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Sag Onkel - Psycho-Thriller (German Edition)

Sag Onkel - Psycho-Thriller (German Edition)

Titel: Sag Onkel - Psycho-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg F. Gifune
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wie seine dicklichen Hände nach dem Armaturenbrett griffen.
    »Bin seit einer Ewigkeit nicht mehr hier gewesen«, murmelte er.
    Ich lenkte den Wagen an den Rand der ungeteerten Straße, drehte den Zündschlüssel um und schaltete die Scheibenwischer aus. Die Reste der mit Schlaglöchern bedeckten Straße, die in den Park hineinführte, lagen vor uns. Die Bäume zu beiden Seiten beugten sich unter der Last des Schnees, sodass die Zweige einen weißen Tunnel bildeten. Wieder saßen wir eine Weile schweigend da, sahen hinaus und grübelten.
    Schnee fiel auf die Windschutzscheibe, deckte sie langsam zu und schirmte uns von der Außenwelt ab.
    »Du hast diesen Park nie gemocht«, bemerkte ich.
    »Nein.« Er seufzte schwer. »Selbst nach all den Jahren liegt er hier einfach so da. Vor einiger Zeit hat ein Bauunternehmer versucht, ihn zu kaufen, aber die Stadt hat das abgeblockt. Sie wollen, dass der Park so bleibt, wie er ist: ein großes Nichts. Geschichte und so.«
    Geschichte! Die hatten ja keine Ahnung.
    Als wir uns das letzte Mal hier getroffen hatten, schweißten uns die Dinge zusammen, die ich ihm erzählte – ob sie nun gut, schlecht oder gleichgültig gewesen waren. Jetzt hoffte ich, dass sie uns endlich freigeben würden.
    »Was, zum Teufel, machen wir hier, Mann?«
    Das Auto glich mehr und mehr einem Grab. »Komm mit.« Ich stieß die Tür auf und wurde von einer Ladung Schnee und einem kalten Windstoß begrüßt.
    Boone verzog grimmig das Gesicht, aber er folgte mir.
    Der Schnee war hier leichter und flockiger als die feuchte Masse, die anfangs vom Himmel gefallen war, und abgesehen vom Geräusch der hin und wieder auf der Straße hinter uns vorbeifahrenden Autos herrschte eine absolute Stille. Als wir durch den Schnee stapften und in das starre Spalier schneebeladener Bäume einbogen, begann Boone schwer zu atmen, und der Bann war wieder gebrochen. Dennoch glich der Park um uns herum einem lebenden Gemälde, einem Ort, in den wir eingedrungen waren, obwohl es eigentlich unmöglich war – zwei fühlende Wesen, die in eine schöne, aber leblose, auf eine Leinwand gemalte Landschaft hineinwanderten.
    Die eisige Luft brannte in meinen Augen und erinnerte mich daran, dass dies alles real war, und als wir in den vorderen Teil des Parks vordrangen, rieb ich sie mir und richtete meinen Blick auf die offene Fläche. Boone hatte recht. Hier hatte sich nicht viel verändert. Ich steckte die Hände tief in die Manteltaschen und kämpfte mit hochgezogenen Schultern gegen die Kälte an. Boone sah mit seinem billigen Parka so aus, als ob er langsam erfrieren würde. Seine Wangen glühten hochrot, alle Augenblicke wischte er sich seine laufende Nase mit dem Ärmel ab und forderte mit fragenden Blicken eine Erklärung von mir, was wir hier draußen eigentlich vorhatten.
    Ich ging ein paar Schritte weiter in den Park hinein und musterte eine Reihe von Bäumen am Rand einer Senke, die etwa vierzig Meter von uns entfernt vor uns lag. »Nach dem Sommer, in dem alles passierte«, begann ich mit hohler, seltsam fremder Stimme, »als Onkel schließlich wegen diesem Bankraub ins Gefängnis ging und–«
    »Ich erinnere mich«, unterbrach Boone mich, bevor ich den Gedanken zu Ende führen konnte.
    »Wir waren damals fast sechzehn. Alles wurde anders.«
    »Für dich. Für mich nicht.«
    Ich nickte, mein Atem stand als Wolke vor meinem Gesicht. »Diese anderthalb Jahre bis zum Schulabschluss sind für mich immer noch wie im Nebel.«
    »Du hattest dich in dieses Mädchen verliebt.«
    »Carrie Weller.«
    »Ja, Carrie Weller. Sie lebt immer noch in der Stadt. Sie ist Schwesternhelferin. Geschieden, zwei Kinder. Ich konnte sie nie leiden.«
    »Ich mochte sie auch nicht besonders.« Ich warf ihm einen Blick zu, und wir beide unterdrückten ein Lächeln. Ich hatte jahrelang nicht mehr an Carrie Weller gedacht. Meine erste feste Freundin. Ich erinnere mich an sie hauptsächlich in voller Bekleidung. Wir knutschten herum und hatten kaum richtigen Sex miteinander. Wir stritten uns über die lächerlichsten, belanglosesten Dinge, die man sich nur denken kann – willkommen in der wunderbaren Welt der Teenager-Romanzen. Sicher hat die Zeit die Kraft meiner Emotionen seitdem abgemildert. Heute empfinde ich die Dinge nur noch selten so intensiv wie damals, als jeder Gedanke und jede Handlung so konzentriert und leidenschaftlich war, dass man meinen konnte, wir müssten jeden Augenblick physisch implodieren. »Gott sei Dank war es nichts

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