Saga von Dray Prescot 20 - Jikaida-Zyklus 02 - Ein Schwert für Kregen
Opaz', und wir mußten tun, was wir konnten. Wir machten alle Schotten dicht. Es bestand keine Gefahr, daß Wellen über die Bordwände hereinbrachen und uns unter Wasser drückten; doch als die Brise stärker wurde und sich immer mehr drehte, mußten wir unsere Rahen immer steiler stellen. Bald segelten wir in einen steifen Ostwind hinein. Das Brausen des Windes füllte uns Mund und Ohren und raubte uns die Sicht. Schwankend und ruckelnd kämpften sich die Schiffe vorwärts, von ihren unsichtbaren Kielen in den Kraftlinien gehalten. Knapp drei Dwaburs vor der Stadt mußten wir einsehen, daß wir nicht mehr vom Fleck kamen.
Die Zwillingssonnen gingen unter und überfluteten das Land unter uns mit ihrem zweifarbigen Licht. Das Jadegrün und das Rubinrot warfen lange verfärbte Schatten. Das Land war von leichten Unebenheiten überzogen, von kleinen Hügeln und Schluchten, Prärieland, aber gut bewässert und hier und dort bewaldet. Die Wolken ließen Schatten über das Gras hüpfen.
»Landen, Kapitän!« rief ich, und der Wind versuchte mir die Worte von den Lippen zu reißen. Ich deutete nach unten und machte energische Abwärtsbewegungen. Wenn wir oben blieben, würden wir meilenweit vom Kurs abkommen.
Und so landeten wir im letzten Licht des Tages.
Wir kamen fünfzehn Meilen vor Kanarsmot herunter und wußten, daß der Feind sich irgendwo zwischen uns und der Stadt in großer Zahl tummelte.
So springt die unsichtbare Brise mit den großartigen Plänen von Kapitänen und Königen um!
Es gab ein ziemliches Durcheinander, als die widerstrebenden Tiere aus dem geräumigen Innern der Schiffe getrieben wurden. Die Männer stiegen aus und machten sich daran, ein Lager zu bauen. Der Wind zerrte an Mänteln und Bannern. Wir errichteten ein Trockenlager ohne Feuerstellen. Sofort wurden Kavallerie-Kundschafter ausgesandt – Zorcareiter.
Als ich anordnete, daß die Flutduins, die großartigen Sattelvögel der Djanduins, nicht aus den Schiffen gebracht werden sollten, stampfte Tyr Naghan Elfurnil ti Vandayha herbei und baute sich zornig vor mir auf.
Die Brise ließ ihm die lederne Flughose um die Beine flattern. Mit einer Hand umfaßte er das Schwert und hielt die andere ausgestreckt, mit der Fläche nach oben, als erbäte er ein Almosen.
»Majister! Meine Flieger können dieses opazverfluchte Terrain erkunden.«
»Ich bitte dich, Naghan – schau dir das Wetter an!«
»Für meine Flutduins ist nicht einmal der Nebel von Sicce zuviel!«
»Ich zweifle nicht an deinen Worten«, antwortete ich kurz angebunden. »Doch brauche ich deine Luftkavallerie unbedingt morgen. Bis dahin hat sich der Wind gelegt.«
Naghan Elfurnil war ein Valkanier und hatte seine Ausbildung bei kundigen Djanduin-Fliegern erfahren. Eine Luft-Einheit begleitete uns, doch ich hatte nicht die Absicht, sie bei solchem Wetter in Gefahr zu bringen.
»Die Jutkämpfer werden heute nacht unsere Augen und Ohren sein, Naghan.«
»Denk an meine Worte, sie werden ausgetrickst!«
»Vielleicht wäre es das beste, wenn Jiktar Karidge nicht mitbekäme, was du zu diesem Thema zu sagen hast, Naghan. Er hat ein hitziges Temperament ...«
»Oh, aye, Majister. Karidge ist ein vorzüglicher Zorcareiter, das bestätige ich dir gern.« Naghan schniefte durch die Nase – ein Laut, der sofort im Heulen des Windes unterging. »Aber den Tag möchte ich erleben, an dem Zorcas den Flutduins beim Kundschaften überlegen sind!«
Ich verkniff mir die Bemerkung, daß der Tag vielleicht schon gekommen war.
»Die Dummköpfe, gegen die wir morgen kämpfen, verfügen über Fluttrells. Nicht viele. Aber man muß schon darauf gefaßt sein.«
»Strom, wann hatte ein Fluttrell jemals eine Chance gegen einen Flutduin?«
Nun ja, bei Vox, diese Diskussion war sinnlos, und das wußten wir beide.
Obwohl das Toben der Elemente nicht aufhörte, entstand ganz allmählich und auch ein wenig überraschend Ordnung und Ruhe aus dem Chaos. Die Armee bezog ihr Nachtlager, die Wachen wurden aufgestellt, und die Patrouillen zogen los. Wenn wir nicht unsererseits von Kundschaftern übertölpelt wurden, konnten wir den nächsten Tag gelassen erwarten. Ich konnte nicht hoffen, daß wir unseren Gegner im Kundschaften übertreffen würden, denn er verfügte über den Vorteil des Terrains. Und als im weiteren Verlauf der Nacht die Meldungen eintrafen, schälte sich heraus, daß wir am nächsten Morgen vor der Schlacht ziemlich gut über Stärke und Aufmarsch des Gegners Bescheid wissen würden –
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