Saga von Dray Prescot 20 - Jikaida-Zyklus 02 - Ein Schwert für Kregen
so wie auch der Gegner über uns informiert sein würde.
Während der Nacht gab es etliche Kavallerie-Zusammenstöße. Die Armee war früh auf den Beinen und marschierte nach einem kurzen Frühstück los. Der Wind hatte nachgelassen, doch vermuteten wir, daß noch etwa drei Burs vergehen würden, bis unsere Luftkavallerien aufsteigen konnten. In dieser Zeit formierten wir uns und rückten vor.
Der Kommandant der hiesigen Streitkräfte stieß mit einem Rest erschöpfter Totrixreiter zu uns. Die Männer hatten den ersten Vorstoß über den Fluß nicht verhindern können und waren seither bemüht gewesen, den Feind aus dem Hinterhalt zu belästigen.
»Die Großlage war völlig ruhig«, meldete der Kommandant Orion Turnil, ein Waso-Chuktar, dem die Erschöpfung ins Gesicht geschrieben stand. »Aber eine so schnelle Reaktion wird der Feind nicht erwarten, Majister. Die Flugschiffe sind wirklich wunderbar.«
Das war der Haken bei unserer derzeitigen Lage in Vallia. Unsere Feinde bedrängten uns auf allen Seiten, und wir mußten von hier nach dort hüpfen, um Angriff auf Angriff zurückzuschlagen. Es war seltsam, daß gar nicht so weit entfernt verbündete Streitkräfte standen, die durch Terrain, das dem Gegner gehörte, von uns abgeschnitten waren. Wir mußten unsere Kampfkraft weiter steigern, um schließlich so viele Armeen ins Feld führen zu können, daß wir jede Problemzone für sich halten konnten. Das kostete viel Zeit und mich viel Kraft, bei Zair!
»Am besten sehen Sie zu, daß Ihre Männer gut unterkommen«, sagte ich.
Chuktar Turnil musterte mich.
»Ich glaube, ich habe dich nicht verstanden, Majister. Natürlich werden wir heute mit dir reiten und in der Front mitkämpfen.«
Ich lächelte nicht. »Ich glaube, Chuktar Turnil, du hast mich nicht richtig verstanden.« Und ich fügte hinzu: »Du bist uns wirklich sehr willkommen. Möge Opaz mit dir reiten.«
Als er lostrabte, um sich seinen Männern wieder anzuschließen, wirbelten die sechs Beine seiner Totrix in alle Richtungen. Ich gab Befehl, seine kleine Streitmacht der Kavalleriereserve zuzuschlagen.
Während einer vorschriftsmäßigen Marschpause breiteten wir die Landkarten aus und befaßten uns noch einmal mit der taktischen Situation. Bis jetzt hatten wir uns mit Logistik und Strategie beschäftigt. Jetzt kamen die Details der Pläne an die Reihe.
»Im Augenblick«, sagte Karidge und schlug mit der Faust auf die Karte, »müßte unser Feind mindestens diese Baumreihe erreicht haben.« An seinem Kopfschmuck funkelten Goldfäden, seine Federn sträubten sich. Von der Spitze dieser Federn bis zu den Steigbügelstiefeln war er ein Reiter der leichten Kavallerie. Ich hatte seine Zorcabrigade auserwählt und war froh über meine Entscheidung.
»Und läßt sich dieser Fluß überqueren?« Ich wies auf die Stelle.
»Aye. Die Männer werden sich nasse Bäuche holen, aber sie kommen hinüber.«
»Wenn wir dort aufmarschieren, wird der Feind sich weniger als eine Ulm entfernt niedergelassen haben. Ich glaube, das müßte reichen.«
Nath kratzte sich die Nase.
»Du willst in den Kampf gehen, obwohl wir einen Fluß im Rücken haben?«
»Ein Fluß, der sich überqueren läßt, Nath. Du und deine Dritte Kerchuri. Die Churgurs und Bogenschützen rücken über die rechte Flanke vor. Die Waldstücke dort werden den ersten Aufmarsch verdecken, und wenn sie dann ins Freie preschen ...«
»Bei Rorvreng dem Vakka!« rief Chuktar Tabex, der die schwere Kavallerie befehligte. »Dann werde ich eine Attacke starten, die alles hinwegfegt!«
»Ich würde es vorziehen«, sagte ich leise, »wenn Nath den Gegner vorher ein bißchen durcheinanderbringt, Chuktar Tabes ...«
»Aye, Majister. Aber ich bitte doch, halte uns nicht zu lange zurück!«
Die Rast war zu Ende, und die Männer standen auf und formierten sich wieder. Eine Horde Schlingenwerfer aus Gremivoh reagierte schimpfend auf die Befehle der Deldars, die Ordnung zu schaffen versuchten. Undiszipliniert und temperamentvoll waren die Schlingenwerfer, doch verstanden sie sich aufs Kämpfen. Die Sonnen stiegen in den Himmel, und der Wind ließ weiter nach. Die langen Reihen fanden zueinander, und die Männer schulterten ihre Waffen und marschierten los.
Sie boten einen prächtigen Anblick, und ich verdrängte einige häßliche Wahrheiten aus meinem Kopf und konzentrierte mich darauf, wie ein Armeekommandant zu denken. Ehe Vallia befreit aufatmen konnte, würde es noch viele Tote und weinende Frauen
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