Saga von Dray Prescot 19 - Jikaida-Zyklus 01 - Ein Leben für Kregen
blickte in die Runde und begann die Augen zu verdrehen. Sein Zauberer konnte nicht aufhören, sich zu übergeben.
»Hier ist stärkere Zauberei am Werk«, sagte er heftig, erschrocken und dennoch ein wenig gekräftigt von den Überresten seiner eigenen eingebildeten Kraft. »Ein Zauberer aus Loh! Ein Zauberer aus Loh ist in der Nähe und verdirbt alles!«
Ich schüttelte amüsiert den Kopf.
»Falsch.«
Soweit ich wußte, sprach ich die Wahrheit; Norgoth begann zu handeln, als wäre meine Antwort eine Art Signal.
Trotz aller Zauberkräfte, von denen ich annahm, daß sie mich unterstützten, blieb ich dennoch sterblich. Vielleicht waren hier auch gar keine magischen Elemente am Werk. Vielleicht genügte mein Bad im Taufteich für diese Art von Gegenwehr. Vielleicht hatten die Savanti nal Aphrasöe Einfluß auf mich genommen. Gleichwohl war ich ein schlichter Sterblicher, der einer Stahlklinge zum Opfer fallen konnte.
Norgoth bewegte seine spindeldürren Beine und sprang los.
An Mut fehlte es ihm nicht. Seine Hand schloß sich um meinen Rapiergriff, und ich erkannte entsetzt, daß die Attacke des Zauberers mich geschwächt und langsam gemacht hatte.
Bevor er die Waffe ziehen konnte, legte sich meine Hand auf die seine. Es wäre ihm besser ergangen, wenn er sich auf den linkshändigen Dolch gestürzt hätte. Kurze Zeit rangen wir miteinander. Mit dem metallbesetzten Rücken seines Handschuhs schlug er mir ins Gesicht, und ich spürte dort eine klebrige Feuchtigkeit und zahlte es ihm mit gleicher Münze heim. Er torkelte rückwärts, doch balancierte sein unförmiger Körper wundersam auf den lächerlich dürren Beinen und stürzte nicht. Allerdings prallte er gegen die Frau. Sie stieß ihn fluchend fort und versuchte mir mit den Fingernägeln in die Augen zu fahren. Ich neigte mich nach hinten, stellte ihr ein Bein und ließ sie zu Boden gehen, ohne daß ich sie schlagen mußte.
Ralton verharrte reglos auf der Stelle und beobachtete die Szene.
Der Zauberer hielt sich nun unter den stinkenden Fellen den Unterleib und ächzte und würgte und ließ das Weiße seiner Augen blicken, die im übrigen den bleichen Schimmer seiner Zauberkräfte abgelegt hatten. Der Rapa fummelte unentwegt an seiner Stahlkette und seinem Kragen herum, unternahm ansonsten aber nichts gegen mich.
Ich zerrte die Frau am Kragen ihrer Tunika wieder hoch und schob sie in Norgoths Richtung. Die beiden hielten sich aneinander fest. Nun ja, meiner Meinung nach paßten sie zusammen.
Im gleichen Moment öffneten Wächter schwungvoll die Tür und füllten den Vorraum mit blitzendem Stahl.
»Halt!« brüllte ich. »Alles muß seine Ordnung haben. Sorgt dafür, daß die Abordnung Layco Jhansis sicher auf den Heimweg geleitet wird! Sie brechen auf – und zwar sofort.«
Ralton Dwa-Erentor machte mit angespanntem, verwirrtem Gesicht einen Schritt vorwärts; sein Ausdruck war angespannt und verwirrt, und er hatte eine Hand halb ausgestreckt.
Ich schaute ihn ruhig und fordernd an.
»Sei bedankt, Ralton Dwa-Erentor. Ich erinnere mich gut an deinen Sleeth – Silberschuppe hieß er wohl –, der meiner Zorca ein gutes Rennen lieferte. Aber Sleeths haben eben doch keine Chance gegen Zorcas. Tritt vor Jhansi hin und denk daran.«
Er wußte, was ich mit meinen Worten sagen wollte.
»Ja, Majister.«
Ich trat zur Seite und ließ die Abordnung von unseren Wächtern, energischen Pachaks, aus dem Raum führen. Die Frau bedachte mich noch mit einem angewiderten Blick. Der Rapa hielt seinen Stahlkragen offen, und auf seinem Raubvogelgesicht stand die Vorfreude auf den Moment, da er wieder sein Lieblingstier an der Kette führen durfte, das unbekannte Ungeheuer. Rovard der Murvis, der Zauberer, mußte auf dem Weg nach draußen gestützt werden. Grüner Schleim tröpfelte aus seinem Bart. Außerdem schielte er schrecklich.
Malervo Norgoth ging als letzter.
Er sagte: »Ich werde Kov Layco deine Worte übermitteln. Aber ich nehme nicht an, daß sie ihm schlaflose Nächte bereiten werden.«
»Worte können dir nichts tun«, sagte ich aufgekratzt, »es sei denn, sie werden von einem Zauberer geäußert; und dann auch nur, wenn du daran glaubst. Sag ihm, hier warte ein Stück Seil auf ihn, mit einer Schlinge am Ende. Es wird der Moment kommen, da ihm das Ding dicht unter den Ohren liegt.«
»Ich glaube eher, daß es eines Tages deinen Hals zieren wird, Dray Prescot.«
»Gewiß, ich hätte das zweifellos verdient. Aber Jhansi wird als erster an die Reihe
Weitere Kostenlose Bücher