Saga von Dray Prescot 15 - Vallian-Zyklus 01 - Geheimnisvolles Scorpio
schreienden Sklavinnen, die sich mit schützend erhobenen Armen niederduckten, während die Chavonths sie zerfleischten und sich dann mit blutverschmierten Schnauzen in unsere Richtung wandten.
Die ehrenwerten Racter stürmten schreiend los, an mir vorbei, stießen jedoch am Ende des Gangs auf ein kräftiges Eisengitter. Wer immer hinter dem Anschlag steckte, hatte gut geplant. Ich hielt die beiden Stuhlträger für die Übeltäter. Sie waren entkommen, was darauf hindeutete, daß sie von dem Anschlag gewußt hatten. Doch sie hatten alles so eingerichtet, daß wir von den Chavonths vor einer Gitterwand in die Enge getrieben wurden.
Chavonths sind heimtückische Tiere – sechsbeinige Jagdkatzen, deren Fell in blauen, grauen und schwarzen Flecken gemustert ist. Ihre Fänge kommen zwar denen eines Leem nicht gleich, sie sind auch nicht so schnell wie ein Strigicaw, doch vermögen sie einem Menschen mit einem Prankenhieb den Kopf einzuschlagen.
Nalgre Sultant drängte sich an mir vorbei und rüttelte schreiend an der Gitterwand, die ihm den Ausweg versperrte. Ered Imlien wandte sich ab; sein Gesicht war grün angelaufen. Nath Ulverswan packte Natyzha Famphreons Arm und starrte voller Entsetzen auf den Tod, der sie anfauchte.
Der schwächliche Nichtsnutz, der Kov von Falkerdrin, trat vor. Er zog sein Rapier und Main-Gauche. Ich sah sein Gesicht von der Seite, das zurückweichende Kinn, der Schweiß, der ihm über die Haut lief, die Zähne, die auf seine Lippe bissen. Doch er trat vor seine Mutter hin, und in seiner Doppelklinge fingen sich die Spiegelungen der Glaswände.
»Das ist keine Sache für ein Rapier, Kov«, sagte ich.
»Das weiß ich auch«, antwortete er mit atemloser Stimme. »Aber eine andere Waffe habe ich nicht.«
Ich warf den weiten Mantel ab, löste die goldenen Zhantilköpfe und streifte das golddurchwirkte Cape von den Schultern. Dann zog ich das Krozair-Langschwert, denn für den Einsatz eines Bogens war es zu spät.
»Wenn sie springen, Prinz«, sagte der junge Kov, »nimm du den linken, und ich ...«
»Gib ihnen keine Zeit zum Springen«, sagte ich, packte den Griff des Langschwerts mit beiden Händen und stürmte los, wobei ich die Klinge in einem tödlichen Bogen herumwirbeln ließ.
Trotz des Lärms hörte ich das entsetzte Aufkeuchen hinter mir. Wie ich in diesem Augenblick aussah, mag Zair allein wissen. Die Chavonths hatten mir keine Zeit gelassen, die Sklavinnen zu retten; sie waren tot. Es war alles mit entsetzlicher Geschwindigkeit geschehen, wenige Herzschläge zwischen dem ersten Schrei und dem Augenblick des Losspringens.
Ich mußte gleich beim ersten Streich richtig treffen und trotzdem verdammt schnell handeln.
Die beiden Chavonths sprangen nicht gleichzeitig, und so vermochte ich mich dem ersten zu stellen. Die schimmernde Klinge des Langschwerts fuhr in einem kräftigen Hieb herum, während meine Hände und Handgelenke und Unterarme umeinanderrollten, die Muskeln meines Rückens sich strafften und ich wieder einmal die alte Kraft und Macht durch meinen Körper wogen spürte. Der Stahl fuhr dicht über der linken Vorderpfote in das Fell des wilden Tiers, und ich ließ mich von dem Hieb treiben und rollte zur Seite, so daß die herabzuckenden Klauen an mir vorbeifuhren. Ich schlug einen Purzelbaum, drehte mich knapp, sprang los und griff den zweiten Chavonth von der Seite an. Die Krozairschneide zuckte wie ein blutiger Blitz vor. Ich trieb sie mit der Spitze voran in die hagere Pelzflanke. Die Vorwärtsbewegung des mächtigen Tiers hätte mir das Schwert beinahe entrissen, doch ein Krozair weiß, wie man seine Waffe festhält. Ich drehte die Klinge heftig und zog sie dann zurück, um sie gleich zu einem Überhandschlag zu heben, der den Chavonth unmittelbar hinter dem mittleren Beinpaar in die Wirbelsäule traf.
Das laute Kreischen der verwundeten Chavonths gellte in dem vergitterten Gang auf, der Geruch frisch vergossenen Blutes stieg warm empor. Ich hatte keine Zeit aufzuhören. Um das Ungeheuer war es geschehen, obwohl es noch vergeblich fauchte und mit den Klauen durch die Luft fuhr und seinen gebrochenen Rücken zu erreichen versuchte.
Der kinnlose schmächtige Kov versuchte den ersten Chavonth anzugreifen, versuchte mit dem Rapier an den gefährlichen Klauen der restlichen Beine vorbeizukommen. Mit einem verzweifelten Hechtsprung eilte ich hinzu und hätte ihn beinahe ganz gerettet.
Doch eine gefährliche spitze Klaue fuhr von der Seite auf ihn zu und riß ihm an
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