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Saga von Dray Prescot 24 - Spikatur-Zyklus 02 - Der Rebell von Antares

Saga von Dray Prescot 24 - Spikatur-Zyklus 02 - Der Rebell von Antares

Titel: Saga von Dray Prescot 24 - Spikatur-Zyklus 02 - Der Rebell von Antares Kostenlos Bücher Online Lesen
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stand. Jeder würde für mich und jeden anderen aus der Gruppe sein Leben geben. Vornübergebeugt saß ich auf Schneetropfens Rücken und bewegte das Rapier ein Stück aus der Scheide und wieder zurück. Finster schaute ich vor mich hin. Ein vorbeikommender Reit schrie auf und stolperte mit abgewandtem Schnabelgesicht weiter. Ich mußte ihn erschreckt haben!
    »Verflixt noch mal!« entfuhr es mir. Und: »Beim Schwarzen Chunkrah!« Und: »Bei Zim-Zair!« Wie war es einem verkrüppelten kleinen Tierhändler-Och nur gelungen, sich zwischen mich und mein Schicksal als Herrscher zu schieben?
    Ja, wie?
    Als ich die Zügel straffzog und Schneetropfen wendete, wußte ich die Antwort - und sie war verdammt einfach.
    Ich hatte Unmok mein Versprechen gegeben. Nicht einmal ein Reich konnte dieser Verpflichtung entgehen, oder? Nun ja, natürlich doch. Verpflichtungen, die ich gegenüber einem Feind oder unter Gewalt eingegangen bin, werfe ich fort wie eine fehlerhafte Klinge im Kampf... das gleiche gilt auch für Versprechungen gegenüber einem Freund, wenn sich größere Kräfte bemerkbar machen. Dies ist bedauerlich. Aber schließlich behaupte ich nicht, ein vornehmer Edelmann zu sein, der stets das Ehrenvolle tut. Das einzige echte Bedauern, dessen ich mir bewußt war, als ich mich auf den Rückweg zu Unmok machte, war die Erkenntnis, daß sich mein Wiedersehen mit Delia nun verzögern würde. Aber es war ja nicht ausgeschlossen, daß sie ohnehin gerade eine Mission für die Schwestern der Rose übernommen hätte...
    Während ich zum Lager zurückritt und fest damit rechnete, Unmok auf mich zukommen zu sehen, der nach Huringa reiten wollte, um seine Abrechnung abzuschließen und Söldner anzuwerben, überlegte ich, was ich tun wollte. Ich führte mir die Alternativen vor Augen - etwas, das ich bisher nicht fertiggebracht hatte. Unmok konnte sich dann allein entscheiden. Meinetwegen konnte er mit dem Tierhandel weitermachen. Oder mit nach Vallia kommen. Ich würde ihm nicht alles erklären müssen und andeuten, daß mein Geheimnis groß genug war, um sein Wohlergehen in alle Zukunft sicherzustellen. So wollte ich nicht nur Unmok ansprechen, sondern auch Froshak. Ja.
    Die Last der Unentschlossenheit fiel von mir ab und beflügelte mich innerlich auf wundersame Weise. Unsicherheit und Zaudern waren Sünden, in die ich zuweilen verfiel, deren verabscheuungswürdige Symptome ich aber zu erkennen vermochte. Nachdem ich nun einen Entschluß gefaßt hatte, wirkte die Welt plötzlich viel farbenfroher, und die Luft roch noch süßer, und das Gelächter und der Gesang der Gruppen, die der Stadt zustrebten, klangen mir sehr melodisch in den Ohren.
    Sogar mein Urvivel war von dieser schnellen Rückkehr angesteckt und schritt munter aus.
    Die Holzbrücke über den Bach klapperte ein Willkommen unter Schneetropfens Hufen. Aber ich erhielt nicht die Begrüßung, die ich erwartet hatte. Denn mein Blick fiel auf einen von Unmoks Sklaven, der mit dem Gesicht nach unten am Bachufer lag. Ein langer braungefiederter Pfeil ragte ihm aus dem Rücken.
    Noch während ich den Blick von der Sklavenleiche abwandte und am Rand des Gebüschs vorbei zum Lager schaute, zerrissen sadistische Schreie die Stille.

4
     
     
    Man hatte Unmok in eine Hälfte eines Eisenkäfigs gesperrt, in dessen anderem Teil ein wildes Tier tobte, und vergnügte sich damit, das Gitter, das Mensch und Tier trennte, anzuheben und wieder fallenzulassen. Man hatte seinen Spaß damit.
    Wenn die Ketten rasselten und das Gitter emporstieg, sprang das wilde Tier - ein sechseckig gemusterter Chavonth - fauchend auf Unmok zu, woraufhin die Trennwand krachend wieder herabstürzte. Die riesige Raubkatze prallte fauchend gegen das Hindernis, und eine krallenbewehrte Pranke fuhr hindurch und versuchte Unmok niederzustrecken. Wenn der Chavonth sich dann verwirrt zurückzog, begann die Kette wieder zu klappern. Das in grauen, blauen und schwarzen Sechsecken abgesetzte Fell schimmerte im Licht der Sonnen. Die sechs Beine wirbelten beim Springen Sand auf.
    Das Gitter, das den Käfig teilte, wurde brusthoch angehoben und knallend herabgesenkt, als der Chavonth angriff; auf diese Weise wurde das Tier noch wilder gemacht. Ein tobendes Raubtier, dem die Beute vorenthalten wurde. Die Männer, die um den Käfig herumstanden und sich lauthals amüsierten, wenn Unmok wieder einmal im Takt der herabknallenden Gitterwand zusammenzuckte, waren keine bloßen Raubtiere in den Schuppen der Unmenschlichkeit.

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