Saga von Dray Prescot 19 - Jikaida-Zyklus 01 - Ein Leben für Kregen
erobern. Es mußten noch andere Kräfte im Spiel sein.
Die Armee kam aus Pandahem, soviel schien klar zu sein und erklärte auch das Fehlen von Sattelfliegern und Vollern. Wir hatten bisher keinen einzigen Flugkämpfer gesehen, und unsere eigenen Flugboote blieben unauffällig auf Distanz und warteten auf das Signal. Irgend etwas war im Gange, etwas Unangenehmes, etwas, das für Vondium nichts Gutes bedeuten konnte.
Als ich Barty mitteilte, daß er möglicherweise das Kommando über die drei Regimenter übernehmen würde, sagte er auf seine eifrige Art: »Das ist sehr nett von dir, Dray. Aber ich würde lieber mit dir reiten. Ich weiß, du planst irgendeine Teufelei, und die scheint mir weitaus interessanter zu sein, als einen Proviantzug aufzureiben und Zelte anzuzünden.«
Ich musterte ihn mit durchdringendem Blick. Ein mutiger junger Mann, dieser Strom von Calimbrev, wenn auch ein wenig vorschnell im Handeln, zuweilen die Folgen nicht bedenkend. Doch fand ich nicht die Kraft, ihm seine Bitte abzuschlagen, an meiner kleinen Aktion teilzunehmen.
So würde denn Nath Karidge als ältester Regimentskommandeur die Kavallerie führen. Ich gab ihm genaue Anweisungen, und wir verglichen unsere Sanduhren. Erst dann ließ ich meine Elitetruppe und die Pachaks anreiten. Die Sonnen versanken bereits hinter karmesinroten und grünen Wolken, und der Regen sprühte heran wie aus dem Pelz eines Trags geschüttelt. Wir ritten stumm dahin. Vor uns lag eine Armee, die sich zur Nachtruhe bereitmachte.
»Mit Licht gehen sie ziemlich großzügig um«, bemerkte Barty.
In der Tat: Überall schimmerten Laternen und Fackeln, was mich zu einem Stirnrunzeln veranlaßte. Mein Plan erforderte den schützenden Mantel Notor Zans.
»Sie benehmen sich«, sagte Targon mit der Weisheit seines neuerworbenen Status' als Kampfveteran, »sie benehmen sich, als wären sie eine befreundete Streitmacht. Sie haben sich nicht einmal um das Verschwinden ihrer Patrouille gekümmert.«
»Wie immer die Erklärung auch aussehen mag«, sagte ich, »wir können sie uns erst später besorgen. Shastum!« Mit diesem energischen Befehl forderte ich Ruhe.
Der Sand rieselte, und im schwachen Licht sahen wir die letzten Körner durch die Öffnung gleiten. In den wachsenden Schatten stiegen von allerlei Gerätschaften und Ballen und Kisten Flammen auf, und Zelte begannen zu brennen.
Weitere Befehle brauchten nicht gegeben zu werden. Alle wußten, was zu tun war, und erfüllten ihre Rolle bei der Unternehmung. Wieder einmal griffen wir auf die Erfahrungen zurück, die wir uns mühsam während jener hektischen, anstrengenden Tage erworben hatten, da wir die Radvakkas und die Hamalier und ihre Söldner aus Vallia vertrieben hatten. Barty und die anderen übernahmen die Führung, ihre Tiere galoppierten kaum hörbar durch das Gras, und nur dann und wann spiegelte sich Licht auf metallener Waffe oder Rüstung.
Die grellen Himmelsfarben verblaßten. Erste Sterne erschienen. Zelte brannten lichterloh, und schon entstand ein brüllendes Durcheinander, das von unseren wahren Absichten ablenken würde. Wir ritten geradewegs auf das prächtige Zelt zu, dessen Farbwimpel keinen heraldischen Sinn ergaben. Perlweißes Licht schimmerte durch den Zeltstoff, bewaffnete Wächter standen vor dem Eingang. Dies, davon waren wir überzeugt, war das Zelt des Armeebefehlshabers.
Wachen rappelten sich auf, forderten uns auf anzuhalten, bemäntelte Umrisse in der Nacht. Wir ritten oder schlugen sie nieder, und es gab Alarm. Aber wir setzten unseren Galopp auch gegen die zunehmende Opposition fort, entschlossen, unser Ziel zu erreichen und unsere Aufgabe zu erfüllen.
Die huftrommelnde Attacke der Zorcas, das Klirren von Stahl auf Stahl, das Geschrei der Männer, das Fauchen des Windes und das heftige Flackern von Flammen, aus Augenwinkeln wahrgenommen, vermengte sich zu einem Tosen – einem vertrauten Tosen, das innere Zwänge im Rauschen des Blutes löste, das uns alle zu noch größerer Anstrengung anspornte.
Zwei Chuliks versperrten den mit goldenen Tüchern verhängten Zelteingang. Ihre Kampfgefährten lagen bereits am Boden. Targon und Naghan schlugen horizontal zu und ließen die beiden Chuliks zur Seite taumeln; einer vermochte noch seinen Speer zu schleudern, der Naghan an der Schulter traf. Er schrie auf, mehr aus Überraschung denn aus Schmerz. Der würde ihm später zu schaffen machen.
»Kümmere dich um Naghan!« rief ich Targon zu. »Du auch, Korero! Nun mach
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