Saga von Dray Prescot 30 - Pandahem-Zyklus 04 - Die Klauen von Scorpio
mich zur Audienz bei Kovneva Tilda. Dabei hat sie den Zhantil-Palast längst verlassen. Sie war bereits abgefahren, als du mit mir sprachst. Also, Dom, wo ist sie?«
Die Augen drohten ihm aus dem Kopf zu treten. Schaum erschien ihm auf den Lippen.
»Ich weiß es nicht!«
Ich schlug ihn nicht, denn das brachte mich nicht weiter. Ich betrachtete ihn nur mitleidig. Dann schaute ich zu dem Balken empor und zerrte ihn darunter. Meine Linke ließ ihn nicht los, während ich mit der anderen Hand den Thraxter dazu benutzte, dem Mädchen die Fesseln zu durchschneiden. Sie sank in die Arme ihrer Gefährtinnen, die deutlich machten, daß sie ihr in dieser unmöglichen Situation beistehen wollten. Der Mut dieser Sklavinnen war noch ungebrochen; sie waren keine willenlosen Grakvushis.
Sie zitterten zwar am ganzen Leibe, wie man es nicht anders erwarten konnte, doch ließ mich ihre Handlungsweise vermuten, daß sie noch nicht lange versklavt waren. Ein Mädchen war eine Sybli, ein zweites eine Sylvie, die übrigen Apims. Sie waren ausnahmslos hübsch. Ich seufzte.
Ich hievte Constanchion ziemlich schwungvoll am Balken hoch und schaute mir die Mädchen an.
»Zwei von euch machen bitte seine Fußgelenke am Balken fest.«
Die Sybli mit ihrem kindlichen Gesicht lächelte nur und kümmerte sich weiter mit einem Waschlappen um das bestrafte Mädchen. Die Sylvie und das Apim-Mädchen sprangen auf, suchten hastig frische Fesseln zusammen und machten Constanchion fest. Ich beugte mich herum und starrte in sein nach unten hängendes angeschwollenes Gesicht.
»Du weißt, was jetzt passiert, Erster Kammerherr. Aber natürlich wirst du es nicht dazu kommen lassen. Du wirst mir verraten, wo sich die Kovneva befindet.«
Der Schock und die Angst versetzten ihn in Hysterie.
Gleichwohl plapperte er: »Ich weiß es nicht! Eine Horde Iftkin kam auf Twayne Gulliks Geheiß und brachte die Kovneva fort. Man hat mir nicht gesagt ...«
Ich runzelte die Stirn.
Die Aussage des Kammerherrn klang glaubwürdig. Twayne Gullik ... vielleicht hatte Pompino recht, vielleicht war der Ift ein durchtriebener Schurke, vor dem man sich in acht nehmen mußte.
Die Sylvie griff nach der blutigen Peitsche.
Mit dem Gefühl eines Mannes, der erkennen muß, daß ein Korallenriff ein riesiges Loch in sein Schiff gerissen hat, mußte ich mir eingestehen, daß die Situation außer Kontrolle geraten war. Was so ganz gemächlich begonnen hatte, würde von anderen zu Ende gebracht werden, die eigene Interessen verfolgten. Wieder beugte ich mich zu Constanchion dem Rod hinunter.
»Wenn du es weißt, mußt du es mir sagen. Die Mädchen werden dich nicht gerade rücksichtsvoll behandeln.«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Nun, wohin würde Gullik sie vermutlich bringen?«
»Seine Leute haben ein Schloß in Igbolo, tief im Wald ...«
Die Sylvie ließ pfeifend die Peitsche herumschnellen, und der Erste Kammerherr stieß einen Schrei aus, obwohl das Leder ihn gar nicht berührt hatte. Die blaue Robe hing ihm rings um den Kopf herab, doch war ich sicher, daß ihm die Mädchen den Rest seiner Kleidung abnehmen würden, ehe sie sich austobten.
»Igbolo«, sagte ich. »Das hilft mir nicht weiter. Das mußt du mir schon genauer beschreiben.«
»Ich kann dich hinführen – glaube ich«, sagte er hastig, sah er doch einen Ausweg aus seiner Klemme. Dabei wußte ich nicht mehr, ob ich die Mädchen noch würde aufhalten können, sobald sie in Fahrt kamen.
»Was soll das heißen – ›glaube ich‹?«
»Der Weg dorthin ist mit allerlei Fallen gespickt. Das Bauwerk liegt irgendwo im Wald. Ich war niemals dort ...« Diese letzten Wort bereute er sofort und versuchte ihre Wirkung zu verwischen: »Aber man hat mir den Weg beschrieben.«
Ich war inzwischen ziemlich sicher, daß er den Aufenthaltsort der Kovneva nicht kannte. Sie mochte sich in Gulliks Iftkin-Schloß Igbolo befinden. Vielleicht aber auch nicht.
»Hast du sonst noch Ideen, wo sie sein könnte?«
»Nein! Ich weiß es nicht – rette mich, rette mich, Horter Jak!«
Ich verkniff mir ein Lächeln. »Wenn du darauf bestehst, Mädchen zu fesseln und auspeitschen zu lassen, kannst du dich nicht beklagen, wenn die Betroffenen den Spieß einmal umdrehen! Ist das nicht irgendwo gerecht?«
»Bei deiner Liebe zu Pandrite, rette mich!«
»Horter«, sagte die Sylvie, »ich weiß nicht, wer du bist, aber ich habe das Warten langsam satt.«
»Wir wechseln uns ab«, sagte das Apimmädchen.
»Selbstverständlich, Natalini, wir
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