Saga von Dray Prescot 19 - Jikaida-Zyklus 01 - Ein Leben für Kregen
wieder, und Delia schenkte mir noch immer ihr Lächeln.
»Und auf diese unheimliche, unvollständige Welt gehst du, wenn du mich verläßt?«
»Ich werde dorthin geschickt. Gegen meinen Willen. Weil ich mich jenen widersetze, die die Macht haben. So etwas Dummes tue ich nie wieder.« Nun kam das Gespräch in Gang, schnelle Fragen und Antworten, die ihr viele Informationen vermittelten. Die Erde faszinierte sie, und längst hatte sie kindische Schuldgefühle darüber abgelegt, daß die reine Religion Opaz' ihr Tun nicht billigen würde.
Viele Burs der Nacht verbrachten wir im Gespräch.
Und als wir uns endlich schlafen legten, war ihre Neugier noch immer nicht gestillt, ebensowenig war mein Gewissen von all den Jahren der Geheimniskrämerei entlastet. Doch wie sollte sich das letztlich auf unsere Beziehung auswirken? Wir waren ein Ganzes aus zwei Teilen, eine Partnerschaft, die das Alleinsein bei weitem übertraf. Delia hatte immer gewußt, daß ich sie von Zeit zu Zeit verließ, ohne Erklärung, und daß ich stets zurückkehrte. Und immer hatte sie gewartet. Kein süßholzraspelnder Verführer vom Schlage Quergey Murgeys hätte die Chance, ihre Liebe zu gewinnen, wie er es so oft bei weniger starken Ehefrauen getan hatte. Trotz allem blieben wir Dray und Delia. Wir waren eins. Dennoch war mir erheblich wohler: Delia wußte endlich Bescheid! Und wo sie nun alles wußte, erkannte ich all meine bisherigen Ängste als die kindische Einbildung, die sie tatsächlich waren. Um ganz ehrlich zu sein: Die Wahrheit war heraus, und die ganze Episode war irgendwie enttäuschend verlaufen.
Und gleichermaßen ehrlich konstatiert: So sollte es auch sein.
Am nächsten Tag stieg ich in den Sattel und ritt an der Spitze meiner kleinen Elitetruppe los, entschlossen, die schwere Arbeit des Wiederaufbaus in diesem Reich fortzusetzen – nicht zum Ruhme des Imperiums, sondern weil es sich um eine Aufgabe handelte, die mir das Volk von Vallia übertragen hatte.
7
Barty zügelte seine Zorca und zog sie herum, bis sie neben meinem Tier ging.
»Sie sind drei Ulms entfernt, hinter dem Baumstamm dort.«
Er deutete nach vorn. Die Bäume säumten den Horizont und versperrten uns in dieser Richtung den Blick. Über uns spannte sich ein bewölkter Himmel, der uns, sobald der Wind nachließ, wohl Regen schenken würde. Der Grasboden lag fest unter den Hufen der Zorcas und Nikvoves, die Brise raschelte durch Büsche und kleine Bäume auf der Prärie, und wir näherten uns Dogansmot, einer hübschen kleinen Stadt im Vadvarat Thadelm im Südwesten Vallias.
Ich wandte mich an Volodu die Lunge. »Heb deine Trompete nicht, Volodu. Mündlich weitersagen, und zwar leise: Absteigen!«
Im Schritt kamen drei Zorcas auf uns zu, von denen eine ihr Horn eingebüßt hatte. Sie brachten zwei Tote und zwei Verwundete. Ich unterdrückte meine aufwallende zornige Reaktion.
»Nicht mehr weit, Barty. Du hast sehr umsichtig gehandelt.«
Er nickte. Er besaß inzwischen ausreichend Erfahrung, um seinen Bericht auf die Worte zu beschränken: »Unsere Patrouille geriet in einen Hinterhalt. Die anderen haben zwei Tote zu beklagen und drei Zorcas. Die Pandahemer wissen, daß wir uns hier herumtreiben.«
»Zweifellos.« Hinter uns stiegen die Soldaten in langen Reihen ab. »Die Männer sollen nach bestem Vermögen Deckung suchen. Breitet euch aus. Absolute Stille.« Ich wandte mich zu Targon dem Tapster und Naghan ti Lodkwara um, die Korero den Schildträger begleiteten. »Kommt mit, und zwar leise, wenn euch eure Haut etwas wert ist!«
Zu viert trabten wir durch das Gras, wobei wir kaum Lärm machten. Die Zorcahufe trommelten leise gegen den Boden. Und mit unsinnigem Sattelschmuck wie klimpernden Anhängern und wehenden Quasten hatte ich nichts im Sinn. Das Geschirr unserer Tiere gab auf dieser Kundschaftermission keinen Laut von sich.
»Galopp!« befahl ich barsch-nachdrücklich, warf einen hastigen Blick zurück, der mir Gewißheit gab, daß die Truppe Deckung fand und sich und ihre Tiere unsichtbar machte, gab meiner Zorca die Hacken zu spüren und preschte los. Die anderen folgten.
Nach kurzer Zeit erreichten wir die Baumkette.
Die Situation entsprach meinen Erwartungen.
Der feindliche General hatte eine Patrouille zur Baumreihe vorausgeschickt, und uns blieb knapp Zeit, zwischen den Stämmen zu verschwinden.
Wir sahen die grünen und blauen Uniformen, das Funkeln von Bronze und Silber auf dem Rücken der Zorcas, die von der anderen Seite die
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