Saga von Dray Prescot 21 - Jikaida-Zyklus 03 - Ein Schicksal für Kregen
sollten wir nach Westen abbiegen und Weiterreisen, erreichten wir irgendwann Djanduin. Ich vergaß natürlich nicht, daß ich König von Djanduin bin, auch wenn diese Erinnerung infolge meiner vallianischen Sorgen in den Hintergrund getreten waren. Mich überraschte die warme Freude, die mich bei dem Gedanken an Djanduin erfüllte – und an die temperamentvolle Begrüßung, die mich dort erwarten würde, an die schönen Stunden, die wir verbringen konnten ...
Die großartigen vierarmigen, gerbilgesichtigen Dhangs würden mich, ihren König, nicht so einfach vergessen – diese Gewißheit erfüllte mich mit einer Bescheidenheit, die mich jedesmal von neuem überkam. Inch hatte die Botschaften ausgerichtet. König von Djanduin war ich und würde meine Pflichten sehr vernachlässigen, wenn ich dem wunderbaren Land nicht bald einen Besuch abstattete.
Aber zunächst rührte ich mich nicht von der Stelle – zumindest nicht, bis uns die Herren der Sterne von unseren Pflichten gegenüber der ermüdenden Lady Yasuri entbanden. In Wahrheit war Lady Yasuri ganz und gar nicht ermüdend; immerhin hatte sie einiges durchgemacht und war zum herrschenden Champion aufgestiegen, zur Königin des Kazz-Jikaida-Spiels in Jikaida-Stadt.
Ich sagte: »Wir werden deinen neuen Freund, diesen Nathjairn den Rorvard, heute abend treffen und uns anhören, was er zu sagen hat.«
Schließlich sollte sich erweisen, daß Pompinos hochfliegende Pläne von Reichtum und übermenschlichen Kräften wie Rauch im Wind verflogen.
Wir kleideten uns mit Vorbedacht, wollten wir doch ein finsteres Grenzgebiet aufsuchen, in dem die Wächter allenfalls gruppenweise auftraten, und dann auch nur, wenn sie unbedingt mußten. So wählten wir einfache dunkle Kleidung, von der wir einen gewissen Vorrat besaßen, schnallten unsere Kettenpanzer an und legten die Waffen um. Endlich wieder einmal Stahl zu tragen, war weniger ein Schock als eine Art Überraschung für mich; ich hatte zu lange untätig im Bett gelegen.
Die Zwillingssonnen gingen unter, als wir leise durch die breiten Straßen schritten; unser Ziel war das Armenviertel, in dem die Taverne sich befand. Far und Havil, so werden die rote und die grüne Sonne auf dem Kontinent Havilfar genannt; diesen Umstand sollte man nicht vergessen. In den Straßenrestaurants packten die Jikaida-Spieler bereits ihre Spiele ein. Die buntbemalten und kunstvoll geschnitzten Figuren wurden in die samtbeschlagenen Balass-Kästen zurückgelegt. Pompino schaute mich an, und sein Fuchsgesicht schimmerte rötlich im letzten Licht.
Ich brauchte nicht zu fragen, was er dachte.
Vielleicht würden wir beide auch heute in der samtbeschlagenen Balass-Kiste zur Ruhe gelegt werden.
Die Schänke, die den Namen Nath Chavonthjid trug, schien sich in den Abend zu lehnen; aus den bleiverglasten Fenstern drang gelbes Licht auf den tief ausgefahrenen Weg. Wir traten ein. Meine Hand lag auf dem Thraxtergriff. Weindunst umwogte uns, durchzogen mit dem Geruch nach Dopa, einem feurigen kregischen Schnaps, der einen Mann in kämpferische Ekstase treiben kann. Kein Mann, der seine Sinne beisammen hat, rührt Dopa an und erst recht nicht Kaff, ein wirkungsvolle kregisches Rauschgift, das Himmel und Hölle erschließen kann.
»Nathjairn?« Ich wandte mich an den rundlichen Rapa hinter der Bar, dessen Schnabel in einem lange zurückliegenden Kampf schiefgehauen worden war. Er wischte eine Flasche an seiner Schürze ab und deutete mit einem Kopfnicken auf mehrere Männer in Lederschürzen, die etwas zum Hinterausgang zerrten. »Da geht er, möge Havil sich seiner annehmen.«
Wir näherten uns der Szene.
Nathjairn der Rorvard wurde hinausgetragen. Er sah und spürte nichts mehr, denn seine Kehle war eine einzige blutige Wunde.
4
Pompino ließ sein Holzschwert kreisen und versetzte mir damit einen schmerzenden Schlag auf die Schulter. Ich nickte ihm zu, salutierte und beendete den Kampf. Die Weinflasche lockte mich zum Tisch, und ich leerte sie durstig. Bei unseren Übungskämpfen hatte ich es mir zur Gewohnheit gemacht, mit überlegener Kampfkraft anzutreten und dennoch zu verlieren – das heißt, den Anschein zu erwecken, als gäbe ich mein Äußerstes, während ich gleichzeitig den anderen gewinnen ließ. Dies ist eine sehr schwere Übung.
Pompino sprach energisch seinem Ale zu, wischte sich die rötlichen Schnurrbarthaare, an denen der Schaum festsaß, und sagte: »Ich begreife nicht, wie du nur eine halbe Mur gegen Mefto den Kazzur
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