Saga von Dray Prescot 21 - Jikaida-Zyklus 03 - Ein Schicksal für Kregen
deinem Rat folge.«
»Davon bin ich überzeugt.«
Prinz Tyfar begab sich an die Spitze der Reihe, wohl um seinem Vater Glück zu wünschen, dann wandte er sich an Ariane. Sie neigte einmal kurz das bleich gewordene Gesicht und wandte sich ab, um mit ihrem Numim-Leibwächter zu sprechen. Die Pachak-Zwillinge hielten sich dicht neben ihr. Stirnrunzelnd kehrte Tyfar zu mir zurück.
»Notor Jak – meine Leute werden das Tor öffnen. Einverstanden?«
»Einverstanden«, sagte ich und fügte hinzu: »Prinz.«
»Du bist ein seltsamer Bursche – und wie ich sehe, trägst du das Rot immer noch.«
»Das habe ich glatt übersehen. Immerhin ist es die Farbe des Blutes.«
»O nein, Jak! Der Schurz zeigt ein helles Scharlachrot!«
»Richtig. Nun ja, öffnen wir das Tor, hoffen wir darauf, daß es nicht mit einem dunkleren Rot befleckt wird.«
Ungovich näherte sich. »Ihr müßt versuchen, möglichst viele Leute gleichzeitig durchzubekommen.« Ich verspürte plötzlich den irrationalen Wunsch, die verhüllende Kapuze fortzureißen und mir den geheimnisvollen Mann gründlich anzusehen.
Er stolzierte fort, um seinen Platz in der Reihe einzunehmen, und Quienyin rieb sich mit dem Daumen das Kinn. »Ich glaube«, sagte er und schaute vielsagend zwischen Tyfar und mir hin und her, »ich glaube wirklich, ihr solltet dem Geschöpf nicht gestatten, aus seinem Tank zu klettern.«
»Denn wenn es erst einmal draußen ist ...?« fragte Tyfar.
»Unzweifelhaft, mein lieber Prinz.«
Ich wandte mich ab. Deb-Lu-Quienyin spürte offenbar einen Hauch der Zukunft, eine gewisse ansatzweise Rückkehr seiner Kräfte. Ich fragte mich, was für ein Mensch er wohl in Wirklichkeit war. Der alte Knabe, mit dem ich so lange gereist war, hatte jedenfalls nicht viel Ähnlichkeit mit einem mächtigen, gefürchteten Zauberer aus Loh.
Die freudige Entspanntheit der Männer war verflogen, die hektische Begeisterung über die Schätze hatte sich gelegt. Nun schauten die Männer besorgt auf das Silbertor und warfen nervöse Blicke über die Schulter auf die furchterregenden Wesen in ihren Tanks, die sich langsam hin und her wanden. Ein Gefühl der Atemlosigkeit befiel uns.
Prinz Nedfar rief: »Im Namen Havils des Grünen! Öffnet das Tor!«
Tyfar nickte seinen Leuten zu, vor allem Barkindrar und Nath dem Pfeil. Das Silbertor schwang auf. Nedfar trat entschlossen hindurch, Schwert und Schild erhoben. Er verschwand nach unten aus meinem Blickfeld. Ich fuhr herum und schaute zu, wie das schleimige Tentakelwesen im Tank emporzusteigen begann. Die Tentakel schienen mir Signale zu schicken, so hypnotisch wurden sie geschwenkt und verlangten meinen Gehorsam. Die Tentakel glitten über den Rand. Ein rotes Auge erschien, dann das zweite. Der wellig verlaufende Schnabel zeigte sich. Gut die Hälfte des unförmigen Körpers ragte bereits über den Rand.
»Tor schließen!« brüllte ich.
Tyfars Männer knallten das Tor zu, und andere hielten den Mann zurück, der eben hindurcheilen wollte. Die Schlange kam zum Stillstand, man schaute mürrisch zurück. Langsam sank das Ungeheuer wieder in seinen Tank.
Ich beobachtete es genau. Immer tiefer sank es hinter der durchsichtigen Wand ab. Als es zum Stillstand kam, hatte ich das Gefühl, daß es nicht so tief stand wie vorher.
»Tor!«
Der Durchgang klaffte, und die Männer verschwanden durch die Öffnung, wobei es doch wieder zu Schiebereien und Gedränge kam. Nachdem die erste Gruppe verschwunden und nicht mit einer Katastrophenmeldung zurückgekehrt war, zeigte sich die zweite Abteilung zuversichtlicher.
Als das Tor nach meinem Schrei wieder zugeworfen wurde und wir darauf warteten, daß das verschlungene Unwesen in die Tiefe sank, betrachtete ich den Mann, der neben mir stehengeblieben war und tief durchatmete. Kov Thrangulf stand steif und starr da, und sein Gesicht war dunkelrot angelaufen. Drüben in der dritten Gruppe, in der wir die Frauen der Expedition am sichersten untergebracht wähnten, scherzte Lobur lachend mit Prinzessin Thefi, die sich von ihm ablenken ließ. Thrangulf schaute finster in die Richtung. Vor der Prinzessin warteten geduldig Lady Ariane und ihr Gefolge.
»Bei Havil!« sagte Thrangulf. »Ich muß mir hier viel bieten lassen!«
Ich sah das Monster in den Tank zurückgleiten. Als es sich nicht mehr rührte, hatte ich wieder das Gefühl, daß es einen kürzeren Weg zurückgelegt hatte als vorher.
Und – ein schlaffer Tentakel hing über den Rand des Tanks und wurde nicht wieder
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