Saga von Dray Prescot 19 - Jikaida-Zyklus 01 - Ein Leben für Kregen
Sturmangriff.
Und schon war die Schlacht von Irginian vorbei.
Die Anwohner, von denen viele ihre stärksten Söhne in die neu entstehenden vallianischen Armeen entsandten, säuberten das Feld. Wir durften keine Zeit verlieren. Nach einem einzigen Erholungstag setzte die Armee Vondiums ihren Marsch fort; das Ziel war die Hauptstadt. Beobachter wurden zurückgelassen, die sicherstellen sollten, daß sich keine Kämpfe entwickelten, während die Gefangenen zur Küste begleitet wurden. Ich überließ Seg und Nath das Kommando und flog mit einem Voller in die Hauptstadt. Nun war Zankov an der Reihe. Nun war vielleicht endlich der Anfang vom Ende gekommen.
20
Bisher war Drak aus Faol noch nicht zurückgekehrt, und die Schwestern der Rose hatten Jaidur noch nicht von der unbekannten Teufelei entbunden, die er in ihrem Namen durchführte. Ebensowenig hatte sich Zeg bisher gemeldet, obwohl wir ihn gebeten hatten, sein Königreich Zandikar einmal zu verlassen. Was die weibliche Seite der Familie anging, so wuchsen die Kleinkinder Velia und Didi – Tochter des Königskämpfers Gafard und unserer Tochter Velia – heran, waren aber noch nicht alt genug, um uns Kummer zu machen, wie ihn die älteren zu bereiten verstanden. Lela war auf irgendwelchen Abenteuerreisen – vermutlich mit Jaidur. Und Dayra – nun ja! Von Barty hatte ich noch keine Nachricht erhalten, wie seine neuerliche Suche nach Dayra stand, und ich ahnte, daß Ros die Klaue ihn tüchtig an der Nase herumführte, bei Zair!
Im übrigen haben Sie sicher schon erraten, daß auch Delia bisher nicht nach Hause zurückgekehrt war.
Ich stapfte in der Stadt herum und konzentrierte mich auf den Wiederaufbau der Armee, wenn ich nicht gerade über die Unfreundlichkeit des Schicksals nachdachte.
Nur wenige Burs blieben mir für die Zerstreuung, und in dieser Zeit erwies sich Jilian als kampfstarker und raffinierter Jikaidagegner. Sie hatte eine teuflische Art, ihre Steine von der Flanke her in Aktion zu setzen, nachdem man sich schon sicher fühlte, auf dieser Seite alles abgesichert zu haben. Außerdem war ihr Äußeres geeignet, auch den abgehärtetsten Miesling vom Brett und dem Aufmarsch der Spielfiguren abzulenken.
»Bei Vox, Jak! Dee-Sheon ist mein Zeuge – irgend etwas bringt dein Denken durcheinander. Du hast den Chuktar meiner linken Flanke verschont – und jetzt ...« Und Jiktar tat meinen Figuren etwas Teuflisches an. »Ergibst du dich?«
»Aye, aye.«
Wir saßen auf einem schmalen, von Mondblüten gesäumten Balkon, und in Reichweite stand ein mit silbernen Weinflaschen beladener Tisch. Die Nacht war kühl und erfrischend, und die Frau der Schleier lächelte freundlich herab und warf einen vagen rosagoldenen Schein über Dächer und Befestigungen des Palasts unter Uns. Jilian gähnte, hielt die Hand über den Mund und reckte sich.
»Du hast deine Mädchen heute tüchtig rangenommen.«
»Wie jeden Tag. Aber ich wünschte, ich hätte diesen Cramph von Colun festsetzen können.«
»Der wird schon wieder in Erscheinung treten«, sagte ich zuversichtlich. »Bösewichter dieser Art tauchen immer wieder auf. Das Problem ist nur ...«
»Daß er sich zeigen wird, wenn es höchst ungelegen ist – ich weiß!«
Jilian trug eine von Delias weiten Freizeitroben aus weißem Sensil, das im Mondlicht wie eine elfenbeinweiße Flamme schimmerte. Unter Tage wanderte sie energischen Schrittes zwischen den Mädchen umher und hatte zur Abschreckung ihre gefährliche Peitsche auf der Schulter zusammengerollt.
In diesem Augenblick erschien Enevon auf dem Balkon und brachte augenreibend frische Probleme, die zu klären waren.
Die Stelle, an der wir Zankov und seinen Klansleuten Widerstand leisten wollten, war genau festgelegt worden. Wenn Opaz auf uns herablächelte, würde sich der Feind diesen Weg aussuchen. Um Opaz zu einer Entscheidung zu ermutigen, hatte ich schnelle Einheiten losgeschickt, die auf den sonst noch möglichen Routen Brücken abschlagen und Zankov soweit belästigen sollten, daß er sich wie ein gereizter Stier der erkannten Gefahr zuwandte. Wenn er bereit war, den Anstößen zu folgen, die ich ihm gab, dann würde er – wenn Opaz erlaubte – einen Landstrich passieren, den wir den Kochwold nannten. Wenn er dies tat (was wir erflehten), würden wir ihn dort erwarten. Und diese Warterei erwies sich als eine längere, überraschende Ruhepause. Bitte bedenken Sie – immerhin war auch ich ein wilder haariger Klansmann und hätte mir vorstellen
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