Saga von Dray Prescot 30 - Pandahem-Zyklus 04 - Die Klauen von Scorpio
Seherin.«
»Du vertraust ihr?«
»O nein«, erwiderte Framco der Tranzer.
Um die Mittstunde, als wir uns mit dem Gedanken trugen, eine leichte Erfrischung einzunehmen, meldete einer von Framcos Männern, ein Ift-Trupp mit drei Wagen sei dabei beobachtet worden, wie er das Innere Tor verließ, das zum Hinterland hinausführte.
»Ihnen nach!« brüllte er. »Alles aufsteigen! Wir holen sie ein und präsentieren ihnen die Rechnung, bei Odifor!«
Mehrere Hersanys wurden aus den Ställen geholt und gesattelt. Hersanys sind großgewachsene häßliche Wesen mit dichtem kreideweißen Fell und mit sechs Beinen, die so behäbig trampeln wie die einer Totrix. Aber sie besitzen eine große Ausdauer, die Hersanys, und halten sich im brutalen Gedränge einer Kavallerieattacke ausgezeichnet. Framcos Wächter stiegen auf.
»Komm in den Sattel, Jak!« rief Pompino vom Rücken seines Reittiers. »Jetzt geht's um die Entscheidung!«
»Hör zu, Pompino.« Ich ergriff seinen Zügel. »Reite du ruhig hinter den Ifts her. Vielleicht findest du Lady Tilda bei ihnen ...«
Er zog ein besorgtes Gesicht. »Du rechnest nicht damit?«
»Ich weiß es nicht, bei Pandrite. Ich halte es jedenfalls nicht für klug, alle unsere Kräfte auf einen Aspekt der Sache zu konzentrieren.«
Er nickte. »Dann folge ich diesem Hinweis allein. Wenn du sonst noch etwas findest, schickst du mir einen Boten – die Leute hier wissen, welche Richtung wir genommen haben.«
»So soll's geschehen.«
»Vielleicht sollte ich bei dir bleiben und Framco für sich reiten lassen ...«
»Die Entscheidung liegt bei dir. Aber ich möchte mich mal allein umschauen, möchte mein Näschen einsetzen.«
»Ein verdammt großer Schnüffelhaken ist das, soviel ist klar. Also gut. Ich jage mal einen Tag mit, dann komme ich zurück.«
»Einverstanden.«
Die Horde entfernte sich trappelnd, wie eine Jagdmeute, die es auf Leems abgesehen hat, und ich kehrte in den Palast zurück und war frei, meine üblen Pläne in die Tat umzusetzen.
10
Wenn man die Sache leidenschaftslos betrachtet, konnte man mit Logik vermuten, daß sich Twayne Gullik, der gewissenhafte Kastellan, um seine Herrin Sorgen gemacht hatte und uns ungehobelten Neuankömmlingen zutiefst mißtraute. Daraufhin hatte er die Frau an einen noch sichereren Ort gebracht. So etwas war durchaus vorstellbar.
Es war ihm nicht gelungen, uns aus dem Palast zu vertreiben. Allerdings wußten wir, daß die Kovneva den Palast verlassen hatte, ehe Gullik mit uns sprach. Wollte er nur ganz, ganz sichergehen? Möglich wär's gewesen.
So oder so – wir hatten alle Möglichkeiten im Griff. Wenn Tilda bei Gullik in Sicherheit war, konnte nichts passieren. Wurde sie allerdings entführt – wobei man wohl kaum behaupten konnte, daß das gegen ihren Willen geschähe, weil sie sich vermutlich in einem Zustand fröhlicher Desorientierung befand –, würden Pompino und die Leute von der Jungfrau von Tuscurs sowie Framco und seine Wächter alles Nötige tun, um sie dem räuberischen Ift abzunehmen. Wenn er ein Räuber war.
Framco hatte eine Handvoll Männer unter dem Kommando eines Ord-Deldars zurückgelassen. Sie mußten den Palast bewachen. Sollte etwas Unerwartetes geschehen, würden sie alle Hände voll zu tun haben. Ich nahm an, daß die Gefahren, die wir vorausgeahnt hatten, doch vielleicht etwas übertrieben worden waren, da sie sich gegen Personen und nicht Sachen richteten. Vielleicht aber auch nicht. Sollte eine johlende Meute in den Palast einfallen, um ihn zu plündern, würden die Wächter sie vertreiben; schlichen sich Attentäter oder andere Leute herein, um Tilda den Garaus zu machen, würden sie ins Leere laufen.
So nahm ich meine nächste Aufgabe in Angriff; dabei fühlte ich mich einerseits unzufrieden, wußte aber auch, daß auf dem Gebiet nichts anderes zu unternehmen war.
Würde ich einen Tempel niederbrennen, ehe Pompino zurückkehrte, würde er mir vorwerfen, ihn um seinen Spaß zu bringen. Aber immerhin konnte ich versuchen, die Standorte dieser Tempel festzustellen. Gleichzeitig wollte ich mich nach den Ifts und der Kovneva erkundigen.
Da ein Kostümwechsel angebracht war, suchte ich den Ersten Kammerherrn auf.
Er hatte sich noch lange nicht beruhigt. Bebend lag er in seinen Gemächern im Bett. Zwei Lakaien wollten mir den Zutritt verwehren, doch ich schaute sie nur an und schritt über die Teppiche zum Lager Constanchions.
Mit fiebrigen Augen, unter denen schwarze Ringe lagen, schaute er zu mir
Weitere Kostenlose Bücher