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Saga von Dray Prescot 16 - Vallian-Zyklus 02 - Wildes Scorpio

Saga von Dray Prescot 16 - Vallian-Zyklus 02 - Wildes Scorpio

Titel: Saga von Dray Prescot 16 - Vallian-Zyklus 02 - Wildes Scorpio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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eine Abdeckung, die kräftiges Holz den Blicken entzog, und das Holz drehte sich und enthüllte eine eckige Öffnung, einen Fuß breit. Ich packte den Eisengriff, der wie ein Spatenstiel geformt war, und zog daran.
    Beinahe lautlos, so gut war der Mechanismus gearbeitet, drehte sich ein Stück Mauerwerk um sich selbst. Die Öffnung erweiterte sich zu einer schmalen Tür und zu Stufen, die in die Tiefe führten.
    Wir schritten hinab und zündeten unsere Laternen an – mit der Übung von Männern, die den Umgang mit Feuerstein und Stahl gewöhnt sind. Der Treppengang gähnte düster und unheimlich unter uns, im Schein der Laterne glitzerte dunkle Feuchtigkeit.
    Wir stiegen in die Tiefe.
    Weiter unten klebten Salzkristalle an den Wänden, und grünlicher Schleim hing in fettigen Tentakeln herab. Wir bewegten uns durch einen Zickzackkorridor, in dem Inch wiederholt zähneknirschend Ngrangi anrief. Er war einfach zu groß für einen solchen Durchgang.
    Das Labyrinth der Korridore und Tunnel und Treppen ist praktisch ein Muß für jeden kregischen Palastarchitekten. Ein ganzes System sekundärer Wege existiert neben den vornehm geschmückten Sälen und Gemächern. Zahlreiche Geheimgänge hatte ich zumauern lassen, als ich in diesem Palast lebte; doch ich hatte einen Plan all jener Durchgänge im Kopf, die meines Wissens noch bestanden. Das Krankenzimmer zu finden, war also nicht schwierig, erforderte nur weite Umwege.
    Schließlich legte ich das Auge an den Durchblick des Holzpaneels und schaute in den Raum, in dem der Herrscher starb, in dem Vadnicha Ashti Melekhi sich vergessen und mich und meine Freunde gekränkt hatte.
    Dr. Charboi war im Begriff, sich von der Bettkante zu erheben. In seiner Hand schimmerte ein Glas. Sein glattes Gesicht zeigte einen zufriedenen Ausdruck. Er wandte sich an jemanden, der sich außerhalb meines Blickfelds befand.
    »Jetzt wird er schlafen. Keine Gefahr.«
    Die Stimme, die ihm antwortete, ganz Glasscherben und Neemu-Fauchen, sagte: »Gut, Doktor. Sorge dafür, daß er nicht gestört wird. Laß die Wächter sofort rufen. Der junge Prinz mag sich für sehr fähig halten. Kov Layco war sehr böse.«
    »Ich habe gut gearbeitet, Vadnicha.«
    Wir wußten, auf welches Teufelswerk er anspielte.
    »Das bestreite ich ja nicht. Du wirst deinen Lohn erhalten.«
    Charboi sammelte seine Sachen ein und ging zur Tür. Er klopfte an, und die Tür wurde geöffnet. Ich sah den rotumhüllten Arm des Wächters. Die Bogenschützen hielten die Tür jetzt also verschlossen und öffneten nur für jemanden, den sie kannten. Ich lächelte nicht. Doch ich stellte mir vor, daß Ashti Melekhi dem Ersten Pallan des Herrschers einiges zu erklären haben würde.
    Wenn sie im Zimmer blieb, lag das Risiko bei ihr. Wir würden sie natürlich zum Schweigen bringen, ehe sie schreien und die Gardisten warnen konnte. Charboi war uns knapp entkommen; ich glaube, das bedauerte ich damals ein wenig. Ich wollte schon die Geheimtür aufstoßen und mich wie ein Leem auf sie stürzen, als sie vor dem Guckloch erschien. Sie ging zur Außentür und blickte noch einmal zum Bett.
    So wartete ich ab.
    Ich sah ihr Gesicht. Dünn und bleich und verächtlich verzogen war es, mit dem blutroten Mund und den geschwungenen Augenbrauen. Und sie lächelte – ein Lächeln, das sogar einen Menschenjäger gebannt hätte. Bitter, raffiniert, teuflisch – und doch wohl auch ein wenig bedauernd. Ich möchte Ashti Melekhi hier nicht ganz schwarz zeichnen. Soviel ich weiß, war sie sehr kunstsinnig und eine vorzügliche Flötenspielerin. Sie hielt sich einen ganzen Schwarm exotischer Vögel. Doch angesichts des Todes eines Herrschers fällt es schwer, Glanzlichter zu finden, wenn man mit der Tochter dieses Herrschers verheiratet ist.
    Mit ihrem kleinen goldenen Stab, den sie an einer Edelsteinkette um den Hals trug, klopfte sie an die Tür. Der Bogenschütze öffnete ihr. Sie sagte: »Bewacht die Tür. Verteidigt sie.«
    »Quidang, meine Dame!«
    Und sie verließ den Raum, ganz katzenhafte Anmut und glitzernde Schönheit, hart und kantig und seltsam männlich, und ich fragte mich, wann ich sie wiedersehen würde.
    Leise öffnete ich das Geheimpaneel und trat ins Krankenzimmer. Die diensthabende Krankenschwester blickte den Herrscher an, und ich glaubte auf ihrer bleichen Wange eine Träne funkeln zu sehen. Sanft hielt Turko sie fest, während ich ihr eine Augenbinde umlegte und sie in einen Teppich fesselte. Sie wehrte sich nicht; vermutlich war die

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