Saga von Dray Prescot 21 - Jikaida-Zyklus 03 - Ein Schicksal für Kregen
ersten Blick ausgesehen hatte. Es entpuppte sich als ein armer herumhüpfender Stachelball. Einem nackten und unbewaffneten Sklaven hätte das Ding sehr wohl gefährlich werden können. Doch gegen zwei harte, agile Katakis, die gerüstet und schwerbewaffnet waren, hatte das Monstrum keine Chance; im Nu wurde es in mehrere Teile gehauen, bis die Tentakelarme lächerlich in alle Richtungen zeigten. Ihren Spitzen entströmte eine gelbliche Flüssigkeit.
Eben noch stand Hunch zitternd neben mir und sagte: »Dieser Ort gefällt mir ganz und gar nicht – ich habe Angst.« Doch als ich mich umdrehte, um ihm zu antworten, war er verschwunden.
»Er hatte den richtigen Einfall, unser Hunch«, sagte Nodgen.
Mit diesen Worten eilte er über den Korridor und hechtete förmlich in eine Öffnung der Feuerkristallwand, hinter der das ihm zugedachte Brokelsh-Paradies liegen mußte. Ich war sicher, daß Hunch sich bereits an einem Tryfanten-Schatz gütlich tat.
Die beiden Katakis wandten sich von dem getöteten Monstrum ab. Ein unangenehmer Geruch stieg von der Flüssigkeit auf.
Tarkshur sah, daß ich allein war.
»Rast! Wo stecken ...« Dann wurde ihm bewußt, wie die Antwort aussehen mußte, und drehte sich heftig zu Galid um. »Bleib, Jiktar! Wir tragen die Schätze hinaus! «
»Ja, Notor, aber ...«
Ich löste mich von der Wand, streifte meine Last von den Schultern und starrte in die Öffnung, die zu den mir zugedachten Schätzen führte.
»Sklave!« brüllte Tarkshur, und ich vernahm seine Stimme wie aus weiter Ferne. Er gab Galid einen Befehl: »Kette den Cramph gut fest, damit er nicht entfliehen kann.«
Aber ich schaute in die Öffnung und sah ...
Nein. Was ich sah, war vor allem das Objekt, das dicht hinter der Öffnung stand. Weiter hinten schwammen verwaschen aussehende Gebilde aus meinem Blickfeld. Rings um das kostbare Gebilde lagen Rapier und Main-Gauche, ein Drexer, jene Hieb- und Stichwaffe, die wir in Valka entwickelt hatten, eine kurzstielige Klansmann-Axt. Außerdem lag ein zu einem Streifen zusammengefaltetes scharlachrotes Tuch vor mir, guter Stoff, dazu ein breiter geschmeidiger Gürtel aus Lestenleder mit mattsilberner Schnalle. Und ein Seemannsmesser in einer abgetragenen Scheide. An einer Seitenwand standen ein langer lohischer Bogen und ein Köcher mit Pfeilen, verziert mit den Federn des Zim-Korf von Valka. Mein Blick fiel außerdem auf ein juwelenbesetztes Kurzschwert, ähnlich den Kurzschwertern, wie sie von meinen Klansleuten im Nahkampf überaus geschickt eingesetzt werden. Alle diese Dinge rahmten den Gegenstand in der Mitte ein, und mein Blick richtete sich nun wieder darauf.
»Sklave!« bellte Galids Stimme aus einer Dimension, die außerhalb der Wirklichkeit lag. »Halt still, du Rast, während ich dich mit deinen eigenen dummen Ketten feßle.«
Dem Objekt in der Öffnung galt meine ganze Aufmerksamkeit.
Es gehörte mir.
Eine andere Möglichkeit gab es gar nicht. Dort war die Einkerbung – ja, es mußte so sein! –, die winzige Einkerbung, wo ich in dem weit zurückliegenden Swifterkampf auf dem Auge der Welt Rog Grota, einen berühmten Ghittawrer aus Genod, niedergeschlagen hatte. Und hier! Es war hier!
Ich spürte eine Hand im Genick, einen Griff, der mich niederzwang, und eine zweite Hand, die an meinen Ketten zerrte.
Langsam kehrte ich aus jenem anderen Reich der Wirklichkeit, das mich einige Herzschläge lang gebannt hatte, in diese Dimension zurück. Hier und jetzt war die Wirklichkeit, diese schreckliche Expedition in die Tiefe eines Moders, mit Monstren und Magie und einem mißgelaunten Kataki, der mich anketten wollte.
Und zum erstenmal seit langer Zeit fiel mir ein, daß ich Dray Prescot war, Lord von Strombor, Krozair von Zy.
Ich versetzte Galid einen Schlag. Er flog rückwärts, und auf seinem Gesicht malte sich ein derartiges Staunen, daß ich beinahe hätte lachen müssen.
»Rast!« kreischte Tarkshur und hieb mit seinem schleimtriefenden Schwert nach meinem Unterleib.
Die Ketten schlugen das Schwert nieder, während meine rechte Hand seinen Schwanz umfaßte, dessen Klingenstahl mir die Kehle durchschneiden wollte. Eine Zeitlang starrten wir uns aus nächster Nähe in die Augen.
»Der Tod ist dir gewiß, du Rast, du ...«
»Ich habe in meinem Leben schon so manchen Kataki-Schwanz abgeschnitten, Tarkshur der Kleesh. Du kannst mir glauben, deiner wird nicht der letzte sein!«
Er würgte vor Zorn, er bäumte sich auf, doch vermochte er seinen tödlichen
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