Saga von Dray Prescot 24 - Spikatur-Zyklus 02 - Der Rebell von Antares
verwickelte die drei Männer in ein Gespräch. Sie hörten nicht auf, um sich zu schauen und uns im Auge zu behalten, doch waren sie auch fasziniert von der Sylvie, eine natürliche Reaktion, wenn man berücksichtigte, daß es sich um Männer handelte und sie eine Sylvie war. Sie trug ein dunkelblau funkelndes Gewand, das bis zum Oberschenkel geschlitzt war, und ihr Schmuck - natürlich Imitation -blitzte im Licht der Sonnen. Wahrscheinlich handelte es sich um ein anständiges Mädchen, das hier in der Gegend arbeitete und einen Moment Luft schnappen wollte.
Jaezila runzelte die Stirn. »Viele Mädchen meinen, daß sie sich beim Anblick von Sylvies plötzlich weniger weiblich fühlen.«
»Ich glaube nicht, daß dein Kaldu...«, begann Tyfar.
»Nein. Auch nicht Nath oder Barkindrar. Aber wer könnte es ihnen verdenken?«
Drüben an der anderen Bar wurde nun gelacht. Eine Kette amphorentragender Sklaven ging vorbei, eine Totrix klapperte auf sechs Hufen über den Platz, und der Reiter saß vorgebeugt im Sattel und hatte seinen breitkrempigen Strohhut ins Gesicht gezogen. Der Tag schien ganz normal abzulaufen.
Seitlich blinzelte Tyfar zu den Sonnen empor. Anhand der Stellung der roten und der grünen Sonne vermag ein Kreger ziemlich genau die Tageszeit zu bestimmen. »In wenigen Murs wird er hier sein, wenn er pünktlich ist.«
Tyfar hatte kaum zu Ende gesprochen, da näherte sich langsamen Schrittes eine gebeugte Gestalt mit brauner Tunika und Strohhut. Der Mann trug einen Stab, mit dem er sich stützen mußte. Er wirkte völlig harmlos. Logischerweise machte uns dies um so wachsamer.
Die Sylvie lachte und entfernte sich tänzelnd einige Schritte und verschwand dann hüfteschwenkend um die Ecke. Die gebeugte Gestalt blieb an der Bar stehen. »Ist der Sazz hier gut?«
»So gut wie der Parclear«, erwiderte Tyfar.
So lautete die verabredete Losung.
»Folgt mir, Horters, Hortera*. Es ist nicht weit.«
Wir tranken aus und folgten langsam dem Mann in der braunen Tunika. Ich gebe zu, daß ich die Hand auf den Schwertgriff legte.
Es bestand für mich kein Zweifel, daß Hamal in Hyrklana einen Ring von Geheimagenten unterhielt. Das war auch nur vernünftig. Sollte gegen Königin Fahia intrigiert werden, so würden die Hamalier wissen wollen, wie diese Verschwörungen aussahen und wie sie am besten davon profitieren konnten. Tyfar mochte helfen wollen, Königin Fahia zu stürzen, vielleicht kam er aber auch zu dem Schluß, daß seinem Lande besser gedient war, wenn die dicke Königin an der Macht blieb. Trotz meiner Zuneigung zu Tyfar und Jaezila und der Tatsache, daß sie Klingengefährten waren, kam für mich Vallia an erster Stelle, doch nur soweit die beiden keinen Schaden erleiden würden.
An der gegenüberliegenden Seite des kleinen Platzes zog sich eine Arkade voller Läden hin, die beinahe ausschließlich religiöse Artikel anboten. Die vierte Seite wurde durch einen massiven Tempel zu Ehren Malab des Kazzins abgeschlossen. Ein Teil der Seitenmauer war eingestürzt, und während der Reparatur waren bei einem weiteren Einsturz Arbeiter ums Leben gekommen. Allerlei Schutt und Baumaterial häufte sich unansehnlich in der Nebenstraße. Die Arbeit ruhte, bis die Inspektoren der Königin sich den Bau angesehen hatten. Malab ist ein ziemlich angesehener Religionsführer. Oft wurde er auch Malab der Verwundete oder Malab der Brunnen genannt, denn seine Gläubigen suchen Gnade und Weisheit, Glück und Gesundheit in dem Blut, das ihm aus einer Kopfwunde strömt. Natürlich ist er nicht identisch mit Malab dem Kazzur, denn das heißt >der Blutige<, so wie kazzin >blutig< bedeutet, auch wenn die beiden Worte eine völlig unterschiedliche Bedeutung haben. Der alte Mann führte uns an den eingestürzten Gerüsten und grauen Schutthaufen vorbei. Staub legte sich uns auf die Zunge. Wir schritten durch einen niedrigen Torbogen. Nach dem grellen Sonnenschein gewöhnten sich unsere Augen nicht sofort an die Dunkelheit.
»Lockert die Schwerter!« sagte Tyfar leise.
Er ging voran, wie es ihm als Prinz zustand. Jaezila folgte, und ich bildete die Nachhut. Immer wieder drehte ich mich um und suchte den Weg, den wir zurückgelegt hatten, noch genau nach versteckten Attentätern ab.
Schließlich erstiegen wir eine knarrende Holztreppe. Überall lag dicker Staub. Im Staub vor uns vermochte ich nur eine einzige Spur auszumachen, die nach oben führte. Durch zerbrochene Fenster sickerte Licht herein.
Wir erreichten einen
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