Saga von Dray Prescot 22 - Jikaida-Zyklus 04 - Ein Sieg für Kregen
zurückgelassen hatte; ausschließlich Söldner aus unterschiedlichen Rassen.
Diese Zahlen bedeuteten nach den militärischen Gepflogenheiten dieser Gegend, daß wir es mit etwa zweihundert bis zweihundertundvierzig Söldnern zu tun hatten, die auf ganz Wenhartdrin umherschwärmten. Kavallerieeinheiten waren schwieriger zu berechnen; eine Schwadron hatten wir bereits am Strand aufgerieben, und die zweite, etwa hundert Mann, lief uns in einer kleinen Schlucht in einen raffinierten Hinterhalt. Um diese Zeit war schon ein Teil unserer Streitmacht beritten, ohne daß wir mehr als etwa hundertundfünfundsiebzig Mann aufbieten konnten.
Wir hatten uns eine lockere Ordnung gegeben; die Tromptuniken der Anfangszeit wurden wider Erwarten zu richtigen, vernünftigen Uniformen. Larghos der Skohändige kommandierte eine Truppe geschickter Schleuderwerfer, Drill das Auge seine Bogenschützen (sie benutzten den gedrungenen Reflexbogen und nicht die lange lohische Waffe). Der größte Teil unserer Streitmacht bestand aus Schwertkämpfern, von denen viele auch Schilde trugen, was sie zu Churgurn machte; und hier führte Clardo der Clis das Kommando. Auch wenn sich diese Leute erst vor kurzem zusammengefunden hatten, um nach Vallia zurückzukehren, hatten doch viele in diesem oder jenem Krieg gedient und wußten gegenseitig von ihren Taten.
Am Vorabend unseres Kampfes gegen das verbleibende halbe Regiment nahm ich Torn Tomor auf die Seite und sprach leise mit ihm. Die Lagerfeuer brannten, Fleisch brutzelte, und Wein wurde herumgereicht. Wir sprachen von seinen Eltern, Torn Tomor ti Vulheim, Elten von Avanar, und seiner Frau Bibi, Gefährten des Stroms von Valka und Angehörige der Ältestenversammlung in Valka.
»Auf eins kannst du dich verlassen, Torn«, sagte ich. »Eines Tages wirst auch du das Orange der Hohen Versammlung tragen.«
»Bevor es dazu kommt, Majister, werde ich in der Heiligen Leibwache des Stroms dienen.«
Er bemerkte mein Stirnrunzeln und das irritierte Zucken meiner Lippen, das ich nicht zu unterdrücken vermochte. Ich habe schon verschiedentlich von meiner zwiespältigen Einstellung zu solchen Leibwachen gesprochen. Als wir die Insel Valka von unseren Feinden räumten – ehe ich geholt wurde, um Strom zu werden (dieser Umstand wird in dem berühmten Lied »Die Eroberung von Drak na Valka« besungen) –, hatte sich eine getreue Gruppe Klingengefährten um mich geschart, um meine Wenigkeit beim Kampf und auch sonst vor der Klinge von Attentätern zu schützen. Diese Männer hatten einen ehrenvollen Dienst geleistet, auch wenn ich ihnen – wie Sie wissen – hier und dort zu eigenen Abenteuern entwischt war.
Während ich mir noch eine Antwort zurechtlegte, kam ein Mann an uns vorbei, von dem ich zunächst annahm, daß er mit sich selbst spräche. Torn Tomor schaute hinüber. Der Bursche hatte den Kopf nach links herumgedreht und gestikulierte lebhaft mit der Rechten, als unterhielte er sich mit jemandem, der neben ihm ausschritte. Er war Schwertkämpfer und besaß einen dichten braunen Schnurrbart und den selbstbewußten Gang eines echten Hyr-Paktuns.
»Oh«, sagte Torn, »das ist der alte Frandor der Altrak.«
»Er sieht aus, als ob ...«, sagte ich behutsam.
»Mach dir wegen des alten Frandor keine Gedanken. Er hat vor vielen Jahren in einer Schlacht seinen Zwillingsbruder verloren und bildet sich noch immer ein, ihn bei sich zu haben. Redet ständig mit ihm. Du mußt ihn mal beim Essen beobachten. Er nimmt einen eingebildeten Teller und füllt ihn mit eingebildeten Speisen und bietet ihn seinem Bruder an – der längst irgendwo in Loh verwest ist und mit seinem Ib auf den Eisgletschern Sicces nach dem sonnigen Hinterland sucht.«
»Er ist nicht makib«, sagte ich. Nein, ich hielt Frandor nicht für verrückt. Er hatte nur eine jener komischen kleinen Eigenheiten, wie man sie bei Kämpfern öfter erlebt.
Viele der berühmtesten Kämpfer waren irgendwie wunderlich und hatten kleine Spleens, die ihnen auf der Erde längst einen Platz im Irrenhaus eingebracht hätten. Nath der Flimcop antwortete beim Appell auf seinen eigenen Namen stets laut: »Ist Fischen gegangen!« Keine Strafe konnte ihn von dieser Angewohnheit kurieren; und nachdem er nun als Paktun arbeitete, eckte er mit seiner kleinen Besonderheit nicht mehr so sehr an. Es gab allerdings auch extremere Fälle.
Aber zurück zur Heiligen Leibwache des Stroms – die Männer hatten gut und treu gekämpft, und ich hatte angenommen, daß die Idee
Weitere Kostenlose Bücher