Sag niemals nie
Bett. Es sah aus, als hätte es auf sie gewartet. Danach hatte sie sich gesehnt. Es war genauso, wie sie sich als Kind ihr Hochzeitsbett vorgestellt hatte.
Anna setzte sich auf die Bettkante und bemühte sich, möglichst anständig auszusehen. Ganz einfach war das nicht. Schließlich trug sie nur die sehr kurzen Shorts und das knappe Bikinioberteil.
Sie zwang sich, Angelo anzusehen.
Ein atemberaubender Mann!
Groß und breitschultrig stand er vor ihr, aber seine Miene war ausdruckslos. Sollte sie sich jetzt ausziehen?
„Hier dürftest du alles finden, was du brauchst“, sagte er ruhig. „Das Bad ist dort drüben. Falls dir etwas fehlt, greif zum Telefon. Jemand von der Mannschaft bringt dir dann, was du brauchst.“
Am liebsten wäre Anna im Erdboden versunken. Alles hatte sie erwartet, nur das nicht! Wie hatte sie nur so dumm sein können!
Irgendwie schaffte sie es, stolz den Kopf zurückzuwerfen und zu lächeln. „Danke.“ Endlich hatte Angelo die Tür hinter sich geschlossen. Anna warf sich aufs Bett und weinte vor Scham und Wut.
Es war ihm nicht leichtgefallen, einfach davonzugehen. Grimmig kehrte Angelo aufs Oberdeck zurück.
Was immer er am Strand empfunden hatte, hier ging es letztlich um ein Geschäft.
Und er war kein Mann, der sich Gewissensbisse leistete. Das Leben hatte ihn nicht mit Samthandschuhen angefasst. Er hatte gelernt, sich zu nehmen, was er haben wollte. Skrupel kannte er nicht.
Er hatte mit Anna schlafen wollen. Dennoch hatte etwas ihn davon abgehalten. Was das war, konnte er sich selbst nicht erklären.
Gelegentlich fragte er sich, ob die Nonnen im Waisenhaus immer noch für seine Seele beteten. Vielleicht waren ihre Gebete endlich erhört worden. Vielleicht gab es doch noch einen Funken Hoffnung, dass er nicht in der Hölle landete.
Verbittert lachte er auf.
Vielleicht wollte er Anna auch einfach nur warten lassen.
Nichts übereilen. Je länger er wartete, desto lustvoller würde es werden.
Im Traum war Anna wieder ein Kind, und ihre Mutter wiegte sie auf dem Schoß.
Gerade blickte sie ihr in die blaugrünen Augen. Da geschah etwas Merkwürdiges. Auf einmal waren es nicht mehr die Augen ihrer Mutter, sondern Angelos Augen … und sie fühlte sich sicher, beschützt und geliebt. Und doch auch irgendwie unbehaglich.
Das Schaukeln hörte nicht auf, als Anna erwachte. Einen Moment wusste sie nicht, wo sie war. Dann fielen ihr die Ereignisse des Abends wieder ein. Schlaftrunken richtete sie sich auf.
Die Yacht machte Fahrt!
Anna sprang aus dem Bett und blickte sich um. Durch das runde Schiffsfenster sah sie nur Meer und Himmel. Aufgebracht rannte sie zur Kabinentür, hielt jedoch inne.
Sie war splitternackt.
Sie befand sich mitten auf dem Meer. Die einzigen Kleidungsstücke, die sie dabeihatte, waren ihr Bikini und die viel zu kurzen Shorts. Und ein glitzernd bestickter Abendschal! Stöhnend ließ sie sich wieder aufs Bett sinken und zog sich das Laken über den Kopf.
„Aha. Du bist wach.“
Starr blieb sie unter dem Laken liegen. Vielleicht bildete sie sich die dunkle, spöttische Stimme ja nur ein! Doch dann zog Angelo die Decke weg, und sie blickte in sein amüsiertes Gesicht.
Selbst im grellen Morgenlicht sah er fantastisch aus. Sein Oberkörper war nackt, und er trug nur knielange Shorts. Sein blondes Haar war zerzaust. Er sah eher wie ein braungebrannter Surfer als wie ein steinreicher Geschäftsmann aus.
Schnell zog Anna sich das Laken bis ans Kinn und setzte sich auf. „Was geht hier vor?“
Angelo lächelte jungenhaft. „Ich bringe dir Kaffee.“
„Ich will keinen!“
„Jetzt könntest du höflich sagen: ‚Vielen Dank.‘ So etwas tue ich nämlich sonst nicht. Als ich vorhin bei dir hereinschaute, warst du ziemlich … unverhüllt. Meine Mannschaft ist vieles gewöhnt, aber eine nackte Umweltschützerin dürfte selbst sie überfordern.“
Sie überforderte ja auch ihn selber ein wenig. Wie sie in den cremefarbenen Laken gelegen hatte … Mit ihrem hellrot gesträhnten, dunklen Haar und dem Diamanten im Nabel, der sich mit jedem Atemzug hob und senkte, sah sie so aufregend aus. Aufregend und unglaublich süß. Wie ein Pantherjunges. Wenn er nicht aufpasste, konnte sie ihm gefährlich werden.
Anna atmete tief durch und zog das Laken fest um sich. Sie durfte bloß nicht rot werden. Sonst würde er merken, dass sie noch unerfahren war. Gefasst sah sie ihn an. „Hör mal, Angelo, was gestern Abend passiert ist, das war ein Riesenfehler. Ich hätte nicht
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