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Sag Onkel - Psycho-Thriller (German Edition)

Sag Onkel - Psycho-Thriller (German Edition)

Titel: Sag Onkel - Psycho-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg F. Gifune
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Kalifornien. Ich habe gehört, dass es dort mehr Jobs gibt.« Boone klatschte in die Hände, um mir anzuzeigen, dass damit die nächste Phase unserer Unterhaltung begonnen hatte. »Möchtest du was trinken? Ich hätte gerne einen Schluck.«
    »Nein danke. Ich brauche nichts.«
    Er kämpfte sich auf die Füße, ging in die Küche und nahm eine halb leere Wodkaflasche aus einem Schrank über dem Spülbecken. Als er mit der Flasche zu seinem Sessel zurückkehrte und einen langen Schluck nahm, als wäre es Wasser, wurde mir klar, dass er nicht nur das Pech, sondern auch das Alkoholproblem seines Vaters geerbt hatte.
    Mit einer Hand hielt er die Flasche in seinem Schoß fest, mit dem Handrücken der anderen wischte er sich über den Mund. »Ich konnte es kaum glauben, als ich die Sache mit deinem Onkel hörte«, sagte er. »Ich konnte es nicht glauben.«
    »Das Gefühl kenne ich.«
    »Ich konnte es nicht glauben, dass er so enden würde, nicht er.«
    Ich nickte, sagte aber nichts.
    »Hin und wieder habe ich ihn in der Stadt getroffen.« Er lächelte zaghaft. »Er hat mich immer begrüßt, und dann hat er gesagt: ›Hey Boone, wie wär’s mit ein bisschen Elvis oben ohne?‹ « Aus seinem Lachen wurde ein Husten, der tief aus seiner Lunge kam. »Er fand es immer großartig, wenn ich das machte, weißt du noch?«
    »Ja«, erwiderte ich und lächelte ebenso vorsichtig wie er selbst. »Wer könnte jemals Elvis oben ohne vergessen?«
    »Das war eines meiner besten Kunststücke.« Boone nahm einen zweiten Zug aus der Wodkaflasche, und sein Gesicht verdunkelte sich etwas. »Also was willst du hier, Mann? Ich will dich nicht nerven oder so, aber ich habe dich seit Jahren nicht gesehen. Du hast mich nicht mal zu deiner Hochzeit eingeladen. Seit Jahren keine Anrufe, keine Briefe, nichts. Also warum jetzt auf einmal?«
    »Es tut mir leid, dass ich unsere Freundschaft habe einschlafen lassen, Boone. Es tut mir wirklich leid.«
    »Wie du gesagt hast, die Dinge ändern sich eben, nicht wahr?«
    »Angesichts der Vergangenheit dachte ich, wir sollten miteinander reden.«
    »Was macht das nach all den Jahren schon für einen Unterschied. Außerdem ist dein Onkel tot.«
    Wider besseres Wissen griff ich nach der Flasche. Er drückte sie mir in die Hand, und ich nahm einen raschen Schluck. Der Alkohol breitete sich in mir aus wie ein sich rasch entwickelnder Virus oder vielleicht auch wie ein Gegenmittel. »Ich möchte, dass du mich zu einem bestimmten Ort begleitest.«
    Meine Mutter und Angela schliefen noch, als ich an diesem Morgen das Haus verließ. Angela lag zusammengekuschelt mit ihren Stofftieren im Bett und merkte nichts von meiner Anwesenheit, nicht einmal, als ich mich vorbeugte und sie sanft auf die Wange küsste. Das Schlafzimmer meiner Mutter war leer, aber ich fand sie unten im Wohnzimmer schlafend in einem Sessel. Obwohl ihre Brust sich im gleichmäßigen Rhythmus des Schlafes hob und senkte, lag ein Ausdruck von Spannung und Unbehagen in ihrem Gesicht – eine Qual, der sie selbst in der Welt der Träume nicht entkommen konnte.
    Ich hatte den Zeitungsartikel gelesen und am Abend zuvor die Fernsehnachrichten gesehen, ebenso wie sie. Solche Dinge geschahen in Warden nur selten, und doch hatten meine Mutter und Angela so getan, als wären sie vollkommen unberührt von dem, was, wie wir alle wussten, die Wahrheit war. Sie waren fähig, all dem den Rücken zu kehren wie Zombies, nichts zu sagen und zu tun und vorzugeben, es ginge sie nichts an, während so viele andere in der Stadt herbeieilten, um zu helfen.
    Während sie noch schliefen, fuhr ich mit dem Fahrrad zur Wohnung meines Onkels in der Bay Street, einem touristischen Teil der Stadt beim größten Strand in Warden. Er wohnte zwischen einer Bäckerei und einem kleinen Buchladen über einem Fahrradgeschäft direkt am Wasser. In wenigen Stunden würde die ganze Gegend von Sommergästen und Touristen auf dem Weg nach Cap Cod nur so wimmeln, aber jetzt erwachte das Stadtviertel gerade erst aus dem Schlaf und lag in heiterer Morgenstimmung da. Solange die Ruhe währte, konnte die zauberhafte Fassade trotz der damit verbundenen kommerziellen Absichten alles verbergen, was hinter dem bunten Äußeren schlummerte. Außenstehende sahen nichts als ein unschuldiges kleines Bilderbuchdorf, aber wie ein Schausteller, der weiß, was hinter den Kulissen vorgeht, sah ich die Geldgier und die Gleichgültigkeit hinter der bunten Maske, die alles andere unwichtig erscheinen ließen.
    Ich

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