Saga von Dray Prescot 19 - Jikaida-Zyklus 01 - Ein Leben für Kregen
die Verwirrung, bis sie nicht mehr wissen, wohin sie wollen oder was mit ihnen geschieht.«
Nun ja, es war tröstlich zu hören, daß zumindest ein Mensch keine Zweifel kannte.
Enevon suchte die Unterstützung der Armee bei der dritten Mergem-Ernte und erhielt sie auch. Mergem, zur Nahrungsmittelgewinnung hervorragend geeignet, war ungemein wichtig für den Feldzug.
Farris meldete gute Fortschritte bei der neuen Schiffskonstruktion, auch wenn ihm das Wort ›Schiff‹ nur schwer über die Lippen kam. Er verzog die Lippen und fügte hinzu: »Im Grunde sind es nur Flöße.«
»Genau, Farris. Und funktionstüchtig.«
Die Herstellung von Silberkästen, die den neuen Schiffen Auftrieb geben sollten, war weit vorangeschritten. Auf dieser Grundlage hatte ich angeordnet, riesige floßähnliche Gebilde zu bauen, an den Seiten offen, mit Geländern umschlossen, fünf oder sechs Stockwerke hoch. Jedes dieser Gebilde sollte von denkbar schlichtem Segelwerk angetrieben werden: Vorsegel, Hauptsegel und Besan. Mit Hilfe der Silberkästen, die ihre Hubkraft einsetzten und unsichtbare Kiele in die Kraftlinien schoben, konnten wir segeln und kreuzen und Kurs halten. Wenn es regnete – nun ja, dann wurden wir naß.
Doch immerhin vermochten wir mit diesen fliegenden Hühnerställen eine Armee zu transportieren.
Ich möchte hinzufügen, daß es im Umkreis von vielen Dwaburs rings um Vondium nur noch wenige Waldgebiete gab.
Bei drei verschiedenen Gelegenheiten sah ich den rotgoldenen Jagdvogel der Herren der Sterne über mir kreisen. Ich beachtete ihn nicht. Wenn die Everoinye mich jetzt in einen anderen Teil Kregens versetzen wollten – oder, o Schreck!, gar zurück zur Erde –, würde es zum Kampf kommen, den ich gewinnen oder verlieren mochte. Im Augenblick belegte mich die Notwendigkeit der Verteidigung Vondiums und die Einigung Vallias voll mit Beschlag. Tagtäglich trafen neue schlimme Nachrichten aus den besetzten Gebieten ein, wo die verschiedenen Invasoren immer neue Scheußlichkeiten begingen. Wir alle standen fest zu unserem Entschluß, dafür zu sorgen, daß die neue Flagge Vallias über einem freien Land wehte.
Trivial, chauvinistisch, opportunistisch – mag sein. Aber nicht ich, nicht Dray Prescot oder gar Jak der Drang allein war dieser Ansicht. Nichts hätte erreicht werden können, wenn nicht jeder einzelne aus dem Volk ebenso entschlossen und der Aufgabe verpflichtet gewesen wäre.
So verbannte ich in Gedanken an den Gdoinye und seine Herren auf die Eisgletscher Sicces und kümmerte mich beharrlich um die vor mir liegenden Aufgaben.
Ein Regiment meiner Valkaner auf dem Rücken hervorragender Flutduins traf schließlich ein, begrüßt von lärmender Freude. Alle begegneten diesen prächtigen Flugtieren mit großer Zuneigung und behandelten ihre Reiter geradezu königlich – welch ein Unterschied zu früher: Noch vor wenigen Jahreswenden galten Sattelvögel bei den meisten Vallianern als Wesen aus Cottmers Höhlen.
Dann rückte der Tag heran.
Endlich!
Es wurde gemeldet, Zankov nehme eindeutig die Strecke, die ihn durch den Kochwold bringen mußte.
Stellen sie sich ein viele Meilen umfassendes Terrain vor, übersät mit Männern und Tieren, die an Bord riesiger knackender fünfstöckiger Flöße verladen wurden – das Gewirr vor der Abfahrt einer Arche, um ein Vielfaches vergrößert. Staub, Geschrei, Gerüche, das Wiehern und Prusten der Tiere, das cholerische Gebrüll der Deldars, Peitschengeknall, das Quietschen von Rädern. Und über allem der Wald der Takelage. Nun ja, irgendwie schafften wir es, die Massen zu verladen. Die Schiffe – die fliegenden Hühnerställe – erhoben sich in die Luft.
Ich hatte eine speziell für mich gefertigte rotgoldene Erkennungsmaske angelegt und verfolgte vom Bug eines kleinen Vollers den eindrucksvollen Start. Die Schiffe stiegen auf und breiteten die Flügel aus. Der Wind trieb sie dahin. Eines nach dem anderen, in Gruppen zu dritt, Schwadron um Schwadron, nahmen sie ihre Positionen ein. Orangerote Kästen, die durch die balkenlose Luft segelten. Von Geländern eingefaßte Flöße, randvoll beladen mit Männern und Tieren, mit Artillerie, Waffen, Vorräten und Futtermitteln. Der Anblick stimmte mich ungläubig, ließ mich staunen und erfüllte mich zugleich mit einer das Herz sprengenden Erregung.
Diese Erregung wogte durch die Luft, sprang von Mann zu Mann, färbte jedes Gesicht, schickte ein Funkeln in die Augen, beflügelte die Gespräche, verlieh jedem Wort
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