Sag niemals nie
bewusst, dass die anderen Spieler warteten. Der Spielleiter räusperte sich. „Mein Herr?“
„Nein. Ich steige aus. Bitte tauschen Sie die Spielmarken für mich ein.“ Ehrfürchtig nickte der Spielleiter, und Angelo spürte die Enttäuschung der Blondine an seiner Seite. Es kümmerte ihn nicht. Er hatte genug gespielt. Genug gewonnen. Hier lockte die nächste Herausforderung. Doch als er aufblickte, war Felicity gegangen.
4. KAPITEL
Erst am Fuß der Hoteltreppe hörte Anna auf zu rennen. Dort stand gerade ein Taxi. Klopfenden Herzens riss sie die Tür auf und ließ sich auf den Rücksitz sinken.
„Château Belle-Eden, s’il vous plaît . An den Strand, bitte.“
Der Taxifahrer sah sie neugierig im Rückspiegel an. Sicher fragte er sich, was eine junge Dame im teuren Designerkleid so spät am Abend am Strand suchte. Anna war alles egal. Sie wollte nur möglichst weit weg von Angelo Emiliani.
Grün. Er hatte auf Grün setzen wollen. Um sie wissen zu lassen, dass er sie durchschaut hatte und wusste, was sie vorhatte. Und um ihr zu zeigen, wie reich er war. Wie wenig es ihn berührte, wenn er so viel Geld verlor.
Sie sah wieder vor sich, wie er die Spielmarken über den Tisch schob. Er hatte große, schlanke Hände, die seelenruhig Riesensummen Geld bewegen konnten. Wie müsste es sein, diese Finger …?
Aufstöhnend blickte Anna auf die beleuchtete Straße. Dieses körperliche Verlangen war ihr neu …
Alles in ihr wehrte sich gegen die Flucht vor Angelo Emiliani.
„Halten Sie! Halten Sie an!“
„Mademoiselle? Ist alles in Ordnung? Wir sind fast da … am Strand. Soll ich hier wirklich anhalten?“
Vor sich konnte Anna die Abbiegung zu dem Privatweg sehen, der zum Strand von Belle-Eden führte. Sie kämpfte mit sich.
„Nein. Entschuldigen Sie. Bitte fahren Sie weiter. Zum Strand.“
Am Ende des Weges hielt der Taxifahrer und wandte sich ihr besorgt zu. „Hier, Mademoiselle? Hier sind Sie mutterseelenallein.“
„Schon gut. Ich bin hier zu Hause.“
Anna stieg aus und atmete die laue salzhaltige Luft tief ein. Vom Strand scholl dröhnender Beat zu ihr herauf. Rasch bezahlte sie den Fahrer. Auf einmal konnte sie es kaum erwarten, zu ihren unkomplizierten Freunden von GreenPlanet zurückzukehren. Sie freute sich darauf, ungezwungen Bier zu trinken und zu tanzen.
Ihre nackten Füße sanken im Sand ein, als sie den Dünenkamm erklomm. Von hier aus konnte sie das Lagerfeuer sehen. Die Leute von GreenPlanet bewegten sich zu den Rhythmen einer unsichtbaren Musikquelle am Strand. Während sie zu ihnen rannte, stopfte sie sich das Seidenkleid in die abgeschnittenen Jeans. Sie löste das Haar, welches Fliss so kunstvoll aufgesteckt hatte. Die warme Brise liebkoste ihre Haut. Ihre Sinne reagierten, sie wollte sich einfach nur noch gehen lassen.
„Anna! Da bist du ja endlich!“
Sie ging direkt zum Lagerfeuer. Normalerweise bestand die Gruppe aus rund zwanzig Leuten. Heute Nacht waren es sicher doppelt so viele, weil Freunde sich zu ihnen gesellt hatten. Gavin, einer der Gründer von GreenPlanet, löste sich aus einer Gruppe und reichte Anna ein Bier.
„Okay?“
Sie nickte. „Ich habe ihn getroffen.“
Verständnislos sah Gavin sie an. „Wen?“
Fast hätte Anna laut gelacht. Sie hatte nur noch Angelo im Kopf gehabt. Und nun redete sie von ihm, als würden auch die anderen an nichts als an ihn denken!
„Angelo Emiliani.“
Allein das Aussprechen seines Namens ließ ihr einen wohligen Schauer durch den Körper laufen. Anna trank einen Schluck lauwarmes Bier. Atemlos fuhr sie fort: „Ich glaube, du hattest recht mit der Verbindung zur Arzneimittelherstellung. Als er telefonierte, habe ich mit angehört, dass er Grafton-Tarrant erwähnte.“
Nachdenklich nickte Gavin. „Wow! Ein Glücksfall. Morgen früh rede ich mit den Leuten vom Tierschutz. Vielleicht haben sie etwas gehört.“ Er ging Neuankömmlingen entgegen, drehte sich jedoch noch einmal um. „Gut gemacht, Anna.“
Sie atmete tief ein, schloss die Augen und spürte, wie der Rhythmus sie ergriff. Die anderen um sie herum tanzten, manche alleine, manche paarweise. Mit geschlossenen Augen bewegten sie sich im Takt der Musik.
Anna spürte mit einem Anflug von Wehmut, dass sie nicht hierhergehörte. Sie würde keine Erfüllung darin finden, ein Wäldchen oder ein paar Nistplätze zu retten.
Ihr tiefer Seufzer wurde von der Musik übertönt.
Schließlich gab sich Anna der Musik hin. Sie warf den Kopf zurück und ließ ihre Hüften
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