Saga von Dray Prescot 30 - Pandahem-Zyklus 04 - Die Klauen von Scorpio
auf.
»Ich kann dich nicht bemitleiden«, sagte ich offen heraus. »Wenn du Mädchen auspeitschen läßt, mußt du damit rechnen, selbst verprügelt zu werden. Im Grunde bist du noch gut davongekommen.«
Er stöhnte. Schock, Entwürdigung, Angst – dies alles machte ihm zu schaffen. Körperlich war ihm nichts geschehen.
»Ich brauche etwas anderes anzuziehen. Ich wollte nachschauen, ob es dir wieder besser geht, und dir gleichzeitig mitteilen, daß ich die Garderobe des Kovs plündere. Glaub mir, er wird mir gern überlassen, was ich aussuche. Was dich betrifft, so wirst du die Männer und Frauen, die dir unterstellt sind, nach deiner Gesundung zuvorkommend und rücksichtsvoll behandeln. Wenn nicht – nun ja, dann könnte alles geschehen, bei der Blauen Ferne Pandrites! Dernun? «
Meine energische Nachfrage, ob er verstanden hätte, ließ ihn zusammenfahren. Er rang sich ein schwaches Nicken ab. Eine Sklavin wischte ihm Speichel von den Lippen. Ich schaute sie an, ein Fristlemädchen mit silbrigem Fell und einem von einer blauen und grünen Schleife verzierten Schwanz.
»Wenn er dich schlägt, gibst du mir Bescheid, Fifi. Er wird dich nicht wieder schlagen.«
Während mir diese törichte Äußerung noch in den Ohren widerhallte, verließ ich den Raum. Wie Sie sich vorstellen können, regten mich die Zustände, die in Pandos Palast herrschten, ziemlich auf.
In den prächtig ausgestatteten Räumen, die dem Kov persönlich zur Verfügung standen, fand ich Kleidung, die diesem äußeren Rahmen durchaus angemessen war. Seine Tuniken waren nicht weit genug, um meine Schultern zu umspannen, doch brauchte ich vor allem einen pandahemischen Hut und einen weiten capeähnlichen Umhang, der in Pandahem als Puttah bekannt ist. Ich wählte einen mit blauer Grundfarbe und nicht zu vielen schwarzen und silbernen Stickereien, denn mein Geschmack lief wahrlich nicht ins Herausgeputzte. Mit dem Cape über den Schultern und einer frischen grauen Hose, außerdem den breitkrempigen Hut ins Gesicht gezogen, war ich ausgesprochen gut gekleidet.
Der Fristle Ord-Deldar, der sich als Naghan der Pellendur vorstellte, bot mir einen Hersany an. Ich bedankte mich, sagte, daß ich lieber zu Fuß ginge, und wanderte aus dem Tor. Es amüsierte mich ein wenig, als die beiden Gardisten in ihren winzigen Wachhäuschen ruckhaft die Speere zurücknahmen. Ich legte grüßend einen Finger an die Hutkrempe, warf den Puttah schärpenähnlich über die linke Schulter und machte mich daran, in Pandos Port Marsilus Erkundigungen einzuziehen.
Sein Hut, das sollte ich anmerken, wies eine wunderschöne perlgraue Tönung auf und zeigte sich mit einem schwarzen Samtband höchst elegant. In diesem Band steckte ein flottes Bündel grüner Federn und belebte, das muß ich heute zugeben, die Kombination sehr. Mit einer Geste, die recht engstirnig war – ich gebe es zu, ich gebe es zu! – riß ich die grünen Federn heraus und schleuderte sie zu Boden. Aus solchen Dingen setzt sich das Leben eines Menschen zusammen – aus sinnlosen Gesten, irrationalen Treuegefühlen, einer kindischen Annäherung an die ernsthaften Fragen der Existenz ...
Wie man mit Kindern umging ... also, da kannte ich mich aus. Oder etwa nicht? Natürlich kannte ich mich aus – oder bildete mir das wie jeder stolze Vater ein. Aber Kinder entsprechen nicht der Form, in die die Eltern sie gießen wollen. Ich kann an dieser Stelle nicht behaupten, daß auch nur eines meiner Kinder seinem Vater nachgeschlagen wäre – außer in dem verdrehten Sinne, daß Dayra am liebsten mit Peitsche und Klaue nach mir gehauen hätte. Auch wenn sie im entscheidenden Augenblick vor dem Zuschlagen noch zurückgescheut war ...
So ging ich meinen finsteren und unschönen Gedanken nach, ausgelöst von einem Bündel grüner Federn, und versuchte energischer auszuschreiten. Als erstes wollte ich in einer Taverne Station machen, bei Krun!
Unter dem Zeichen des Hersany und des Queng stürzte ich einen Krug Bier in mich hinein und verzehrte zwei Käsebrote mit allerlei eingelegtem Gemüse. In dieser Zeit ließ ich die anderen Gäste nicht aus den Augen – Kaufleute der Mittelschicht, ein Bursche, den die Farbe an den Fingern und die abgegriffene Mustermappe neben seinem Stuhl als Künstler auswies, ein Bauer, der in wichtiger Angelegenheit in die Stadt gekommen war und sich in farblich schlecht passende Kleidung gehüllt hatte; außerdem ein Söldner – der hier ein wenig fremd am Platz wirkte, der aber tazll
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