Saga von Dray Prescot 31 - Pandahem-Zyklus 05 - Die Masken von Scorpio
Sein fuchsiges Gesicht verzog sich, und er schnüffelte wieder.
Ich wollte schon schnippisch anmerken, daß wir wohl wüßten, wie schlecht wir röchen, da hielt ich inne und verzog ebenfalls die Nase.
»Kein Zweifel«, verkündete Pompino.
Ungemein befriedigt sagte Käpt'n Murkizon: »Klare Sache: geröstetes Voskfleisch.«
»Dazu Momolams.«
Und schon schnüffelten wir uns um die Wette durch die leckeren Speisendüfte, die durch das offene Gitter hereinwehten. Unser Eigenduft war vergessen.
Jeder roch sein Lieblingsgericht heraus. Sie waren alle vertreten.
»Wenn das nicht schon wieder eine Falle ist ...«, sagte Pompino.
»... muß es sich um Murgons Küche handeln.«
»Richtig. Aber ich beurteile alles, was dieser Mann tut, grundsätzlich mit Mißtrauen. Niemand von euch wird sich auf die Speisen stürzen. Wer es doch tut ...«
Ziemlich mürrisch sagte ich: »Ich kann mir nicht vorstellen, daß Rondas der Kühne sich in nächster Zeit auf irgend etwas stürzt.«
Das war natürlich ziemlich grausam von mir, denn die anderen kannten Rondas' Probleme, doch ich fühlte mich auf seltsame Weise verantwortlich. Während die anderen vorsichtig weiterwanderten und Nath der Knorpel und ich Rondas zwischen uns stützten, überlegte ich, daß ich in meinem Leben schon genug Verantwortung übernommen hatte – bei Zair! –, wenn auch zumeist ziemlich unwillig. Auf seltsame Weise kann Verantwortung gegenüber anderen einen Mann schwerer behindern als alle Eisenketten auf Kregen.
Schließlich holten wir in einem hohen scheunenartigen Verlies die anderen ein. An zwei Wänden brausten offene Feuerstellen, dazwischen standen breite Tische und bogen sich unter Leckereien aller Art: Töpfe brodelten, Pfannen zischten, Röstbraten drehten sich, und die herrlichen Düfte, die uns das Wasser im Mund zusammenlaufen ließen, gaukelten uns eine Zauberwelt vor.
Die Köche und Dienstboten kauerten an der Wand, die nur Regale enthielt, und ein Trupp von Naghans Fristles bedrohte sie abwesend und einhändig mit ihren Speeren, während sie sich mit allem sattaßen, was die andere Hand zu packen bekam.
Nath und ich hatten dagegen keine Einwände, denn auch wir hungerten. Wir steuerten den nächsten überladenen Tisch an. Rondas, den wir bequem auf die Seite legten, schien sich nicht im geringsten für die Speisen zu interessieren. Wir brachten ihm etwas gegen den Durst, das ihm aber sonst eher schaden konnte, auch wenn ich überzeugt war, daß der Pfeil seine Eingeweide nicht verletzt hatte.
Pompino wälzte sich herum, schluckte einen Bissen hinunter, rülpste und sagte: »Murgon gibt gerade ein Festmahl. Ich kann mir vorstellen, daß er nicht lange auf den nächsten Gang warten will.«
»Schlechte Bedienung kann er nicht ausstehen«, sagte ich feierlich und freute mich bereits darauf, was nun folgen sollte.
Denn Pompino der Iarvin war natürlich ein schlauer Kregoinye und erkannte wie ich – und wahrscheinlich noch eher als ich –, wie der nächste Schritt aussehen mußte.
»Obwohl ich es nicht ausstehen könnte, Pompino, wenn sich Rondas' ärztliche Versorgung noch weiter verzögern sollte.«
»An dem Fest nimmt auch eine Nadelstecherin teil. Ich habe mich danach erkundigt.«
»Dann mache ich mit! Mal sehen, ob wir ein bißchen Zug in unseren Haufen bekommen. Wenn wir sie gewähren lassen, stopfen sie sich voll, bis sie keinen Finger mehr rühren können.«
Die Bäuche gefüllt mit hervorragenden Speisen, das Blut noch erhitzt von den Beleidigungen, die sie in diesem Palast erfahren hatten, waren die Männer durchaus geneigt, Strom Murgon und seinen Kumpeln die Leviten zu lesen. Auge um Auge – so unschön diese Maxime auch ist, sie funktioniert doch auf gewissen Ebenen recht gut.
»Bedenke eins«, sagte ich zu Pompino. »Murgon feiert spät. Die Nacht dauert nicht ewig. Man könnte sich fragen, wie der Anlaß aussieht – natürlich abgesehen von der Dame Dafni.«
»Man braucht nicht immer einen Grund für ein Fest, Jak Leemsjid!«
Ich stimmte ihm zu. Wie Pompino meinen neuen Namen aussprach, ging mir durch den Kopf, daß ihm etwas fehlte, ein gewisser Rhythmus. Es fehlte eine bindende Silbe ...
Die böse Phantasie unserer Kampfgefährten ging schnell neue Wege, und es dauerte nicht lange, bis sie die zerschlissene, aber farbenfrohe Kleidung der Dienstboten angelegt hatten. Bei der Umzieherei gab es unterdrücktes Gelächter. Waffen wurden versteckt. Quendur steckte sein Schwert in einen großen Kuchen und band
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