Saga von Dray Prescot 27 - Pandahem-Zyklus 01 - Die Labyrinthe von Scorpio
nicht ein wie die geblähten Segel normaler Schiffe, sondern ließen den Wind über ihre leichten Krümmungen streichen, wie es eine Möwe mit ihren Flügeln macht.
»Ich sehe sie«, sagte ich. »Fischköpfe, Leem-Freunde ...«
»Ja. Sie segeln nach Paz. Sie folgen der Vorhut, die du am Strand von Eurys besiegen konntest.«
Ich zuckte die Achseln.
»Ich habe die Shanks nicht allein besiegt. Viele waren bei mir, Männer und Frauen, ausnahmslos mutig und kampferfahren. Sie alle hatten teil an unserem Sieg.«
»Ja, ja. Paz bot seine besten Kämpfer auf.«
»Das vergesse ich nie!«
»Die Shanks sind aus einigen ihrer Länder vertrieben worden. Sie wollen sich eure Heimat aneignen.«
Ich legte einen Finger an die Stirn und rieb. Bei Krun, wie müde ich war!
»Das kann ich ihnen nicht vorwerfen.«
»Wenn du mehr hinter die Kulissen schauen könntest, würdest du ...«
»Mag ja sein. Trotzdem muß man sie aufhalten, wenn sie Paz an sich bringen wollen. Oder«, fügte ich hinzu und hoffte auf ein Wunder, aus dem wohl nichts werden konnte, »oder man könnte ihnen Land zum Siedeln anbieten und sie irgendwie assimilieren.«
»Sie wollen euch alle töten. Halbe Sachen lieben sie nicht.«
So hatte denn das Unsägliche noch immer kein Ende, das Urstreben, das sämtliche Gefühle vertrieb, das gegenüber allem blind machte außer dem persönlichen Gewinnstreben.
»In der Welt, die du Schan nennst«, sagte ich mit vor Müdigkeit stockender Stimme, »leben außer den Shanks noch andere unangenehme Völker?«
»Viele.«
»Gibt es denn nie ein Ende? Ist denn nie Schluß?«
»Doch.«
»Wie denn?«
»Ruhe wird es geben, wenn Kregen so ist, wie es sich die Everoinye und die Savanti vorstellen. Diese Vorstellungen stehen im Augenblick klar im Widerspruch; wenn sie kongruent geworden sind, ist alles ausgestanden.«
»Ich dachte, die Savanti wollten die Welt nur verbessern ...«
»Die Savanti wollen Kregen zu einer Welt ausschließlich für Apims machen. Wir dachten, das wäre dir inzwischen klar.«
Dieser finstere Gedanke war mir schon gekommen, eine unangenehme Erkenntnis, die ich schnell wieder vertrieben hatte. In dem Verhalten der Savanti hatte mir viel darauf hingedeutet. Sie schickten ihre Savapims in die Welt hinaus, damit sie die Lebensart der Apims schützten. Sie hatten mich als Savapim von der Erde geholt, doch ich hatte in ihren Augen versagt und war vertrieben worden – genaugenommen hatte ich sie aufgefordert, ihr Paradies für sich zu behalten, und war mit Delia durchgebrannt. Jetzt dämmerte mir die Wahrheit. Eine Wahrheit, die mich bekümmerte, denn ich hatte die Savanti und ihre Schwingende Stadt Aphrasöe geliebt.
Ich atmete tief durch.
»Eine schlechte Nachricht. Sagt an, Everoinye, warum offenbart ihr mir plötzlich diese Geheimnisse ...?«
»Wir werden alt, Dray Prescot.«
Die Angst, die mich erfüllte, wandte sich plötzlich in eine unerwartete Richtung.
Wenn die Herren der Sterne alt werden und womöglich sterben konnten, wie würde sich das auf das Schicksal Kregens auswirken?
»Ich kann eine tausendjährige Lebensspanne erwarten, weil ich im Taufteich von Aphrasöe gebadet habe. Ihr, die Herren der Sterne, müßt ein Vielfaches dieser Zeit leben ...«
»Wenn das so ist, solltest du dir einmal klarmachen, daß diese vielen tausend Jahre vielleicht nicht ausschließlich Kregen gewidmet sein können.«
Ich war niedergeschmettert.
Plötzlich kam mir ein Gedanke, der das Gespräch vorantreiben konnte.
»Ihr habt einmal gesagt«, bemerkte ich, »die Savanti hätten gegen das Wirken der Curshin auf Kregen Einwände erhoben und ...«
»Hör auf, Dray Prescot!«
Die Stimme tönte so kräftig, daß ich beinahe aus dem Stuhl gefegt wurde.
»Du bist ein Allerweltskerl, eine Mißgeburt, ein Mann mit einem Charisma, dem sich ganze Völker freudig beugen. Aber du darfst nicht von Dingen sprechen, die du nicht begreifen kannst. Wir haben dir gesagt, daß es andere gibt, über die wir nicht reden können. Die Curshin gehören nicht dazu. Trotzdem spricht man nicht darüber.«
Irgendwie schaffte ich es, mir eine Antwort zu verkneifen.
Die Herren der Sterne predigten weiter.
»Es gibt Kräfte, von denen die Shanks aufgepeitscht werden, offenkundige Kräfte – dies haben wir dir schon gesagt. Aber hinter jenen, die die Shanks aufhetzen, stehen wiederum andere Mächte. In diese Dinge, Dray Prescot, darfst du dich nicht einmischen!«
»Bei Vox!« entfuhr es mir. »Ich möchte mich in überhaupt
Weitere Kostenlose Bücher