Saga von Dray Prescot 27 - Pandahem-Zyklus 01 - Die Labyrinthe von Scorpio
und Exandu fragte: »Nimmst du wieder die rote, Bogandur? Nach den Mühen, die wir hinter der anderen roten Tür mit der Treppe und dem Wasser hatten?« Er legte den Kopf schräg und schaute mich fragend an, und seine Nase war so rot wie die Tür, vor der wir standen. »Blau oder grün sind die Farben von Pandahem.«
»Wie die von Hamal, großer Exandu.«
»Das räume ich ein. Aber rot – ich glaube nicht, daß meine schmerzenden Knochen, mein Kopf, meine Füße, mein Herz oder meine Leber weitere Qualen ertragen könnten.«
»Um die kommst du nicht herum, Exandu, sei unbesorgt«, sagte Kalu.
Dame Milsi wich nicht von Segs Seite. »Er wirkt ziemlich aufgekratzt«, sagte sie und wandte sich an Kalu. »Warum das, Pachak?«
»Meine Dame?« Kalu Na-Fre schaute sie verwirrt an. »Warum sollte man sich wegen des Todes Sorgen machen? Papachak hat die Gewalt über alle Sterblichen. Hier unten gibt es einen Schatz zu finden, und meine mutigen Burschen werden ihn bergen.«
»Oder dabei ums Leben kommen?«
»Wenn der höhere Wille so aussieht.« Kalu deutete auf die Türen. »Ich bin Pantor Dray und Exandu und Pantor Seg gefolgt. Ich kann mir nicht vorstellen, daran jetzt noch etwas zu ändern. Sie haben mir Glück gebracht.«
»Glück!« entfuhr es Exandu. Shanli beruhigte ihn sofort wieder, und Hopf der Unduldsame stieß ein lachendes Ächzen aus.
»Aber ja doch! Seit wir diesen Strom Ornol verlassen haben, habe ich noch keinen einzigen Gefolgsmann verloren.«
Dame Milsi hob eine Hand vor das Gesicht. Augenblicklich legte ihr Seg stützend einen Arm um die Hüfte. Sie war eine prächtige Frau, ihr Körper war zwar schmutzig, schimmerte aber durch die Risse ihrer Kleidung, gerundet und fest und gutaussehend. Sie schien etwa so alt zu sein wie Seg, vielleicht einige Perioden jünger, wenn man bedachte, daß Seg ja im Heiligen Taufteich des fernen Aphrasöe gebadet hatte und ich sein Alter somit nicht mehr nach dem Aussehen beurteilen durfte.
»Also gut«, sagte nun auch Exandu und richtete sich auf. »Nehmen wir rot. Da frischen wir wenigstens unsere Erinnerungen auf.«
Mit der Geschicklichkeit, die wir uns in diesem gefährlichen Labyrinth des Coup Blag angeeignet hatten, um am Leben zu bleiben, schoben wir die Tür auf. Dahinter erstreckte sich nichts anderes als ein felsgesäumter Korridor, zehn Fuß hoch und breit, etwa fünfzig Fuß bis zur nächsten Ecke, ohne jede Tür. Wir setzten uns in Bewegung und tasteten uns vorwärts.
Unterwegs stießen wir auf etliche Fallen, herumschwingende Bodenplatten, schmale Löcher, durch die dem Vorbeigehenden ein Armbrustpfeil in den Körper gejagt werden konnte, und ein Metallspiegel, der im Winkel von fünfundvierzig Grad angebracht war, so daß das scheinbare Ende des Tunnels sich als säuregefüllte Grube entpuppte. Diese Fallen überwanden wir schadlos und marschierten weiter. Hinter der nächsten Tunnelbiegung waren plötzlich Stimmengemurmel und Gesang und das Klirren von Gläsern und Flaschen zu hören.
»Möchte jemand ins Kabarett?« fragte Seg lachend.
Dame Milsi hatte inzwischen auch ihm einen Arm um die Hüfte gelegt, und er wachte fürsorglich über sie.
Ich steckte den Kopf um die Ecke.
Die Höhle war groß und hell erleuchtet. Tische waren festlich gedeckt. Unser Blick fiel auf die anderen Expeditionsteilnehmer; lässig saßen sie in den Stühlen und aßen und tranken und sangen. Reihen von Truhen klafften offen, unvorstellbare Schätze waren herausgewühlt und zum Teil auf dem Marmorboden verstreut worden. Es roch auf das angenehmste nach Speisen und Wein.
Strom Ornol hob den Blick. Seine bleichen Wangen zeigten eine ungewohnte Rötung, und er bewegte schwungvoll einen goldenen Kelch.
»Da seid ihr ja! Wir hielten euch schon alle für tot!«
Wir traten näher.
Fregeff und Rasiermesserzahn tranken, der eine einen guten Rosé, der andere Blut aus einer Schale. Skort der Clawsang war nicht zu sehen.
»Skort?« antwortete Ornol. »Ach, der ist schon vor längerer Zeit verschwunden. Wir vergnügten uns gerade in einem Tal voller Obstbäume und Blumen. Dann kamen wir hierher und feiern seither. Bald geht es weiter. Ihr kommt gerade rechtzeitig.« Sein Blick fiel auf Milsi.
»Oh?«
Wir brachten das Pappattu hinter uns, und Milsi wurde neben Lady Ilsa gesetzt und war gleich darauf in ein Gespräch über frische Kleidung verstrickt.
»Jetzt brauchen wir eine Rast!« verlangte Seg nachdrücklich.
»Na, ist doch eure Schuld, daß ihr mir nicht gefolgt
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