Saga von Dray Prescot 31 - Pandahem-Zyklus 05 - Die Masken von Scorpio
dazu überreden lassen, mich vor der Stadt abzusetzen, ehe er seinen Rückflug nach Vallia fortsetzte. »Es gibt Menschen, die anscheinend zum Sklaven geboren sind, und grausame Männer und Frauen, deren Bestimmung es zu sein scheint, sie zu unterdrücken. Das ist aber nicht die Wahrheit hinter ihrer Geburt oder Neigung. Der Grund liegt einfach darin, daß manche Menschen mit dem Leben weniger leicht fertig werden und Hilfe brauchen. Seit unzähligen Perioden ist anderen dazu nur die Lösung eingefallen, sie zu unterdrücken. Der richtige Weg wären Sympathie und ein Erziehungsprogramm mit Hilfe eines Ib-Meisters.«
»Du wirst mir doch aber zugeben, Majister, daß Opaz manche Menschen dazu erschaffen hat zu führen, und andere dazu, geführt zu werden.«
»Man kann viele Menschen anführen, ohne sie gleich zu Sklaven zu machen.«
Er schaute kurz von den Kontrollen auf.
»Daß du mich nicht falsch verstehst. Ich verabscheue die Sklaverei nicht nur wegen der Dinge, die den Sklaven angetan werden, sondern auch wegen ihrer Einflüsse auf die Sklavenherren. Seit meinem Studium an der Universität von Bryvondrin bin ich ans Diskutieren gewöhnt. Und wie gesagt hat es Opaz in seiner Weisheit für richtig befunden, einigen Leuten – wie du es richtig ausdrückst – das Verständnis dafür zu versagen, was das Leben bedeuten kann. Sie sind die Herde.«
»Durchaus. Die Verbannung der Sklaverei aus Vallia hat nicht auf wundersame Weise zur Folge, daß diese verwirrten Menschen nun plötzlich ihre Probleme lösen. Aber wir arbeiten daran.«
Das kregische Denken in wissenschaftlicher und religiöser Hinsicht läuft etwas anders, wenn man von der irdischen Norm ausgeht. Den hier gepflegten Philosophien legen kregische Denker das Konzept von Geist und Körper als Zwillingen zugrunde. Alles, was nicht körperlich ist, wird dem Ib zugerechnet. Darin versammeln sich Geist und Seele. Doch sind die Unterscheidungen viel feiner zu sehen; so weiß man natürlich, wenn ein Mann einen Schlag über den Kopf erhält und der Schädel birst, daß das Gehirn das physische Heim seines Ib ist, wozu auch noch die verbleibenden Nervenleitungen im Körper gehören. Man kann aber von seinem ›Ib losgebrochen‹ sein und als Gespenst durch die Welt ziehen. In verschiedenen kregischen Landesteilen zirkulierten gänzlich andere Philosophien, die Wahrheiten zu begreifen und zu erklären versuchen, wie sie – nun ja – bloßen Sterblichen vielleicht gar nicht zugänglich waren. Vielleicht ...
»Achtung!« unterbrach Naghan. »Geradeaus voraus. Voller.«
Jedes Flugboot, das sich über Pandahem blicken ließ, war bedeutsam.
Wir suchten den Himmel ab, dessen tiefhängende Wolken unter uns dahinglitten und die Strahlung der Sonnen auf geradezu überwältigende Weise zurückwarfen.
Ich erhaschte einen kurzen Blick auf den Voller, ehe er in einer hohen Wolkensäule verschwand.
»Hast du ihn gesehen?«
»Es war zu schnell wieder verschwunden.«
Ich runzelte die Stirn. »Könnte sein, daß ...«
»Ich hab's ja immer gesagt«, äußerte Naghan Veerling und lachte laut auf. »Wer mit Dray Prescot reist, dem Herrscher von Vallia, kommt um ein Abenteuer nicht herum.«
»Vielleicht schmeckt dir dieses Abenteuer aber gar nicht«, sagte ich mürrisch.
»Was Opaz will, läßt Opaz geschehen.«
»Das ist wahr, bei Vox! Und jeder neue Voller über Pandahem kann nur Schlimmes bedeuten.«
Wir hatten einen weiten Bogen über das Meer gemacht, um auf unserer Reise von Memguin in Menaham nach Port Marsilus im tomboramschen Bormark nicht beobachtet zu werden. Vielleicht hatte sich der Bursche da vorn etwas ähnliches überlegt. Gleich darauf raste der andere Voller aus der Wolke hervor. Ich kniff die Augen zusammen und rief: »Bei Zair! Es ist die Goldener Zhantil .«
Sofort überfiel mich ein ganzes Bündel widerstreitender Gefühle und raubte mir jede Kraft, bis ich mich nur noch zitternd umdrehen konnte.
»Majister!«
»Jetzt wirst du fliegen müssen wie nie zuvor, Hikdar Naghan Veerling!«
Mein Ton ließ ihn zusammenfahren und Haltung annehmen. Er spürte sofort, daß das von ihm ersehnte Abenteuer nun begänne.
»Ich hoffe, ich bin zuversichtlich ... ach, ich bete darum! –, daß der Voller dort unten von einer Dame gesteuert wird, der Dame Ros Delphor. Sie liegt mir sehr am Herzen. Ich gäbe mein Leben für sie. Wenn sie in der Klemme steckt, wenn sie Schwierigkeiten hat oder dort an Bord gefangengehalten wird ...«
»Majister! Dann retten wir
Weitere Kostenlose Bücher
Inherit the Dead Online Lesen
von
Jonathan Santlofer
,
Stephen L. Carter
,
Marcia Clark
,
Heather Graham
,
Charlaine Harris
,
Sarah Weinman
,
Alafair Burke
,
John Connolly
,
James Grady
,
Bryan Gruley
,
Val McDermid
,
S. J. Rozan
,
Dana Stabenow
,
Lisa Unger
,
Lee Child
,
Ken Bruen
,
C. J. Box
,
Max Allan Collins
,
Mark Billingham
,
Lawrence Block