Sag niemals nie
kreisen. Die Anspannung der letzten Stunden fiel von ihr ab. Wenn sie tanzte, vergaß Anna die Welt um sich herum. Die Vergangenheit verschwamm, es gab nur noch das Jetzt. Endlich konnte sie einfach nur sie selbst sein.
Über ihr wölbte sich der dunkle Sternenhimmel. Der Sand unter ihren Füßen fühlte sich weich und liebkosend an. Nach und nach verblassten die Stimmen, alle verloren sich im Tanz.
Keiner merkte, dass sie beobachtet wurden.
Diesmal hatte Angelo seinem Fahrer den Platz hinterm Lenkrad überlassen. Er stieg aus dem Wagen und blickte zum Strand hinunter.
Ein leichter Windstoß spielte mit seinem Haar und trug den salzigen Geruch des Meeres zu ihm herauf. Darunter mischte sich der urtümliche Holzrauch des Lagerfeuers.
Unten waren mehr Leute versammelt, als er gedacht hatte. Dennoch konnte er Felicity Hanson-Brooks mühelos ausmachen. Sein Blick wurde unwiderstehlich von ihr angezogen. Wie im Rausch bewegte sie sich zum mitreißenden Rhythmus der Musik.
Sein Gespür war also doch richtig gewesen! Sie war eine verwöhnte kleine Prinzessin der Oberschicht, die in den besten Räumen des Paradis abgestiegen und hergekommen war. Zwischendurch spielte sie Umweltschützerin. Er lächelte triumphierend. Dass sie Geld und Rang besaß, machte sie zwar zu einer gefährlicheren Gegnerin. Allerdings vereinfachte sich dadurch auch vieles. Dadurch, dass er sie durchschaut hatte, hatte er mehr Macht über sie.
Kurz entschlossen streifte er Schuhe und Strümpfe ab und warf sie auf den Rücksitz. Dort lagen bereits das Jackett und die Seidenfliege. Beides hatte er während der Fahrt hinter Felicitys Taxi ausgezogen.
„Soll ich warten, Sir?“, fragte der Fahrer höflich. „Werden Sie heute Nacht ins Hotel zurückkehren?“
Nur kurz überlegte Angelo. „Nein. Sagen Sie Paolo, er soll die Yacht fertig machen“, er blickte auf die Uhr, „und sie dann in einer halben Stunde ans Ende des Strandes bringen.“
„Zum Ende des Strandes, Sir?“
„Ja. Zu der Stelle, wo die Waldhänge ans Wasser reichen.“
„Sehr wohl, Sir.“
Angelo schlug die Wagentür zu, krempelte die Hosenbeine hoch und stapfte los.
Die Musik war laut, pulsierend, mitreißend.
Anna hob das Haar von ihrem erhitzten Nacken. Locker hielt sie es sich über den Kopf, sodass der Wind ihre Haut kühlte. Solange sie tanzte, konnte sie mit dem Gefühlsstürmen, die in ihr tobten, besser umgehen.
Doch die Musik verstärkte ihre Begierde , bei jedem Hüftschwung, jeder Drehung glaubte Anna unsichtbare Hände an ihrem Körper zu spüren. Alles in ihr schien zu vibrieren, sie warf den Kopf zurück und atmete tief ein. Die Musik wurde langsamer. Der Wechsel zu Nina Simones „I Put a Spell on You“ war fast unhörbar.
Erschauernd fuhr Anna sich durch das offene Haar. Sie bog ihren Oberkörper zurück, als jemand die Hände um ihre Taille legte.
Es waren starke Hände, die ihr Besitzer zu ihren Hüften gleiten ließ. Unwillkürlich dachte sie an Angelos aufregende Hände. Mit geschlossenen Augen lehnte sie sich zurück.
Verlangen durchflutete sie.
Aufstöhnend wollte sie sich der Umarmung entziehen, doch die Hände zogen sie wieder an sich. Sie öffnete die Augen. Überrascht blickte sie ins Gesicht des Mannes, der ihr den ganzen Abend nicht aus dem Kopf gegangen war.
Zu ihrem Erstaunen empfand sie vor allem Erleichterung. Angelo hatte sie gefunden! Er hatte ihre Signale aufgefangen und sie aufgespürt! Jetzt war er hier. Ihre Körper berührten sich, sie fühlte seine muskulöse Brust an ihren Schultern, spürte seine Hände, die er über ihren Körper gleiten ließ, zu ihren Brüsten …
Anna hätte nicht sagen können, wie lange sie so tanzten. Angelo bewegte sich verlangend und schützend und besitzergreifend mit ihr. Mehr wollte sie nicht … oder doch? Sie hob die Hände über den Kopf, legte sie ihm um den Nacken, schob die Finger in sein Haar. Es war wunderbar, ihn zu fühlen. Doch sie wollte ihn sehen, schmecken.
Mit einem geschmeidigen Hüftschwung drehte sie sich so, dass sie ihn anblicken konnte. Und obwohl ihr Knöchel schmerzte, stellte sie sich auf Zehenspitzen, sodass ihre Hüften auf gleicher Höhe mit seinen waren. Sie tanzten sehr eng, ihre Körper rieben sich aneinander. Eingehüllt von Musik und Dunkelheit vergaßen sie den Rest der Welt. Dann begegneten sich ihre Blicke, und Hitze durchströmte Anna.
Angelo hatte die Hände um ihre Taille gelegt. Durch die dünne Seide übertrug sich seine Wärme und Kraft auf sie. Dann
Weitere Kostenlose Bücher