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Saga von Dray Prescot 28 - Pandahem-Zyklus 02 - Delia von Vallia

Saga von Dray Prescot 28 - Pandahem-Zyklus 02 - Delia von Vallia

Titel: Saga von Dray Prescot 28 - Pandahem-Zyklus 02 - Delia von Vallia Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihr als kleines Mädchen immer wie eine Unterwasserlandschaft erschienen war, und tobte sich an den vorgeschriebenen Übungen mit der Peitsche aus.
    Energisch hieb sie auf Strohpuppen ein. Dabei schwitzte sie nicht. Einige Mädchen, die gleichzeitig trainierten, musterten sie unruhig aus den Augenwinkeln - was sie zusätzlich ärgerte.
    Gewiß, sie war eine Herrscherin. Das durfte aber keinen Einfluß darauf haben, wie sie hier behandelt wurde. Hier in Lancival, in der Schwesternschaft waren alle gleich.
    Ein robustes Mädchen, das wie ein kompakter männlicher Deldar ihr Lederwams zu sprengen drohte, ließ die Peitsche durch die Luft zucken, schlug einer Stoffpuppe das aufgemalte Auge aus und schaute dann über die Schulter auf Delia. Delia widmete sich gerade einer anderen Puppe.
    »Du wolltest etwas fragen?« Delia ließ den Peitschenriemen über den blanken Holzboden schlängeln.
    »Nein… nein, Majestrix…«
    »Du kannst mich Delia nennen wie jede hier.«
    »Ah, ja… äh, Delia…«
    »Üb schon weiter!«
    Das Mädchen kam der Aufforderung nach. Sie weinte nicht, denn eine solche Reaktion war nur unter den ungewöhnlichsten Umständen zulässig. Allerdings verfehlte sie mit den nächsten drei Peitschenhieben ihr Ziel völlig.
    Delia kam sich gemein vor - und zugleich irgendwie erleichtert.
    Bei Vox! Sie war kein Engel, kein Geist der Vollkommenheit. Es tat den anderen ganz gut, ab und zu einmal die Schärfe ihrer Zunge zu spüren zu bekommen.
    Wie dem auch sei - ihre schlechte Laune ging nicht darauf zurück, daß sie hier mit der Peitsche üben mußte, um gleich danach die Klaue zu schwingen; vielmehr begann sie sich wegen Jilian ernsthafte Sorgen zu machen. Was immer über diese junge Dame zu sagen oder bisher noch nicht zur Sprache gekommen war, schien geeignet, ihre Freundin Delia zu bekümmern.
    Seit dem Abend ihrer Ankunft war sie nicht richtig zur Ruhe gekommen: Die Herrin hatte ihren Schwächeanfall erlitten, danach hatte es viel Arbeit gegeben, bis die Dinge wieder einigermaßen liefen. Als Delia schließlich mit Peitsche und Klaue fertig war und noch einige energische Ringkämpfe mit anderen Mädchen hinter sich gebracht hatte, fand sie Zeit, die Vizemarschallin aufzusuchen.
    Thalmi Crockhaden, Vizemarschallin des Ordens, erhob sich, als Delia den kleinen Arbeitsraum betrat. Mit ihrem hellgelben Haar wich Thalmi etwas von der üblichen vallianischen Linie ab, obwohl sie natürlich in diesem Land geboren war; vor längerer Zeit schien ein Vorfahr vom Weg abgekommen zu sein. Sie war nicht übermäßig groß und von kaum auffälliger Statur, und so lag es nicht nur an ihrer Position im Orden der SdR, daß sie Delia an Naghan Vanki erinnerte, den Spionmeister des Herrschers. Die meisten jüngeren Schwestern hatten den Eindruck, als verbringe Thalmi ihre Zeit damit, ihnen die ungünstigsten Stundenpläne für das Training zuzuweisen. Andererseits wurde behauptet, sie lasse ihre Arbeit nur von Assistentinnen erledigen.
    Dabei war das Bild nicht ganz unrichtig. Denn Thalmi konzentrierte sich darauf, von Lancival und anderen Orten aus ein umfassendes Spionagenetz zu len ken.
    »Es geht dir gut, Delia?«
    »Mehr oder weniger. Und dir?«
    »Zuviel zu tun, wie immer. Die Herrin - beten wir zu Opaz, daß sie sich schnell wieder erholt - hat dir bestimmt gesagt, warum du hier bist. Es geht um deine Freundin Jilian die Süße - ein bemerkenswertes Produkt der SdR und im Begriff, uns zu verlassen.«
    In Thalmis Blick, die nun nach der Armlehne ihres Sitzes tastete und sich niederließ, schien keinerlei Anklage zu liegen; mit einem Kopfnicken bedeutete sie Delia, dem Beispiel zu folgen. Delia aber wollte zunächst alles Unausgesprochene aus dem Weg haben.
    »Ehe wir von Jilian sprechen - weißt du etwas Neues über Dayra?«
    »Nichts. Die Prinzessin ist in letzter Zeit nicht weiter aufgefallen. Nicht seit sie mit einigen Freundinnen einen verlassenen Tempel ausraubte - irgendeinem mönchischen kleinen Gott geweiht.«
    »Sie ist in schlechte Gesellschaft geraten, das wissen wir. Dafür übernehme ich aber die volle Schuld…«
    »O nein, Delia! Nein! Das weiß ich nun besser. Viel größere Schuld trägt dein schurkischer Ehemann, der sich Herrscher nennt!«
    »Das kann ich nicht glauben.«
    »Glaub, was du willst, Schwester. Dadurch änderst du die Wahrheit nicht, oder zumindest…« Thalmi setzte ein breites Lächeln auf, erfreut über ihre dummen Worte. Sie und Delia wußten, daß Wahrheit nur das war, was

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