Saga von Dray Prescot 20 - Jikaida-Zyklus 02 - Ein Schwert für Kregen
Das war zwei Burs nach Sonnenaufgang. »Wir müssen früh aufstehen.«
»Ich werde mich Ineldars Karawanenwache nicht anschließen.«
»Was?« Finster starrte er mich an, als wäre mir plötzlich ein Kataki-Schwanz gewachsen. »Das meinst du doch nicht ernst? Was ist mit den Everoinye ...«
»Hier wartet eine neue Aufgabe auf mich ...«
»Du hast gesagt, du wolltest dringend nach Hause – zurück nach Hyrklana.«
»Das stimmte ja auch. Aber jetzt ...«
»Wirst du wieder am Kazz-Jikaida teilnehmen!«
»Ja.«
»Fambly! Onker! Du wirst ums Leben kommen!«
»Ich habe eine Verpflichtung übernommen, der ich mich nicht entziehen kann. Mir ist eine Aufgabe übertragen worden, und ich muß sie erfüllen.«
»Ah!« Plötzlich verstand er, was ich meinte – oder glaubte zu verstehen. »Der Gdoinye hat dich besucht! Du mußt den Everoinye einen Dienst erweisen ...?«
»Nein. Was ich zu tun habe, dient nicht den Herren der Sterne.«
Er schaute mich schockiert an. »In Kregen gibt es nichts Wichtigeres, als sich für die Herren der Sterne einzusetzen!«
»O doch«, widersprach ich.
18
Pompino war wie ich der Ansicht, daß die Herren der Sterne weniger abrupt gehandelt hatten als sonst, als sie uns die Aufgabe stellten, Lady Yasuri zu beschützen. Zum einen hatten wir beide erkannt, daß die Gefahr, die von den Ochs ausging, relativ gering war. Zum anderen war ich zum erstenmal vorher über eine neue Mission informiert worden; allerdings hatte Pompino dazu bemerkt, daß er meistens eine Vorwarnung erhielt. Wir hatten das Gefühl, daß die Ochs aus irgendeinem Grund auf die Szene geholt worden waren, um uns der Lady Yasuri nahezubringen und dafür zu sorgen, daß sie uns einstellte.
»Ihre Eskorte unter Rordan dem Negus war rechtzeitig zur Stelle. Wir haben gute Arbeit geleistet, aber ...«
»Ja, die Eskorte wäre gerade noch rechtzeitig zur Stelle gewesen. Wir haben es hier also mit einem Trick der Herren der Sterne zu tun. Mal ein Unterschied zu sonst, wenn sie mich ohne Vorbereitung nackt mitten im Getümmel absetzten.«
Pompino zeigte sich interessiert. Ich erzählte ihm von einigen Abenteuern, die ich im Auftrag der Herren der Sterne bestanden hatte, und er drückte mir sein Erstaunen aus. Wir waren früh aufgestanden und bereiteten seine Abreise vor. Ich ließ ihn ungern ziehen und hatte das Gefühl, daß er sich auch nicht gern von mir trennte; doch nichts konnte mich umstimmen. Wir tranken zusammen ein frühes Bier und schauten zu, wie die Sonne aufging.
»Du triffst also immer ein, wenn die Aktion schon begonnen hat?«
»Und ob! Gewöhnlich muß ich mich ziemlich energisch um eine Waffe bemühen.«
Überrascht schüttelte er den Kopf.
»Wenn ich gerufen werde, setzen mich die Everoinye vorsichtig ab, und ich habe Gelegenheit, die Situation abzuschätzen und mir meine nächsten Schritte zu überlegen.«
»Ha!« Seine Worte bestätigten meine anfängliche Meinung von den Herren der Sterne, die sich im Laufe der Jahresperioden verändert hatte. »Wenn ich mich nicht gleich tüchtig rappele, könnte es mir an den Kragen gehen.« Fairerweise fügte ich hinzu: »Nun ja, jedenfalls war es meistens so.«
Wir diskutierten eine Weile über diese rätselhafte Tatsache – sie war allerdings nur für Pompino rätselhaft, während ich sie als Teil meines kregischen Lebens empfand –, bis er eine sachliche Bemerkung machte, die mich hochfahren ließ.
»Ich hatte da mal einen Gefährten, einen ordentlichen Mann, einen Stroxal aus einer nahegelegenen Stadt in Süd-Pandahem. Wir wurden nie zusammen losgeschickt, doch wir unterhielten uns darüber. Eines Tages verschwand er einfach und ließ sich nie wieder blicken. Ich bin sicher, daß er auf einer Mission für die Everoinye ums Leben gekommen ist.« Pompino musterte mich von der Seite. »Ich glaube, Jak, daß die Herren der Sterne zuweilen einem Kregoinye einen Auftrag erteilen, den er nicht erfüllen kann. Er kommt ums Leben und schafft dadurch einen Notfall. Dann müssen die höheren Wesen in ihrer Verzweiflung einen neuen Mann in die Bresche stellen ...«
»Bei Zair!« entfuhr es mir. »Ich bin also die Feuerwehr!«
»Wenn es nicht anders funktioniert, stellt man dich in den blutigen Ring.«
Ich spürte den Zorn in mir brodeln und bezwang ihn. Wurde ich hier nicht nur erneut an meine Machtlosigkeit erinnert? Aber dann kam mir ein Gedanke. »Moment mal, Pompino! Die Herren der Sterne haben mich in der Zeit zurückversetzt, in eine Zeitschleife, und
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