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Saga von Dray Prescot 24 - Spikatur-Zyklus 02 - Der Rebell von Antares

Saga von Dray Prescot 24 - Spikatur-Zyklus 02 - Der Rebell von Antares

Titel: Saga von Dray Prescot 24 - Spikatur-Zyklus 02 - Der Rebell von Antares Kostenlos Bücher Online Lesen
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langes weißes Nachthemd war bestimmt nicht für eine solche Nacht geeignet. Ihr Gesicht erinnerte mich sehr an ihre Mutter Lilah. Außerdem hatte sie einen Hauch der Schönheit Arianas nal Amklana mitbekommen, der Tante, die ihren Tod befohlen hatte.
    »Bist du ein großer Jikai oder nicht? Wer bist du, und warum willst du mich befreien, wenn du nicht mein Prinz bist?«
    »Wie ich sehe, hat man dir in deiner Gefangenschaft Bücher zu lesen gegeben.«
    »Du verschwendest Zeit, Bursche!«
    »Ich heiße Jak - und man nennt mich Jak den Sturr und Jak den Schuß und Jak den Schnellen. Nenn du mich Jak den Onker, wenn du willst. Aber zunächst ziehst du mal Sachen an, die für eine solche wilde Nacht geeignet sind, junge Dame!«
    Mein Tonfall mißfiel ihr. Vermutlich hatte sie vor dem Mord an ihren Eltern ein ziemlich privilegiertes Leben geführt, wohingegen die unangenehme reale Welt eine ziemlich neue Erfahrung für sie sein mußte. Was ihre Tante betraf, Königin Fahia, so mußte man dieser dicken, unglücklichen Königin anrechnen, daß sie sich geweigert hatte, ihre Schwestern und den Mann ihrer Schwester und das Kind zu töten. Und wenn wir hier noch lange herumdiskutierten, begäben wir uns bald auf den Weg zu den Eisgletschern Sicces!
    »Zieh dich um, meine Dame. Schnell!«
    Sie zuckte zusammen und lief rot an. Aber dann verschwand sie doch hinter einem löcherigen Vorhang und zeigte mit raschelnden und klickenden Lauten an, daß sie Kleidung anlegte, die dem Regen besser widerstand als das dünne Nachthemd.
    Sie hatte auf ein Kleid nicht verzichtet, was ich seufzend zur Kenntnis nahm. Aber vielleicht besaß sie nichts anderes. Ich zerrte eine Decke vom Bett und wickelte sie ihr um Kopf und Schultern. Ihr Haar schimmerte wie flüssiges Gold im Schein der Lampen.
    »Senk den Kopf, halt dich hinter mir und schrei und flieh nicht. Du läufst nur, wenn ich es dir sage, Lady aber dann läufst du, so schnell du kannst!«
    Sie atmete tief ein, und ich packte ihre Schultern, drehte sie zur Tür und setzte mich in Bewegung.
    Man braucht nicht viel Phantasie, um sich das Bild dieses jungen Mädchens in einer solchen Szene vorzustellen. Mitgefühl und eine lebhafte Entschlossenheit, heil mit ihr zu entkommen, mochten alles sein, was vom Durchschnittsretter erwartet wurde. Ich malte mir allerdings aus, daß die lange Beschäftigung mit den Einzelheiten der Rettung, die ihrer Ansicht nach eines Tages stattfinden würde, sie in gewisser Weise vorbereitet hatte. Da nun die langerwartete Tat endlich stattfinden sollte, wirkte der ganze Vorgang wie ein Aufputschmittel auf sie. Ihre Ruhe, ihre Entschlossenheit, die zielstrebige Art und Weise, mit der sie die Affäre vorantrieb - dies alles überzeugte mich von ihrem Zustand. Was die Sympathie und das Mitgefühl betraf, die von mir erwartet wurden - natürlich spürte ich sie; wem wäre es an meiner Stelle nicht so gegangen, außer jenen, die ich schon erwähnte? Aber Lildras bereitwillige Hinnahme dieser Rettung als ein bloßes Anhängsel ihrer Traumpläne gab mir die Möglichkeit, schnell vorzugehen, ohne Angst haben zu müssen, daß sie mir zusammenbrach.
    An der Tür sagte sie: »Die Vögel sind im Weißen Turm untergebracht. Sie sind nicht hier. Wir müssen...«
    »Ich glaube nicht, daß die Vögel heute nacht fliegen können, meine Dame. Du mußt ebenso wie ich über das Seil.«
    Sie musterte mich mit einem Blick, den ich als drohenden Zorn darüber deutete, daß ihre Traumpläne nicht ganz nach Erwartung liefen.
    Wir hatten nicht viel Zeit, bis die Wächter unten im Turm erwachen würden, doch gab ich einer ehrlichen Neugier nach und fragte: »Wie gedenkst du den Weißen Turm vom Jasmin-Turm aus zu erreichen?«
    Sie legte den Kopf in den Nacken. »Ist doch ganz einfach. Du kämpfst dich durch, und ich folge dir.«
    Der Raubhund auf dem Treppenabsatz unter uns knurrte tief in der Kehle - ein Laut, der einem die Nackenhaare kribbeln ließ. Die Wächter im benachbarten Raum schienen sich deswegen nicht zu beunruhigen, und Lildra und ich huschten leise die letzten Stufen hinauf und erreichten schließlich das Turmdach.
    Sie erblickte das Seil und begriff sofort, was ich vorhatte. Der Regen strömte herab. Das Kleid klebte ihr im Nu durchnäßt auf der Haut. Ich befestigte den Bronzehaken am Rand des Mauerwerks und ließ das Seil behutsam hinab. Es schien mir überflüssig, Lildra zu erklären, daß wir den Rest des Weges ohne Seil würden zurücklegen müssen, wenn wir keine

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