Saga von Dray Prescot 15 - Vallian-Zyklus 01 - Geheimnisvolles Scorpio
natürlicher Ausdruck seiner Persönlichkeit. »Schiere Revolution! Aye! Das wollen diese Chyyanisten.«
Ich nahm nicht an, daß diese Edelleute schon soviel über die Chyyanisten wußten wie ich. Ich überlegte. Es mochte ratsam sein, den Leuten mehr Informationen zukommen zu lassen. Ich verachtete die Racter. Sie hatte zuviel Macht und zuviel Geld. Die Chyyanisten wollten das Geld an sich bringen und damit auch die Macht. Diese Ziele waren auf eine Weise nicht schlecht, wenn sie sich auf vernünftigem Wege erreichen ließen. Doch eine blutige Revolution ist kein vernünftiger Weg. Ich habe an mehr als einer teilgenommen. Sobald man damit beginnt, das Alte zu vertreiben, kann der Vorgang außer Kontrolle geraten. Es hätte mich sehr betrübt, wäre in Vallia Blut vergossen worden – aus welchem Grund auch immer. Und ich glaubte nicht, daß es Makfaril auf eine schlichte Revolution angelegt hatte. Und aus Macht kann sehr schnell Korruption und Perversion erwachsen!
So teilte ich denn den Ractern mit, was wir erfahren hatten. Man nahm meine Enthüllungen ernst, was mich nicht erstaunte. Es waren erfahrene Leute, die viel zu verlieren hatten.
»Dann sind die Chyyanisten also eine unmittelbare Gefahr.« Die Kovneva sah mich an. »Sobald der Tempel in Vondium errichtet ist und die Priester mit der Beeinflussung der Massen beginnen ... Wie man hört, gehen auch Sklaven in die Gottesdienste.«
»Ihr Ziel ist es, die Racter zu versklaven«, sagte ich nicht ohne Befriedigung.
»Das hat man schon öfter vergeblich versucht. Doch sobald der Tempel errichtet ist, wird das Böse eine breitere Basis finden. Wir müssen jeden Eingang überwachen und die Priester aufhalten. Das Götzenbild, das du uns beschrieben hast, läßt sich nicht gerade einfach handhaben.«
»Ich schicke meine Männer zu den Docks«, sagte der Kov, Sohn der Kovneva, und wir alle fuhren erstaunt zu ihm herum, als habe ein Gespenst gesprochen.
»Ja, mein Sohn«, sagte die Kovneva in beruhigendem Tonfall. »Tu das.«
Trotz allem blieb die Tatsache, daß ich aus Vondium verbannt worden war. »Ich reite fort«, sagte ich, »um zu sehen, was ich in den Provinzen erreichen kann. Der Große Chyyan macht mir Sorgen.« Es war sinnlos, diesen Leuten zu sagen, daß meine Hauptsorge den armen Leuten galt, die sich durch die Schwarzen Priester zu dem Glauben verleiten ließen, sie würden alle Güter Kregens im Hier und Jetzt erleben. Diese Racter waren nur in der Lage, die Gefahr auf sich zu beziehen.
Wir schritten durch die ferneren Regionen des Wintergartens. Ein bemerkenswerter Ort. Käfige standen in Reihen, darin befanden sich Exemplare zahlreicher Wildgattungen. Doch stärker noch als die Zoo-Atmosphäre wirkte die Aura von Intrige und Verschwörung und düsteren Geheimnissen, die von den Ractern ausging.
Einige Chail Sheom, hübsche kleine Sklavinnen, folgten der Kovneva mit Fächern und Parfums und anderen Utensilien, ohne die eine Dame hohen Standes nicht sein kann. Zwei muskulöse Männer trugen ihren Stuhl. Ich hatte diese Sklaven nur beiläufig wahrgenommen und bemerkte nun ihren kummervollen Ausdruck. Sie setzten sofort ein Lächeln auf, wenn die Kovneva sie ansah – ein schlimmer Anblick.
Mich überkam die Erkenntnis, daß ich, Dray Prescot, der die Sklavenhändler erbarmungslos aus Valka vertrieben und sie überall auf Kregen bekämpft hatte, hier nun zusammen mit zairverfluchten Sklavenherren Pläne schmiedete.
Ich trat einige Schritte zur Seite und stand vor einem Käfig, in dem sich ein zottiger Graint aufrichtete. Mir war gleichgültig, ob die anderen mein Gesicht sahen und meine Gedanken errieten. In diesem Augenblick hätte ich sie alle am liebsten auf den Eisgletschern Sicces gesehen.
Ein schriller Schrei ließ uns herumfahren, ein Reißen und Fauchen bei einem der Käfige, an denen wir eben vorbeigekommen waren. Uns bot sich eine Szene des Schreckens.
Zwei wilde Tiere wandten sich von den blutigen Überresten eines Sklavenmädchens ab, um ein zweites mit Prankenhieben zu reißen und zwei weitere anzufallen. Die Ungeheuer waren Chavonths. Hinter ihnen sah ich die beiden Stuhlträger die Flucht ergreifen. Irgend jemand mußte absichtlich den Käfig geöffnet haben. Jemand, der die Kovneva-Witwe Natyzha Famphreon haßte.
Die Szene prägte sich mir ein. Die parallelen Käfigreihen mit den starken Käfigstangen. Die wild gewordenen Tiere ringsum, die das frisch vergossene Blut rochen und in den unerträglichen Chor einfielen. Die
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