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Saga von Dray Prescot 24 - Spikatur-Zyklus 02 - Der Rebell von Antares

Saga von Dray Prescot 24 - Spikatur-Zyklus 02 - Der Rebell von Antares

Titel: Saga von Dray Prescot 24 - Spikatur-Zyklus 02 - Der Rebell von Antares Kostenlos Bücher Online Lesen
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aus Hyrklana. Rapier und Main-Gauche hätte man einem Dandy-Offizier vielleicht noch nachgesehen, der auf der Höhe der Zeit sein wollte. Das Langschwert trug ich in der Scheide auf dem Rücken und verriet auch dadurch, daß ich besondere Fähigkeiten besaß, denn es bedurfte einer gewissen Wendigkeit, eine Klinge aus dieser Stellung zu ziehen. Meine Ausrüstung war eindeutig militärischen Ursprungs, doch war ich nicht gewillt, die Sachen fortzuwerfen und einen grauen Sklavenschurz anzulegen. So war der Wachdienst hier im Schloß doch etwas anderes als der Schutz einer belebten Villa: Sollte die Gefangene fliehen können, war der eigene Kopf in Gefahr. Außerdem würden sich die Sklaven im Schloß von Afferatu nicht so frei bewegen können wie sonst. Ich marschierte durch den Regen.
    Kein Soldat der Wachmannschaft tat mir den Gefallen, in meiner Nähe aufzutauchen und mir unfreiwillig seine Uniform zu überlassen. Es zeigte sich überhaupt niemand, während ich am Rand des Burggrabens verharrte und zum Torhaus hinüberbrüllte.
    Die Zugbrücke war oben; die Reihen der Bronzespitzen sahen sehr unangenehm aus. Hinter Schießscharten schimmerte Licht. Rings um diese Lichtstreifen wirkte alles grau und schwarz und naß. Der Regen tröpfelte mir in den Nacken. Ich hatte keine Ahnung, welcher der vage erkennbaren Bauten der Jasmin-Turm war. Ich hätte mir die Lunge aus dem Hals schreien können, niemand beachtete mich. Es hatte keinen Sinn, länger zu warten. Das Wasser des Burggrabens flirrte im Widerschein der gelben Lichtbahnen, die aus den schmalen Schießscharten drangen. Es war alles eine sehr feuchte Angelegenheit.
    Wenige Schwimmzüge brachten mich hinüber. Das Wasser war gar nicht mal kalt, denn wir befanden uns in Hyrklana. Was meine Waffen betraf, so waren sie unter der Obhut der Herren der Sterne reichlich eingefettet worden, und es hatte mich einige Mühe gekostet, diese Schutzschicht von den Griffen zu entfernen. Nun richtete ich mich unter den hochaufragenden grauen Mauern auf und entrollte das Seil, das ich den elenden Rebellen abgeschwatzt hatte. Es war glatt wie ein eingefetteter Kletterbaum beim Jahrmarkt, so daß ich mich ganz auf die Knoten verlassen mußte. Ich schaute empor.
    Das Seil reichte auf keinen Fall bis zur Mauerkrone. Seitwärts kroch ich am Fuß der Burg entlang, bis ich mich unterhalb einer Schießscharte befand. Er erste Wurf ging daneben; der Bronzehaken prallte mit einem klirrenden Laut gegen das Mauerwerk, der mir ohrenbetäubend vorkam. Aber niemand hörte etwas oder nahm davon Notiz. Wieder warf ich.
    Der Haken setzte sich im Mauerschlitz fest, und ich hangelte mich freihändig am Seil hoch.
    Als ich den Schlitz erreichte, schob ich mich seitlich hinein und stemmte mich gegen die glatte Innenkante. Nun wurde es schwierig. Der nächste Wurf nach oben mußte blind erfolgen. Der Haken beschrieb unter mir einen weiten Bogen und sauste dann aufwärts. Ich hörte das Metall gegen einen Stein schlagen, und schon stürzte die Last wieder in die Tiefe. Siebenmal warf ich, und siebenmal verfehlte der Haken die unsichtbare Schießscharte über mir. Acht Würfe, achtmal daneben. Ich atmete zitternd ein. Neunmal...
    Beim neunten Wurf setzte sich der Haken fest und war nicht mehr zu lösen. Nicht umsonst ist neun auf Kregen eine heilige, magische Zahl.
    Und wieder baumelte ich im windgepeitschten Regen über dem Abgrund und kletterte weiter in die Höhe und schob mich in die nächste Scharte. Ehe ich diese zweifelhafte Deckung aufsuchte, warf ich noch einen langen Blick nach oben und schätzte die verbleibende Distanz ab. Es konnte klappen. Diesmal fand der Haken beim ersten Wurf sein Ziel, bot doch die Oberkante des Turms einen besseren Halt. Die Knoten schienen unter meinen Fäusten harte Kanten zu haben. Die Brustwehr ragte ein wenig vor, düstere Bastionen schauten auf mich nieder. Ich schob ein Bein über die Kante und ließ mich seitlich auf die obere Turm-Plattform rollen.
    Ein in einen dicken Mantel gehüllter Bursche stolperte aus dem kleinen Zelt-Unterstand, den die Wachen errichtet hatten, und versuchte mir einen Speer in die Kehle zu bohren. Ich schwankte zur Seite und gab ihm, der an mir vorbeistolperte, noch zusätzlichen Schwung. Er kippte in die Tiefe und stieß dabei einen gellenden Schrei aus, der im Brausen des Windes verhallte. Ich holte das Seil ein und näherte mich der Steintreppe, die in die Tiefe führte.
    Mich ärgerte der sinnlose Tod des Wächters. Jetzt müßte ich

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