Saga von Dray Prescot 17 - Vallian-Zyklus 03 - Dayra von Scorpio
...«
»Das ist Verrat!« entfuhr es Imlien. »Pandahem – jedes Land auf der Insel ist unser Todfeind!«
»Du bist ein Dummkopf, Imlien! Hamal ist unser Feind. Wir müssen uns bemühen, unter all den Ländern Pandahems Verbündete zu finden. Und eines Tages werden wir auch mit Hamal einen gültigen Freundschaftspakt schließen.«
Die Anwesenden starrten mich an, als hätte ich den Verstand verloren. Was wußten sie schon von den weitreichenden Plänen, die ich mit der Kontinentgruppe Paz hatte? Es entzog sich ihrem Begriffsvermögen, ganz Paz als Einheit zu sehen, die sich der von den Chanks ausgehenden Gefahr erwehren konnte. In den Augen dieser Racter mußte Vallia stets eine überragende Rolle spielen, andere Länder beherrschend oder mit ihnen Krieg führend.
Delia und ich – und jetzt auch der Herrscher – hatten im Heiligen Taufteich des fernen Aphrasöe gebadet und würden tausend Jahre alt werden. Er würde diese kleinlichen Ränkeschmiede weit überleben, würde tausend Jahre lang Herrscher bleiben können. So konnte er es sich leisten, über sie und ihre Pläne zu lachen.
Andererseits mußte er vorsichtig sein, und so konnten sich Informationen über solche Pläne und Intrigen gegen ihn als sehr nützlich erweisen.
Ich rieb mir das Kinn und wandte mich an Ered Imlien: »Wenn du klar und ohne Zorn zu sprechen vermagst, kannst du mir jetzt von deinen Problemen in Thengelsax erzählen.«
Ohne die Kraftausdrücke und die zornigen, entrüsteten Anwürfe lief sein Bericht darauf hinaus, daß ständig Reiter aus dem Nordosten über die Grenze kamen und Überfälle verübten. Ganz Vallia gehörte zum Reich und stand unter dem Befehl des Herrschers. Im Nordosten, der sich traditionell nur widerwillig der zentralen Macht gebeugt hatte, gab es eine starke Selbstbestimmungs-Bewegung. Das konnte ich noch verstehen. Mich bekümmerte allerdings die Torheit von Leuten, die das Reich in kleine Zonen aufteilen wollten, welche gegen die fürchterlichen Gefahren der Zukunft allein keine Chance hatten.
»Kovneva«, wandte ich mich an die Frau. »Stellt diese Situation nach deiner Meinung eine Gefahr für den Thron dar? Könnten diese Gruppierungen den Herrscher stürzen?«
Sie verzog ihr faltiges altes Gesicht.
»Ja und nein. Ich nehme nicht an, daß sie eine Armee zusammenbekämen, die nach Vondium durchbrechen könnte. Die Unruhe, die sie stiften, könnte aber zu einem solchen Durcheinander führen, daß eine starke und besser ausgerüstete Interessengruppe die Macht ergreifen könnte. Dort oben hält man große Stücke auf die Hexer ...«
»Hexer? Von Zauberern und Magiern weiß ich, aber ...«
»Ich meine Hexer, wie ich gesagt habe, teuflische, opazverfluchte Leichenerwecker!«
Ich schwieg einen Augenblick lang verblüfft und fragte dann: »Und die starke und besser ausgerüstete Interessengruppe wären die Racter?«
Niemand antwortete – aber daß ich recht hatte, war von allen Gesichtern abzulesen.
»Nun, das wäre der Punkt, an dem sich unsere Wege trennen. Wenn es darauf ankommt, werde ich mich stets auf die Seite des Herrschers stellen ...«
»Du Dummkopf! Damit zerstörst du dich selbst! Er haßt dich und wird keinen Handschlag für dich tun. Überlege es dir gut, Dray Prescot! Denk an dich und deine Familie!«
Ich antwortete nicht direkt, hatte ich doch kein Interesse daran, diesen Leuten eine zu gefährliche Waffe gegen mich in die Hand zu geben.
»Und die Panvals? Die Weißen und Grünen? Würden die sich nicht auch um die Macht bemühen?«
Man lachte verächtlich. »Wenn die Racter zuschlagen, werden sich die Panvals auflösen wie Salz in Wasser.«
»Und die anderen Parteien? Die Vondium-Khanders? Die Fegters, die täglich neue Anhänger hinzugewinnen? Die Lornrod-Caucus ...«
»Ach die!« warf Natyzha ein. »Die kann man vergessen. Denen kommt es doch nur darauf an, alles zu vernichten, was über Jahrhunderte mühsam aufgebaut wurde. Nein, mit solchen Elementen werden wir keinen Ärger haben.«
»Und was die anderen angeht«, warf Nalgre Sultant ein, »so wird es natürlich zu Übereinkünften und Allianzen kommen. Es gibt viele kleine Parteien, aus speziellen Gründen geformt, mit denen wir am Tag X gut zusammenarbeiten können.«
»Und an jenem Tag werdet ihr versuchen, eine Marionette auf den Thron Vallias zu setzen? Ihr werdet versuchen irgendeinen Onker zum Herrscher auszurufen und ihn dann nach eurem Willen tanzen zu lassen?«
Sie wußten sehr wohl, daß ich niemals diese
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