Saga von Dray Prescot 17 - Vallian-Zyklus 03 - Dayra von Scorpio
wobei ich mich ein wenig von Barty leiten ließ, der uns schließlich in einen Teil der Stadt führte, den ich wiedererkannte. Obwohl wir nun die Gesellschaft vieler anderer Leute hatten, die sich um ihre Angelegenheit kümmerten, blieben die Mörder bei uns. Sie achteten auf Distanz. Doch sie ließen uns nicht aus den Augen.
Die meisten hatten vermutlich ihre Masken abgesetzt. Doch ausnahmslos hielten sie sich ein Stück Tuch vor die Gesichter, was sich an diesem Tag als Schutzmaßnahme gegen den Regen erklären ließ. Zugleich wurden sie durch die großen weichen vallianischen Hüte geschützt, deren breite Krempen tief herabhingen.
Als der Regen, wie es für Kregen typisch war, abrupt aufhörte und dem Licht der Sonnen Platz machte, begann ich mich zu fragen, wie weit es diese Stikitches mit ihrer Verfolgung treiben würden.
Inzwischen gingen wir nur noch in schnellem Schritt. Im Gedränge beachtete uns niemand. Andere liefen schneller als wir – meistens Sklaven mit Eilaufträgen von ihren Herren –, und unser heruntergekommenes Äußere wies uns als Männer aus, die unangenehme Arbeiten verrichten mußten. Wir erreichten eine breite Passage durch ein großes Gebäude, Gasse der Zwillinge genannt.
Sie führte zu dem weiten Kyro vor dem Palast des Herrschers.
Barty bog sofort ein, und ich folgte ihm.
Wenn ich auch sage, ich wußte, wo wir uns befanden, so heißt das nicht, daß ich die Gegend gut kannte. Von der Gasse der Zwillinge führten viele Seitenstraßen zu anderen Gassen, die zwischen zwei gekrümmten Kanälen eingeschlossen waren. Wir passierten Kanäle, über die hübsche Brücken führten. Unter den breiten Bögen eines Aquädukts wurden wir von einer Menschenmenge aufgehalten, die sich langsam dahinschob, dazwischen Karren und Kutschen und Sänften aller Art. Alle diese Straßen und Gassen und Kanäle und Boulevards und Aquädukte haben Namen ... Nein – ich wußte nur, daß ich irgendwann den Eingang zum Palast erreichen mußte, wenn ich der Gasse der Zwillinge folgte.
Das Gedränge verstärkte sich. Rechts war eine Reihe Karren in eine Stockung geraten. Jeder dieser Wagen war hoch mit Heu beladen.
Ich drehte mich um.
Die beiden wieselartigen Männer folgten uns immer noch, in ihrer Begleitung befand sich etwa ein Dutzend offenbar besonders entschlossener Stikitches.
Einen Augenblick lang verharrten wir auf halbem Wege zwischen zwei Seitenstraßen. Die Türen der Gebäude zu beiden Seiten der Gasse waren geschlossen.
»Jetzt können wir nicht weiter fliehen«, sagte Barty und wollte sein Rapier ziehen. »Dank Opaz! Jetzt wollen wir diesen Rasts eine Lektion erteilen.«
Ich runzelte die Stirn. Ich haßte es, Barty in Stücke gehauen zu sehen – was unweigerlich geschehen mußte, wenn die erfahrenen Mörder ihn erwischten. Ich durfte sein Leben nicht in Gefahr bringen.
»Dort hinauf, Barty!« sagte ich, ergriff seinen Arm und schleuderte ihn förmlich auf die Ladung des hintersten Heuwagens.
Er wollte protestieren und bekam dabei Heu in den Mund. Spuckend bäumte er sich auf, aber schon war ich bei ihm auf dem Wagen und zerrte ihn mit. Widerstrebend ließ er sich von mir über die schlafende Gestalt des Fahrers helfen, dann über den Rücken der Krahniks und von dort auf den Wagen davor. Wie zwei Hochseilartisten brachten wir die Reihe der Heuwagen hinter uns.
Die dicht gedrängt stehenden und schiebenden Menschen zeigten kein großes Interesse an unseren Kunststücken; einige blickten zu uns empor und lachten, einige verwünschten uns auch, doch die meisten gaben sich damit zufrieden, zu dem Geschiebe ihren Beitrag zu leisten, um das elende Hindernis weiter vorn endlich zu beseitigen.
Der Regen hatte aufgehört, und die Strahlen der Zwillingssonnen nahmen an Stärke zu. Die Wolken verschwanden allmählich.
Wir balancierten von Heuwagen zu Heuwagen, die Fahrer und die Krahniks überspringend. Die Tiere spürten die Schritte auf ihrem Rücken kaum, da waren wir schon weiter.
Aber die Mörder folgten uns unbeirrt.
Weiter vorn bewegte sich etwas. Wir verrenkten uns den Hals und entdeckten eine Kolonne Soldaten, die im Gleichschritt marschierten. Sie schienen kampfbereit zu sein, was mich im ersten Augenblick überraschte, aber bei näherem Nachdenken wurde mir klar, Vallia machte gerade eine unruhige Zeit durch.
Barty trat fehl, und ich mußte ihn am Arm hochzerren. »Weiter!« rief ich. »Die Rasts holen langsam auf!«
Weiter vorn warf ein Aquädukt schwarze Schattenstreifen über
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