Saga von Dray Prescot 27 - Pandahem-Zyklus 01 - Die Labyrinthe von Scorpio
kommen. Dann sagte Seg: »Llahal, meine Dame. Ich bin Seg. Und dies ist Dray.«
Sie rang sich ein Lächeln ab. Den herumliegenden Toten widmete sie keinen Blick. »Ihr seid mir willkommen. Ihr seid mit einer großen Truppe hier, um den König und die Königin zu retten?«
»Also, nein, meine Dame«, sagte Seg.
»Aber das müßt ihr doch! Warum sonst würdet ihr euch in den Coup Blag wagen, an diesen üblen Platz in den Engen Hügeln?«
»Hier gibt es Gold und Reichtümer, meine Dame«, sagte ich.
Sie schaute mich verständnislos an. »Ihr habt also den König und die Königin nicht gesehen?« fragte sie schließlich. »Und auch ... keinen von ihren Gefolgsleuten?«
»Nur einen armen Pachakteufel, der daran glauben mußte.«
Seg und ich mußten selbst wie Teufel aussehen. Wir waren verschwitzt, beschmutzt, blutbefleckt, riesige, muskulöse Burschen, die große Härte ausstrahlten, aber auch einen sehr wachen Verstand besaßen. Sie atmete ein.
»Meine Dame«, sagte Seg, »meine Schwerter stehen dir zu Gebote.«
»Ja, ja, Jikais. Aber ... diese armen Leute ... ich kam mit der Königin hierher, um nach dem König zu suchen. Wir konnten ihn nicht finden. Was wir fanden, waren Schrecknisse und Todeserlebnisse. Und die Banditen waren viel zu verängstigt ...«
»Schon gut«, sagte ich. »Mach dir ihretwegen keine Gedanken.«
Seg begann sein Schwert zu reinigen. Ich folgte seinem Beispiel. Wir wuschen uns außerdem die Hände.
»Lahal, verzeiht mir«, sagte die Frau schließlich und begann zu schwanken. »Ich heiße Milsi und diene Königin Mab. Und ihr seid ebenfalls Drikinger.«
»Lahal, Milsi«, antwortete Seg. »Nein, nein, wir sind keine Banditen.«
»Aber ...«
Im nächsten Augenblick trottete Exandu herbei, rieb sich die Stirn und schaute entsetzt auf die Toten.
»Vorsicht, da ist ein großes Loch im Boden«, sagte Seg.
»Was ...?« Sein Blick fiel auf Milsi. »Eine Frau, Seg der Horkandur?«
»Aye«, antwortete Seg. »Dame Milsi.«
Sie hatte mir gesagt, daß sie bei Königin Mab in Diensten stand, und ihr Auftreten verriet, daß sie keine einfache Zofe war. Sie betrachtete Exandu mit einer gewissen Neugier – und er war tatsächlich wie wir ein ziemlich zerlumpter und verdreckter Abenteurer.
Sie wandte sich an Seg, und er widmete ihr sofort seine volle Aufmerksamkeit, indem er sich ein wenig in ihre Richtung wandte.
»Die nächste Zelle. Würdest du bitte mal nachschauen?«
»Der Riegel ...«, sagte ich warnend.
»Aye.«
Seg schaute in die Zelle, und ich linste über seine Schulter. Vor uns lag die halbnackte Leiche einer Frau. Seg wandte sich sofort ab.
Die Frau seufzte.
»Sie ist also auch tot ... eine Freundin von mir ... ach, dieser schreckliche Ort!«
Da legte Seg die Arme um Milsi und tröstete sie.
Kurze Zeit später kamen Kalu und seine Leute herein und meldeten, daß sich im Saal nichts mehr rührte und daß wir unter sieben Türen auswählen konnten. Welche wollten wir nehmen?
»Meine Dame«, sagte Seg, und ich staunte über die Sanftheit, mit der er sich in einer schrecklichen Umgebung äußern konnte. »Du kennst diesen Ort? Dieses Labyrinth des Coup Blag?«
Sie wich ein wenig vor ihm zurück und schaute zu ihm auf. Tränen standen ihr in den Augen. »Nein. Nein, ich kenne mich nicht aus ... ich weiß nur, daß wir den König – und die Königin – finden müssen ... und lebendig hier heraus müssen, wenn wir können.«
»Das reicht bei weitem nicht«, warf Kalu ein und sprach mit der gewohnten Munterkeit. Die Schrecken, die hinter uns lagen, schienen ihn nicht zu berühren. »Ich jedenfalls gedenke nicht ohne einen angemessenen Schatzanteil zurückzukehren.«
»Aber ... dein Leben ...?«
»Das habe ich schon oft aufs Spiel gesetzt, ist schon fast eine Gewohnheit!«
Ich wollte mich schon abwenden und zur nächstbesten Tür gehen, da hörte ich Segs Stimme und fuhr zurück. Seine Worte waren für Milsi bestimmt.
»Meine Dame. Dein Leben soll das meine sein ... solange ich lebe, soll dir nichts geschehen, soweit ich das verhindern kann. Das schwöre ich dir.«
Ganz überraschend lächelte sie, und es war wie ein Blitzstrahl durch eine dichte Wolkendecke. Sie war in diesem Moment lieblich anzuschauen. »Du willst mein Jikai sein, Seg der Horkandur?«
»Wenn du es willst, meine Dame.«
Die beiden schauten sich an, und ich wußte, daß sie von ihrer Umgebung nichts mehr mitbekamen.
Leise sagte sie: »Ja, ich will es.«
17
Wir standen vor den sieben Türen,
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