Sag niemals nie
ließ er die Finger tiefer gleiten. In seinen Augen erschien ein fragender Ausdruck, als er ihre kurzen Hosen berührte.
Langsam hob Anna die Arme und streifte sich das Seidenkleid über den Kopf. Dabei ließ sie Angelo nicht aus den Augen. Mit einer raschen Bewegung warf sie das Kleid fort und blickte ihn herausfordernd an.
Er betrachtete sie von oben bis unten.
Madre di dio, eine herrliche Frau! Er betrachtete ihre vollkommenen Brüste, die vom knappen Bikini-Top kaum verhüllt wurden. Ihr flacher Bauch wurde von einem glitzernden Diamanten im Nabel geschmückt.
Ihm wurde heiß.
Im Bruchteil einer Sekunde hatte sie sich vom Luxusgeschöpf in eine Rebellin verwandelt. Aber sie gefiel ihm. Fasziniert ließ er einen Finger von der Mulde zwischen ihren Brüsten zu ihrer Taille gleiten und umkreiste den Nabelschmuck.
Auf die Berührung ihrer Haut reagierte sein Körper prompt. Und unangenehm stark.
Die Musik wurde schneller und fieberhafter. Angelo spürte, dass Felicity unter seiner Berührung erschauerte. Als sie den Kopf zurückwarf, beobachtete er ihren Gesichtsausdruck. In ihren halbgeschlossenen Augen sah er das Verlangen.
Es hatte als unwürdiger Versuch begonnen. Er hatte herausfinden wollen, was sie vorhatte. Jetzt dachte er jedoch längst nicht mehr ans Geschäft. Begehrend zog er sie an sich und bedeckte ihren Hals mit Küssen.
Das ist Lust, pure Lust, dachte er. Seine Zungenspitze folgte der Linie ihres Unterkiefers. Schließlich konnten sie sich nicht mehr beherrschen. Ihre Lippen fanden sich in einem verzehrenden Kuss. Sie küssten sich so leidenschaftlich und unersättlich, dass ihre Lippen fast zu schmerzen begannen.
Atemlos löste Anna sich von Angelo. Als sie sah, wie aufgewühlt er war, zog sie ihn wieder an sich. Ihre Körper berührten sich, sie bewegten sich leidenschaftlich im Takt der Musik. Anna bemerkte, dass sich ihre Finger in Angelos muskulösen Arm krallten, fühlte sich aber zu kraftlos, locker zu lassen.
Es war, als wäre ein Damm gebrochen. Alle Enttäuschungen, die Wut und Einsamkeit der letzten zehn Jahre waren wie ausgelöscht. An ihre Stelle war eine ungekannte Lust getreten. Bisher hatte sie sich vor körperlicher Nähe gefürchtet. Auf einmal waren ihre Bedenken wie weggefegt von der Gewalt ihres Verlangens.
Jetzt wusste sie, wer sie war.
Die Musik war langsamer geworden, und die Tanzenden legten eine Pause ein, um sich etwas zu trinken zu holen. Die allgemeine Entrückung war verflogen. Nur Anna und Angelo nahmen die Welt um sie herum noch nicht wieder wahr. Jemand begann zu klatschen, um sie daran zu erinnern, dass sie nicht alleine waren.
„He, Anna! Sucht euch ein Zimmer!“
Benommen öffnete sie die Augen. Angelos Gesicht war ihrem ganz nah. Im Feuerschein funkelten seine Augen begehrend.
„Anna?“, wiederholte er überrascht. „Ich finde, wir sollten miteinander reden. Lächle deinen Freunden nett zu, und lass uns gehen.“
Gut, dass er sie festhielt. Sonst hätten die Knie unter ihr nachgegeben. Hinter ihnen wurden belustigte Bemerkungen und Pfiffe laut. Sie entfernten sich vom Feuerschein, bis samtige Dunkelheit sie umfing. Im Hintergrund verklang die Musik. Nur noch das gleichmäßige Plätschern der Wellen begleitete sie, während sie schweigend dahinschlenderten.
Endlich sagte Angelo sanft, aber bestimmt: „So, Anna. Behaupte jetzt nicht, das wäre eine Party der Angestellten von Arundel-Ducasse.“
Sie löste sich von ihm und entfernte sich einige Schritte. Dann warf sie den Kopf zurück. „Ich bin keine Angestellte von Arundel-Ducasse, Angelo. Das habe ich erfunden. Aber ich schäme mich dessen nicht, was ich bin.“
Er blieb stehen, schob die Hände in die Taschen und blickte zu Boden. „Und was bist du, Anna?“
„Ein Mitglied von GreenPlanet. Ein Mensch, der für das einsteht, an was er glaubt. Und gegen das kämpft, was er für schlecht hält.“
Seufzend ging er weiter. „Nicht besonders spannend … Was ist eigentlich so schlecht daran, dass ich Château Belle-Eden kaufen will?“
Der Sand unter ihren Füßen war jetzt feucht und fest, weil sie sich dem Wasserrand näherten. Verwundert verfolgte Anna, wie ein Motorboot über die Wellen heranschoss und vor dem Ufer hielt.
„Was daran schlimm ist, dass du Belle-Eden kaufen willst? Zum Beispiel, dass du die Umwelt hier zerstören wirst. Um eine Landebahn bauen zu lassen, musst du den größten Teil der Pinienwälder abholzen.“
„Du bist gut informiert.“ Er lachte spöttisch.
Weitere Kostenlose Bücher