Saga von Dray Prescot 29 - Pandahem-Zyklus 03 - Die Feuer von Scorpio
Bursche.
Scaura Pompino hatte ihnen die Kehle durchgeschnitten.
Ashti trat vor, hob einen Dreizack vom Boden auf und begann den Rapa damit zu stubsen.
»Schon gut, Ashti. Er ist längst auf dem Weg zu den Eisgletschern Sicces. Er spürt nicht mehr, wie du ihn stichst.«
»Aber ich spüre, wie ich ihn steche.«
Bei solcher Logik läßt sich schwer diskutieren.
Die Frau mußte plötzlich lachen. Sie warf den Kopf in den Nacken, ließ das Haar herumwirbeln und konnte nicht aufhören zu lachen.
»Das Mädchen hat recht! Schaut euch die vier brutalen Kerle an! Tot! Möge Horato der Mächtige sämtlichen Abschaum so vernichten!«
»Worauf hatten sie es abgesehen, meine Dame?«
»Abgesehen?« Sie nahm sich zusammen und schaute mich an, als nähme sie zum erstenmal Notiz von mir.
Ich mußte Geduld haben. Leises Geschrei war zu hören - der Chulik ließ offenbar die Zwillinge frei.
»Sie interessierten sich für Pompino. Ich bin auch gekommen, um ihn zu sprechen. Aber was wollten sie von ihm?«
»Lern«, erwiderte sie, und die Art und Weise, wie sie das Wort aussprach, zeigte mir, daß sie kein Anhänger dieser Religion war. »Die silberne Obszönität.«
An der pandahemischen Südküste gab es offenbar die unterschiedlichsten Lebensformen. Die Dschungelbewohner waren es gewöhnt, von Gefahren umgeben zu sein - der Dschungel war ihr Zuhause und gleichzeitig ihr Grab. Für sie war der Tod einfach ein weiteres Stadium der Existenz. Trotz ihres jungen Alters stand Ashti dem Tod anderer Menschen mit einer Verachtung gegenüber, die sich möglicherweise auch auf ihren eigenen Tod erstreckte.
Die Städter, die sich hier nach und nach angesiedelt hatten, blickten auf eine sehr unterschiedliche Herkunft zurück. Die Dschungelbewohner duldeten sie in einem gewissen Maße. Zu einem Zusammenprall von Kulturen war es nicht gekommen - jedenfalls bis jetzt nicht, denn auf Kregen war alles möglich.
So nistete sich denn ein unschöner Verdacht gegen meinen Gefährten Pompino bei mir ein. War er womöglich ein Anhänger Lems des Silber-Leem geworden?
Möglich schien es. Er war wie ich Kregoinye, ein Agent der Herren der Sterne, der auf dieser Welt immer wieder Kastanien aus dem Feuer holen mußte. Im Gegensatz zu mir hielt er die Everoinye für so etwas wie Götter und war erfüllt von Stolz, für die Aufgabe auserwählt wordenzu sein. Dieses bewußte Überlegenheitsgefühl ist natürlich allen Khibils eigen. Bei Pompino allerdings war der Stolz gegen eine vernünftige Einschätzung seiner selbst aufzuwiegen. Vielleicht hatten ihn Versprechungen blind gemacht. Vielleicht hatten die Anhänger Lems Pompino in einer schwachen Stunde erwischt. Denn wenn er nicht im Auftrag der Herren der Sterne unterwegs war, saß er unruhig da und hing seinen Gedanken nach - dies hatte er mir selbst gesagt. Wenn er sich gerade mal irgendwie gekränkt fühlte... und zufällig die Leem-Freunde vorbeikamen... O ja, möglich wäre es durchaus.
Im nächsten Augenblick stürmten kreischend die beiden Zwillingspärchen herein und warfen sich auf die Mutter. Wenn ihnen das Blut und die Toten auffielen, so war ihnen das nicht so wichtig wie ihre Mutter.
Ich schnappte mir Ashti und verließ den Raum.
Es gab viel aufzuräumen, und ich wollte nichts damit zu tun haben. Ashti versetzte mir einen Tritt und verkündete: »Ich habe Durst.«
»Gut«, antwortete ich, »wir besorgen dir Sazz.«
Chenunga der Chulik folgte uns und ging den Korridor entlang. Er wollte sich seinen kleinen Speer zurückholen und mit der Beseitigung der Toten beginnen. Er bemerkte Ashti und mich.
»Herr?«
»Wir kehren in der Rache des Swod ein.«
»Aber... Lady Pompino wird wollen, daß ihr hier mit ihr zu Abend eßt.«
»Das kann ich mir vorstellen. Aber mir gefällt der Blutgeruch nicht.«
Das Chulikgesicht wirkte plötzlich noch gelber. »Es wird alles saubergemacht.«
»Dann kommen wir später wieder. Sag mir eins, Chulik, wo ist dein Herr?«
»Er wird von Zeit zu Zeit geschäftlich fortgerufen«, antwortete er ohne Zögern. »Er ist wieder auf einer solchen Reise. Ich weiß nicht, wann er zurückkehrt.«
»Und was wollte dieser leemverehrende Abschaum von ihm?«
»Das weiß ich...«
»Dann sag es mir, Chenunge der Ob-Äugige!«
Beim Sprechen bewegte sich sein Haarschwanz. Das eine Schweinsäuglein musterte mich eingehend und scheinbar abweisend.
»Die Leute wollten den Herrn veranlassen, dem Orden beizutreten. Er weigerte sich. Beim letzten Zusammentreffen tötete
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