Saga von Dray Prescot 20 - Jikaida-Zyklus 02 - Ein Schwert für Kregen
Kämpfer.
Und viertens eine Brigade der Scharmützler.
Dies ergab das Infanterie-Korps, eine prächtig anzuschauende Armee, wie sie da flotten Schrittes an Bord der Segelflieger marschierte. Die verrückte Konstruktion der ersten Tage, die eher an fliegende Flöße erinnerte, war von durchdachteren fliegenden Schiffen abgelöst worden. Die Gebilde besaßen durchgehende Holzwandungen, so daß die Männer während des Fluges geschützt saßen. Die Takelage war nach wie vor schlicht gehalten, mit Absicht – ein Fock-, Haupt- und Besanmast mit je einer Rah und Vordersegeln. Wir setzten nur Groß- und Topsegel und ließen die sonstigen faszinierenden Möglichkeiten kregischer Takelage außer acht. Die Gebilde konnten fliegen, und gestützt von den Silberkästen, die den Auftrieb lieferten und die Schiffe mit unsichtbaren Kielen in den Linien der ätheromagnetischen Kräfte verankerten, konnten sie wenden und gegen den Wind kreuzen. Es waren Segelschiffe des Himmels, der Willkür des Wetters ausgesetzt, ganz im Gegensatz zu den Vollern der Hamalier.
Als Kavallerie erwählten wir eine Division Lanzenreiter und Bogenschützen auf Totrixes, gut zweitausend Jutkämpfer, die der Phalanx zugeordnet waren. Eine Division schwere Totrix-Kavallerie, zweitausend Mann stark, und eine Division Zorcas, zweitausendeinhundertundsechzig Mann umfassend, wurden durch ein Regiment der hervorragenden schweren Nikvove-Kavallerie ergänzt, fünfhundert massige Männer auf fünfhundert munteren, mutigen Nikvoves.
Unser Gefolge bestand aus Technikern, Versorgungswagen, Sanitätseinheiten und einer anständigen Zahl Varters.
Außerdem nahm ich die gesamte Schwertwache mit und ließ nur auf Bitte meiner Offiziere einen kleinen Kader zurück, mit dem die Rekrutierung und Ausbildung fortgesetzt werden sollte.
Alles in allem brachten wir beinahe dreißigtausend Kämpfer auf die Beine. Wir wollten landen, uns verteilen und dann die kecken Eindringlinge zerschmettern und in die Flucht schlagen. Das war unser Plan.
5
Am Abend vor unserem Aufbruch besuchten wir noch das Theater. Mir lag es nicht, aus dem schlichten Wunsch des Herrschers nach abendlicher Entspannung ein großes Spektakel zu machen, und so erschienen Delia und ich und einige Gefährten unauffällig im Halbmond und suchten unsere Plätze auf. Der Halbmond war ein altes vondianisches Theater, in dem schon viele berühmte Schauspieler und Schauspielerinnen auf den Brettern gestanden hatten.
Das Gebäude bestand vorwiegend aus Backsteinen und hatte in der Zeit der Unruhe lediglich sein Dach eingebüßt. Die Sitze waren hufeisenförmig in Balkonreihen übereinander angeordnet, und hören und sehen konnte man von überall sehr gut. Als ich mich auf die vliesgestopften Kissen setzte und zu den schwarzen Brandflecken an den Wänden emporschaute und auf die frische Farbe und die über uns funkelnden Sterne – da sagte ich mir, daß die Zeit der Unruhe wahrlich noch nicht vorüber war, bei Vox!
Über die Bühne war ein Baldachin gespannt. Während der Vorstellung begann es ein wenig zu regnen. Die Schauspieler waren beschützt, da sie hier eindeutig die Wichtigeren waren, und wir Zuschauer wurden naß. Nur eine Handvoll Leute ging. Das Stück fesselte uns, und da hatte ein bißchen Regen nichts zu sagen.
Das Stück war neu und hieß Das Halsband. Es stammte aus der Feder von Meister Belzur dem Aphoristen. Obwohl mein Schädel angefüllt war mit Armeelisten und Problemen von Versorgung und Transport und mit Sorgen über den morgigen Tag, fesselte mich die Handlung des Stückes. Eines Umstands wurde ich mir dabei auf angenehme Weise bewußt: Es gab in Vallia noch Stückeschreiber.
Wie es meistens geschah, war in der Mitte des Stücks ein unterhaltsamer Akt eingeschoben, in dem Chöre die alten kregischen Lieder anstimmten. Für diesen Abend hatte man sich etwas Neues ausgedacht. Ich richtete mich auf und hörte Delia entzückt neben mir lachen.
Auf die Bühne hüpften Reihen halbnackter Mädchen, die in knappe rote Wämser gehüllt waren und umfängliche Filzhelme trugen, in denen man mit einiger Phantasie die bronzebeschlagenen Voskschädel-Helme der Phalanx wiedererkennen konnte. Die Mädchen trugen Stäbe – bei denen mir erst nach einiger Zeit aufging, daß sie die Waffen der Lanzenträger darstellen sollten. Obwohl die Stöcke nur etwa fünf Fuß lang waren, fuchtelten die Mädchen lebhaft damit herum, während sie hin und her marschierten und dabei ein törichtes,
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