Saga von Dray Prescot 28 - Pandahem-Zyklus 02 - Delia von Vallia
war, Herrscherin von Vallia zu werden.
Wilma schaute kurz auf ein Kontobuch auf ihrem Tisch und sagte: »Wie du weißt, sucht die Herrin eine Nachfolgerin. Ich muß dir sagen, daß ich nicht nach dieser Ehre strebe.«
»Ehre? Gewiß, es ist eine Ehre. Aber man muß bedenken…«
»Ja!« Wilma griff nach einem Schreibstift. »Die Verantwortung kann schöpferisch, aber auch zerstörerisch wirken. Das wissen wir alle. Die Wahl muß auf eine Schwester fallen, die die Ernennung nicht nur verdient hat, sondern auch mit ihrer Last fertig wird.«
Delia wollte eine Bemerkung machen, mit der sie das Vertrauen Wilmas zu erringen hoffte, dann aber überlegte sie es sich doch anders. »Du kannst dir vorstellen, daß ich viel zu tun habe. So sehr mir Lancival am Herzen liegt, möchte ich doch nicht länger hier verweilen, als ich muß.«
»Es tut mir leid, das zu hören.«
»Nicht mehr als mir, diese Worte auszusprechen.«
Na bitte, sagte sich Delia. Vielleicht reinigt das die Atmosphäre ein wenig.
Der Stift wurde zwischen den Fingern gedreht. Wilma Llandrin war nicht umsonst Dame Almosenpflegerin. Sie hob den Blick. »Du weißt von den neuen Gardinen für das Refektorium?«
»Ja.«
»Ich werde dich nicht um eine Spende dafür bitten - auch nicht für die tausend Waisen.«
Delia unterdrückte ihr Lächeln - innerlich amüsierte sie sich königlich über die Manipulationen der guten Wilma, so weiblich und doch wirkungsvoll, selbst in einer Welt, in der die Position der Frau gestärkt worden war.
»Ich muß in einem Viertel-Glas bei Aimees Grakvar-Unterricht sein«, sagte sie und warf einen Blick auf die Clepsydra, deren Wasser rosafarben schimmerte. »Anschließend habe ich Jikvar-Unterricht, danach eine Hikvar-Unterweisung - und später werde ich wohl ein Neunfaches Bad genießen. Es sei denn…«
»Nein, nein, Delia. Du mußt dem Rhythmus entsprechen. Ich berufe für heute abend ein Konklave ein.«
»Gut.« Delia wandte sich zum Gehen, schaute aber noch einmal zurück. »Um eines möchte ich dich noch bitten, Wilma: Übertreib es nicht. Lancival käme ohne dich nicht zurecht. Vielleicht kannst du dir das nicht vorstellen, aber wir alle sind davon überzeugt.«
Wilma Llandrin lächelte und griff dann nach einem der unzähligen Berichte und Anforderungen, die sich auf ihrem Schreibtisch häuften. Als Dame Almosenpflegerin hatte sie das letzte Wort. Sie erwischte Delia, als die Herrscherin eben den Türgriff losließ.
»Ach, Delia - ich bitte dich nicht um eine Spende für die Gardinen. Allerdings eröffnen wir eine Woche der Selbstenthaltung. Auch nicht für die Waisen - diese Kosten sind bereits gedeckt. Vielmehr erbitte ich eine Spende für die Reparatur am Krankenhaus der Bescheidenen Schwestern der Gnade. Das Bauwerk wurde in den Zeiten der Unruhe zerstört.«
»Und die Schwestern können den Aufbau nicht selbst finanzieren?«
»Ausgeschlossen. Der Orden der BSG ist nicht reich, und wir haben ihm früher schon geholfen. Die Frauen leisten gute Arbeit.«
»Schön. Ich werde Schmuck verkaufen und dergleichen. Im Augenblick habe ich keine Satteltiere übrig. Die sind noch immer schrecklich knapp.«
»All die Kriege! Ich weiß.«
»Wenn mein Mann von seinen Kämpfen zurückkehrt, veranlasse ich ihn, tief in die Tasche zu greifen. Es sind auch andere Projekte zu bedenken.«
»Dank Opaz hat er Erfolg. Gewiß wird er aus den Ländern der besiegten Feinde mit gold- und beutebepackten Karawanen zurückkehren!«
Delia, die noch auf der Schwelle stand, schüttelte den Kopf und wahrte ein ernstes Gesicht.
»Nein, Wilma. Der Herrscher pflegt seine Feinde nicht grausam auszuplündern. So sind unsere ehemaligen Feinde in Hyrklana und Hamal inzwischen mit uns verbündet. Was die Shanks angeht…«
Wilmas Gesicht ließ keinen Zweifel an dem Abscheu, die sie gegenüber diesen Wesen empfand…
»Was die Shanks angeht, so stinken sie nach Fisch und besitzen wenig, an dem uns gelegen sein könnte. Vielleicht ändert sich das in der Zukunft noch.«
Wilma rümpfte die Nase, bewies aber wieder einmal, daß sie Dame Almosenpflegerin war: »Gold ist Gold, ob es nach Fisch stinkt oder nicht.«
7
Delia war sich ihrer eigenen Fehler klar bewußt und hatte es oft rechtschaffen satt, sie alle ständig ausgleichen zu wollen. Obgleich sie von Krankheit und Schmutz umgeben war, hatte sie die Djangs Tandu und Dalki mit gleichbleibender Freundlichkeit behandelt. Jetzt aber stand sie im gedämpften Licht des Waffensaals, der
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