Saga von Dray Prescot 15 - Vallian-Zyklus 01 - Geheimnisvolles Scorpio
Augen und eckigem rotem Gesicht und bewegte sich mit wiegenden Schritten.
»Ach, da ist er also!« sagte er mit lauter Stimme und knallte sich die Reitpeitsche gegen die Stiefel. »Na, sag's ihm Kovneva! Sag dem Rast, was wir wollen!«
Seine Worte machten mir Spaß.
Nicht aber Natyzha Famphreon. »Wir haben auf dich gewartet, Ered«, sagte sie schneidend.
»Die Zeit drängt«, sagte der Mann unbeeindruckt.
»Richtig. Also, Prinz Majister.« Und Natyzha Famphreon wandte sich mit einer aufmerksamkeitheischenden Gebärde an mich. »Wir wissen, daß du aus Vondium verbannt worden bist. Woher, ist hier nicht wichtig.«
»Oh«, unterbrach ich sie. »Spione kosten nur Gold.«
»Ganz recht. Der Herrscher ist zum Regieren nicht mehr fähig. Wir herrschen über das Reich. Daran führt kein Weg vorbei.«
Ich wollte widersprechen, doch die Wirklichkeit sah tatsächlich so aus. Der Herrscher hatte zwar in vielen Dingen das letzte Wort, und er sorgte für das Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Interessengruppen, doch die Macht der Racterpartei machte dies oft zunichte und bestimmte die Ergebnisse in ihrem Interesse.
»Ich mag meine Probleme mit dem alten Teufel haben«, sagte ich. »Manchmal läßt sich nicht mit ihm auskommen. Er haßt mich.« Das stimmte eigentlich nicht ganz. »Aber er herrscht über das Reich. Und wenigstens sorgt er dafür, daß ihr Racter in eure Grenzen verwiesen werdet.«
Diese Bemerkung stieß auf wenig Gegenliebe. Und wieder war es nur die halbe Wahrheit.
»Es hat keinen Sinn mehr, den Herrscher noch zu unterstützen«, sagte die Kovneva.
»Er ist am Ende!« brüllte Ered Imlien mit rotem Gesicht.
Eine Bewegung hinter den gläsernen Schirmen lenkte mich ab. Ich sah den Umriß von Chuliks, Söldner-Diffs von besonderer Kampferfahrung. Die emporgereckten Hauer waren in dem Schattenriß deutlich auszumachen.
»Aber wenn der Herrscher stirbt, werden seine Tochter und ihr Mann den Thron übernehmen. Habt ihr daran gedacht?« fragte ich.
»Wenn der Herrscher stirbt, bist du von der Bildfläche verschwunden, Prescot. Mach dir das klar. Stirbt er, ehe die Dinge geregelt sind, wird im Land viel Blut fließen, denn dann kommt es zweifellos zum Bürgerkrieg.«
»Und dieses Risiko wollt ihr eingehen?«
»Für uns wäre es kein Risiko«, sagte die Kovneva und kicherte heiser. »Wie immer das vorübergehende Chaos auch aussieht, wir werden daraus als Sieger hervorgehen.«
Davon waren diese hohen Herrschaften ehrlich überzeugt.
»Erwartet ihr etwa, daß ich meinen Schwiegervater ermorde?«
»Wenn du vom Blute Vallias wärst, würde dir das nichts bedeuten.«
Mir lag die Antwort auf der Zunge. »Wenn das die richtige Abkunft ist, so ist man ohne sie wirklich besser dran.« Doch ich verzichtete darauf.
Schließlich bot man mir einen Handel an. Ich sollte mit dem Tod des Herrschers nichts zu tun haben und alle Ländereien und Titel behalten können, mit Ausnahme des Prinz Majister. Die Racter konnten nicht wissen, wie wenig mir gerade dieser Titel bedeutete. Als Gegenleistung sollte ich die Racter nicht bekämpfen und dafür sorgen, daß meine Leute sich während des Coups nicht einmischten. Ich erkundigte mich, doch man war so vorsichtig, mir keine Einzelheiten des Plans zu offenbaren.
Ohne falsche Bescheidenheit zu üben: Ich hatte den Eindruck, daß man mich aus dem kommenden Konflikt heraushalten wollte, weil man meinen Einfluß fürchtete. Sonst wären die Bedingungen nicht so großzügig gewesen. Ob die Racter ihre Seite des Handels einhalten würden, das lag natürlich im Schoß der Götter.
Wäre ich auf mich allein gestellt gewesen, hätte ich irgendein Schimpfwort gebrüllt und meine Waffen gezogen. Ich spürte Bedauern, daß ich das nicht tun konnte. Ich brauchte die Übung. Doch hier ging es um mehr als die Beruhigung meines gekränkten Ego. Das Schicksal Vallias hing zu einem großen Teil von dem ab, was in diesem Wintergarten entschieden wurde. Es war in meinem Interesse, den Eindruck zu erwecken, als ginge ich auf die Pläne ein, um die Racter später um so sicherer vernichten zu können.
»Laßt mich darüber nachdenken«, sagte ich daher. »Ich darf die Prinzessin Majestrix nicht vergessen.«
»Um sie brauchst du dir keine Sorgen zu machen, Onker!« entfuhr es Ered Imlien. »Die kümmert sich im Augenblick vor allem um Prinzessin Dayra.«
Zornig erhob sich Natyzha Famphreon von ihrem Flechtstuhl. »Rede nicht von Dingen, die du nicht kennst, du Fambly!« Sie hätte
Weitere Kostenlose Bücher