Saga von Dray Prescot 22 - Jikaida-Zyklus 04 - Ein Sieg für Kregen
deren trockene Blätter herabhingen und sich in der heißen Luft nicht bewegten.
Die Männer ritten Totrixes, Zorcas, Hirvels. In der Gruppe vermochten wir keinen einzigen Swarth auszumachen. Sie ritten im Galopp und trieben ihre Tiere zur Eile an, und hinter ihnen stieg der Staub wie ein flacher Schleier empor. Ich schaute in die Höhe. Von oben kurvten Flutsmänner herab; die Flügel ihrer Fluttrells waren steif ausgebreitet, und Waffen funkelten im Sonnenschein – ein deutliches Gefahrensignal für den bedauernswerten Reitertrupp.
4
So schnell die Reittiere zu galoppieren vermochten, hielt die Gruppe auf die Deckung zu, in der wir unser Versteck gefunden hatten. Dort hofften sie sich offenbar gegen die Himmelssöldner wehren zu können. Das Hufgetrappel ließ den harten Boden erdröhnen.
»Sie schaffen es nicht.« Aufgebracht starrte Tyfar durch den Dornefeu.
Sollte sich der junge Prinz dazu entschließen, den zum Untergang verurteilten Jutmännern zu helfen, wollte ich ihn daran hindern. Er war mir als Kamerad wichtig geworden. Ich war dem Tod in der letzten Zeit zu oft begegnet, als daß es auch ihn noch erwischen mußte.
»Jak ...«, flüsterte Quienyin.
»Ja?«
»Ich habe erkennen müssen ...«
»Siehst du! Sie schießen!« Tyfar hatte heftig zu atmen begonnen, und sein geschmeidiger Körper krümmte sich, als wolle er aufspringen.
»Wir dürfen es nicht zulassen, daß Tyfar sein Leben fortwirft«, sagte ich. »Wir werden tun, was wir können, aber ...«
Vage schaute Quienyin durch eine Lücke im Dornefeu-Gebüsch.
»Die armen Teufel werden die Deckung nicht lebendig erreichen.« Er richtete den Blick wieder auf mich. »Wir haben viel zu besprechen.«
»Das meine ich auch. Aber ich glaube, zunächst müssen wir warten, bis der Kampf hier entschieden ist.«
»Du hast recht. Aber ich muß dir immerhin sagen, daß ich ... erschüttert bin ...«
»Du hast dich also ein bißchen umgesehen und ein klareres Bild gewonnen?«
»Und ob! Und ob!«
»Nath der Pfeil!« rief Tyfar mit zischender Stimme.
»Mein Prinz?«
»Spieß sie mit deinen Pfeilen auf, du Onker! Los, fang an zu schießen!«
»Nath«, sagte ich, und meine Stimme ließ ihn ruckhaft herumfahren. Seine Finger erstarrten um den ersten Pfeil in seinem Köcher.
»Jak, Jak!« sagte Tyfar. »Was ist? Du kannst diese Leute doch nicht im Stich lassen!«
»Nein, da hast du wohl recht. Aber es ist um sie geschehen – sie sind zu zehnt, und der Flutsmann-Schwarm zählt zwanzig oder vierundzwanzig. Wir können unmöglich ...«
»Wir können sie aus der Deckung aufs Korn nehmen – und müssen uns beeilen!«
Kampfeifer funkelte in seinen Augen. Ich seufzte. Was kann man gegen diese hochmütigen, mächtigen jungen Prinzen ausrichten, die sich von ihrem Ehrenkodex in den Tod treiben lassen? Und doch war Tyfar kein besserwisserischer Bauernbursche, der ungestüm handelte.
»Du brauchst die Flutsmänner nicht wissen zu lassen, daß wir hier sind, oder?« fragte Hunch. Seine Stimme hatte zu zittern begonnen.
Nodgen wog den Speer in der Hand. Er vermochte ihn kraftvoll und geschickt zu werfen, auch wenn es sich nicht um einen Stux handelte, einen havilfarischen Wurfspieß. »Ich habe vier Speere«, sagte er mit knurrender Stimme. »Damit wären vier von den Cramphs erledigt!«
»Sie sind zu weit entfernt, Nodgen, du Onker!«
»Sie kommen bestimmt näher, sobald die Pfeile fliegen.«
»Da hast du recht«, sagte ich.
»Ich warte nicht länger!« brüllte Tyfar und machte Anstalten aufzustehen. Ich schob mich vorwärts. Was ich tun wollte, wußte Opaz allein. Ich war hin- und hergerissen. Einerseits mußte ich den armen Kerlen gegen die gemeinen Flutsmänner helfen, doch war mir zugleich bewußt, daß meine Verantwortung viel weiter reichte und durch diesen dummen kleinen Kampf im Gekrümmten Land nicht gefährdet werden durfte.
Die Flutsmänner gingen zum Angriff über.
Der riesige lohische Langbogen rutschte mir in die Hand. Die blaugefiederten Pfeile waren dort, wo sie sein mußten. Ich hob den Bogen und stand auf. Bei Zair! Was für Dummheiten ich auf Kregen schon begangen hatte! Kregen ist nun mal eine Welt, auf der alles möglich ist – und auf der immer wieder alles geschieht.
Gemeinsam begannen wir zu schießen: Nath der Pfeil, Barkindrar die Kugel und ich, Dray Prescot, Prinz aller Onker.
Drei Flutsmänner sanken im Sattel zusammen und rutschten aus ihren Clerketern, deren Riemen die Toten wie Lasten unter den erschrockenen
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