Saga von Dray Prescot 32 - Pandahem-Zyklus 06 - Seg, der Bogenschütze
innerhalb des Deldar-Ranges fünf Stufen unter Bandlar. Seine Pakai zeigte nur silberne Stücke und war erheblich kürzer als die Pakai, die so aufdringlich an Bandlars Schulter leuchtete.
»Ja, Deldar?« Bandlars grobe Brokelsh-Stimme gab seine Ansichten auf kränkende Weise wider.
Wie um seine Anwesenheit zu erklären, deutete Stroikan mit dem rechten Daumen auf einen Stapel Waffen in der Ecke.
»Der Jiktar möchte über den Verbleib jedes Stückes Bescheid wissen.«
Bandlar tat diesen Eröffnungsschachzug ab. »Von mir aus. Ich habe mir die Sachen angeschaut. Hauptsächlich Krasny-Stücke. Die Paktuns, die wir unten im Loch stecken haben, hatten bessere Waffen. Vor allem diese große Eisenstange, die einer der Onker bei sich hatte – welcher vernünftige Paktun würde sich damit abschleppen?«
»Soll wohl ein Schwert sein.«
Nath wagte sich dazwischen.
»Ich nehme an, es findet zeremonielle Verwendung. Wahrscheinlich hat er das Ding dem Gefolge eines Edelmanns gestohlen – vielleicht sogar einem herumziehenden König.«
»Dann ist er ein üblerer Onker, als ich angenommen hatte.«
Bandlar der Speer stolzierte fort, und nachdem Stroikan sich so weit vergessen hatte, vor Nath die Schlüssel eine Grimasse zu machen, begab auch er sich zu den anderen Wächtern, um sie zu überprüfen. Nath blieb allein zurück und konnte sich weiter seinem Käsekuchen widmen.
Das hoffte er.
Aus dem tiefen Verlies tönte erneut ein Scharren und Knirschen, und wieder mußte er kauend lächeln. Die armen Kerle taten ihm beinahe leid. Ganz knapp erhaschte er einen Blick auf einen erstaunlichen Schatten an einer Stelle, wo das Kerzenlicht eigentlich nichts hätte verdunkeln dürfen – dann wurde der schwarze Mantel Notor Zans über ihn geworfen.
Khardun sagte: »Du hättest ihn nicht gleich bewußtlos schlagen müssen, Dorvenhork. Jetzt können wir ihn nicht verhören.«
»Lieber so als Gefahr laufen, daß er sich die dumme Seele aus dem Leib schreit.«
Leise schoben sich die anderen in den Raum. Umtig wölbte die Brust vor Stolz. Er strahlte. Herr Clinglin hatte seine Aufgabe mit erstaunlicher Präzision und Geschicklichkeit erfüllt; er brachte die Schlüssel in das Verlies und ließ sie dabei nur einmal kurz klirren. Nun hatte sich Umtig den Spinlikl wieder um den Hals gelegt und konnte in Ruhe verfolgen, wie die großgewachsenen haarigen Kämpfer ihre Aufgabe in Angriff nahmen.
Seg entdeckte die in der Ecke aufgestapelten Waffen.
Jeder Mann nahm seine Sachen an sich – einige mit leisem Freudenruf, andere mit Erleichterung. Seg wälzte die Waffen der anderen Gefangenen um, ergriff das schwere Krozair-Langschwert, konnte aber seinen lohischen Langbogen nicht finden.
Der steckte wahrscheinlich noch unbemerkt unter der Landeplanke von Obolyas Boot.
So gab er sich mit einem der kleineren Reflexbögen zufrieden und nahm zwei Köcher mit kürzeren Pfeilen an sich. Dann schaute er in die Runde.
»Also gut, Fanshos. Schießt auf jeden, der uns aufhalten will. Bewegt euch leiser als der Weiße Wind, der über die Wistith-Wüste gleitet.«
Man hatte die Gefangenen mit verbundenen Augen in das Verlies geführt. Jetzt schlichen sie langsam durch den Gang und hörten die trunkenen Gesänge aus den anderen Zellen. Zahlreiche Stimmen meldeten sich und forderten die Betrunkenen auf, Ruhe zu geben; sie sorgten dafür, daß Seg und seine Männer sich mit einer gewissen Sicherheit bewegen konnten.
Der Gang war schlecht beleuchtet, die vergitterten Zellen waren dunkle Löcher. Seg verwarf den Gedanken, die Betrunkenen freizulassen. Die hätten zwar eine hübsche Ablenkung gebracht, andererseits die Wächter viel zu früh alarmiert. Aus einer Zelle tönte ihm plötzlich eine heisere, keuchende Stimme entgegen. »Bei Zim-Zair!« rief sie staunend. »Wie bist du an das Schwert geraten?«
Seg reagierte so schnell, daß seine Füße kaum den Boden zu berühren schienen. Er sprang an das Gitter und schaute angestrengt in die Finsternis. »Bist du das, mein alter Dom?« fragte er.
Zu sehen bekam er einen Mann in einer Tunika, die ehemals weiß geworden war. Ein Talglicht auf der anderen Seite ließ schwach sein Gesicht hervortreten. Er hatte lockiges schwarzes Haar und einen buschigen schwarzen Schnurrbart, den er arrogant hochgekämmt trug. Er sah ziemlich unbändig und temperamentvoll aus und starrte mit einem solchen Hunger auf das Schwert hinter Segs Schulter, daß sein Gesicht förmlich erstarrt wirkte.
Er sprach. Einige seiner
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