende eines langen
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